Ja, Freie Software hat Zukunft

Bernhard E. Reiter bernhard at fsfe.org
Mo Mai 2 07:57:49 UTC 2022


Hallo Christian,

Am Sonntag 24 April 2022 10:49:10 schrieb Christian Imhorst:
> in der aktuellen c't haben sie ein Interview mit dem IT-Leiter von
> Schwäbisch Hall, Mathias Waack, mit dem Titel:
>
> "Unter Linux leidet die Produktivität" [1]
>
> Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen meiner Vorgesetzten im ÖD,

gerade unter dem Titel, welcher die Aussagen zuspitzt (obwohl Herr Waack 
selbst sagt "Das ist schwer zu messen und man kann das nicht 
verallgemeinern.").

In dem Interview geht es nicht um die Vorteile, auch nicht um die, bei welchem 
die Produktivität erhöht wird.

Zwei drei Aussagen finde ich unglücklich:

   "Das ist ein Grundproblem in der Open-Source-Welt: Jeder werkelt vor sich 
hin und hat nicht die Zeit, nach links und rechts zu schauen."

das erlebe ich anders. Es ist mehr so, dass proprietäre Anbieter einfach ohne 
Standards vor sich hin implementieren können, wie die Komponenten 
zusammenarbeiten und deshalb viel weniger Wert darauf legen. Die 
Auseinandersetzungen mit der Konkurrenz (man denke an die von der EU 
bestraften, wiederholten Wettbewerbsverstöße Microsofts) haben auch Microsoft 
und Adobe besser gemacht.

   "Da muss die Open-Source-Community echt mal Gas geben."

Er und seine Gemeinde sind Teil dieser "Community" (dann müsste sie selbst 
auch Gas geben, es gibt schließlich Konzepte dafür) oder sie sehen dass 
differenzierter mit mehreren Gemeinschaften. Hier ist die Frage: Worauf den 
Schwerpunkt legen.

Mir scheint es, das Interview soll poltischer Druck machen. Schließlich ist es 
eine Selbstverständlichkeit, dass wenn die Produktivität stark leidet, auch 
das Vorgehen überdacht werden muss.

> Ich teile daher die Einschätzung von Mathias Waack: Wenn das was mit
> Freier Software in der öffentlichen Verwaltung werden soll, muss die
> Verpflichtung zu mehr Datenschutz und digitaler Souveränität mit
> Gnu/Linux & Co. vom Bund, also aus der Politik kommen,

Es wäre sehr schön, wenn wir die schon bestehenden Entscheidungen und 
Mehrheite für Datenschutz und digitalre Souveränität auch durchsetzen und 
finanzieren würden.


> mit einem 
> funktionierenden Client, Software-Produkten die effektiv zusammen
> funktionieren und einem Zeitplan, bis wann das umgesetzt werden soll.

Das wird aus meiner Sicht nicht funktionieren.
Es klingt nach Großprojekt und Big-Design-Upfront.
Weiterhin werden sich proprietäre Hersteller weiterhin stark dagegen wehren, 
dass deren starke Marktstellung durch offene Standards angegriffen wird.

Eine vielfältigere IT-Landschaft fände ich vielversprechender.
Und ich denke das ist auch bei der öffentlichen Verwaltung schon machbar.
Weiterhin die dezentrale Möglichkeit an IT-Lösungen und Komponenten zu 
arbeiten und diese auch zu finanzieren.

Gruß,
Bernhard

> [1] https://www.heise.de/select/ct/2022/10/2206810560405349044




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