Presseschau: Open Source! Der Kampf um freie Software

Christian Imhorst christian.imhorst at fsfe.org
Sa Feb 12 17:17:50 UTC 2022


Hallo Bernhard,


stimme dir in vielen zu nur:


Am 09.02.22 um 17:00 schrieb Bernhard E. Reiter:
> Am Dienstag 01 Februar 2022 18:04:42 schrieb Christian Imhorst:
>> Niemand bezweifelt, dass Menschen, die intrinsisch motiviert sind, freie
>> Software zu benutzen, das gerne tun.
> Unternehmen und Regierungen ebenso.

Ich glaube, das funktioniert nicht. Menschen können intrinsisch
motiviert sein, Unternehmen und Regierungen afaik eher nicht. Wenn
letztere sich für freie Software entscheiden, dann weil es Menschen
gibt, die das in der Firma oder im Staat vorantreiben.

>> 1) GAFAM, diskutieren wir gerade, sorgt dafür, dass auf einen freien
>> Software Stack mit z.B. GNU/Linux und Apache ein unfreier Stack gesetzt
>> wird, der nur ihrem miesen Geschäftsmodell dient 
> Trotzdem halte ich das noch für einen Schritt nach vorn, im Vergleich zu 
> vorher, als auf proprietäre Betriebssysteme proprietäre Software oben drauf 
> kam, um bei Unternehmen deren "miesen" Geschäftsmodellen zu "dienen".

Da bin ich mir nicht sicher und möchte das gerne differenzierter
betrachten: Ich meine hier wirklich die Unternehmen mit einem
destruktivem Geschäftsmodell wie Twitter, Facebook und Co., welches die
Macht hat, demokratische Gesellschaften zu zersetzen und zu sprengen,
weil sie anfangen Wahlen zu manipulieren oder in die letzte Pore der
Privatsphäre von Menschen vordringen, um ihr Verhalten zu modifizieren.
Ich meine nur die und nicht irgendwelche Autobauer, die ihre
Automatisierung in der Fertigung mit Linux vorantreiben. Meiner Meinung
nach ist das für uns kein Schritt nach vorne, wenn diese Firmen mit
ihrem destruktiven Geschäftsmodell das mit freier Software machen. Im
Gegenteil, in diesem Punkt sind wir mit den Idealen freier Software
gescheitert. Ein anderes Beispiel auf staatlicher Ebene wäre der
Staatstrojaner: Wo wäre es ein Schritt für uns nach vorne, wenn
staatliche Überwachung mit freier Software realisiert wird, anstatt mit
proprietärer? Nur weil etwas freie Software ist, ist es doch nicht per
se gut oder ein Schritt nach vorne. Es hängt finde ich auch davon ab,
für was sie eingesetzt wird.


>> Auf der FSFE-Seite schreiben wir: Die Free Software Foundation Europe
>> will Nutzenden die Möglichkeit geben, Technologien zu kontrollieren.
>> Wenn ich mir die Gegenwart von Technologien so anschaue und diese
>> Anschauung mit der Zukunft verknüpfe, sehe ich da schwarz.
> Etwas optimistischer bin ich schon.
> Es gibt von Fairphone bis /e/ schon mehr Alternativen zu kaufen,
> die umweltfreundlicher und menschenfreundlicher sind.
> Auch das hat Freie Software mitererreicht.

Ich nutze selber LOS ohne Google und mit nur F-Droid als Store. Ich bin
großer F-Droid Fan und möchte es nicht missen. Ich finde den Status Quo
in vielen Punkten auch ganz wunderbar und habe nichts anderes behauptet.
Meine Befürchtung ist halt, dass es mit Fuchsia und anderen
Entwicklungen nicht so bleiben wird, wie es jetzt ist. Wir brauchen
einfach ein gutes Produkt mit Gnu/Linux auf offener Hardware auf
Smartphones in Zukunft. Das hoffe ich, dass wir das erreichen.


> Jede:r hier finanziert Software mit, wir müssen die Produkte der GAFAM nicht
> in dem Maße kaufen. Wir können Alternativen kaufen, immer etwas mehr.
>
> Und wir können bei großen gesellschaftlichen Fragen, wie der digitalen 
> Souvereinität, auch politisch die Finanzierung von anderen Unternehmen voran 
> bringen. Die Möglichkeiten sind da!

Das ist der Weg.


Viele Grüße

Christian






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