NC-Lizenzen

Ilu ilu at fsfe.org
Mo Mai 10 23:06:26 UTC 2021


Das sind zweifellos nachvollziehbare Argumente, aber ist das ein Grund, 
dass es nichts anderes geben darf? Wer in der Freizeit eine App 
programmiert (also keine beruflichen Interessen hat) und bei F-Droid 
veröffentlicht, findet es vielleicht nicht toll, wenn jemand anderes 
dieselbe App mit Trackern und Ads versieht und im Google-Store 
einstellt. Ist das so verdammenswürdig, dass man es bekämpfen muss - was 
die FSF tut? Die FSFE auch?

Im App-Bereich kenn ich dafür kein Beispiel, aber bei anderen 
Anwendungen hab ich vergleichbares schon gesehen und die 
Programmierer*innen waren wütend aber hilflos. Als Konsequenz gab es 
dann überwiegend proprietäre Lizenzen (all rights reserved) mit genau 
dem von Dir bemängelten Ergebnis - Rechtsinhaber/in war irgendwann weg 
und niemand konnte den Code weiterführen.

 > Für ein Projekt unter einer NC-Lizenz wäre der Tod oder das 
Verschallen ...
 > des Autors im Wesentlichen das Ende des Projektes. Wer will ein Programm
 > oder eine Bibliothek verwenden, von der man nicht weiß, ob man sie
 > jemals ggf. in ein kommerzielles Produkt integrieren darf?
Warum? Es ist doch klar, dass man gerade das NICHT darf - das Projekt 
ist nur nicht-kommerziell interessant.

Am 11.05.21 um 00:42 schrieb Henning Thielemann:
> 
> On Tue, 11 May 2021, Ilu wrote:
> 
>> Sobald jemand auch nur ansatzweise versucht, sich lizenztechnisch ein 
>> wenig vor dieser Ausnutzung zu schützen, kommt der Vorwurf "unfrei" - 
>> "weniger frei" wäre sicherlich korrekt, aber warum wird das allgemein 
>> verdammt? Wer das Werk kommerziell nutzen will, muss sich dann einfach 
>> nur um eine individuelle Vereinbarung bemühen. Teilweise wird die 
>> individuelle Vereinbarung direkt angeboten (siehe elasticsearch), aber 
>> der Aufschrei kommt trotzdem.
> 
> Was, wenn das Werk verwaist ist, der Originalautor nicht mehr erreichbar 
> oder gar nicht mehr am Leben?
> 
> Für ein Projekt unter einer NC-Lizenz wäre der Tod oder das Verschallen 
> (musste gerade nachschauen, was der Infinitiv von "verschollen" ist :-) 
> des Autors im Wesentlichen das Ende des Projektes. Wer will ein Programm 
> oder eine Bibliothek verwenden, von der man nicht weiß, ob man sie 
> jemals ggf. in ein kommerzielles Produkt integrieren darf?
> 
> 
> Die GPL wirkt auf viele Unternehmen ja schon wie eine 
> Non-Commercial-Klausel, obwohl sie das nicht ist. (Wenn ein Unternehmen 
> eine GPL-Bibliothek nur im eigenen Hause einsetzt, muss es niemandem die 
> neu drangebauten Funktionen offenlegen.) Manche Unternehmen kaufen sich 
> dann vom Autoren lieber eine schwächere Lizenz, um ihre eigenen 
> Erweiterung ihren eigenen Benutzern nicht offenlegen zu müssen.
> 
> 
> Außerdem sehe ich es nicht so, dass ich durch Verwendung einer GPL oder 
> BSD-Lizenz mein Werk zur Ausbeutung durch kommerzielle Unternehmen 
> verschenke. Bei vielen Bewerbungen sind meine Freien-Software-Projekte 
> ein Nachweis meiner Programmierfähigkeiten und meiner 
> Programmierdisziplin. Außerdem spart ein Unternehmen Geld, wenn es mit 
> Erweiterungen den Originalautor beauftragt, statt einen eigenen 
> Mitarbeiter erst einarbeiten lassen muss. Ok, das sehen nicht alle 
> Unternehmen so. Manche investieren dann lieber in den eigenen 
> Mitarbeiter, damit bloß nichts nach außen dringt. Das ist aber auch 
> deswegen teuer, weil der Mitarbeiter die unternehmenseigenen Änderungen 
> auch pflegen und mit neuen Funktionen vom Originalautoren 
> zusammenbringen muss.
> 
> Und falls ich doch was verschenken sollte - ich nehme ja auch 
> Softwaregeschenke von anderen an. Das gleicht sich wieder aus.


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de