Geistiges Eigentum gibt es nicht

Dr. Michael Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Di Jul 24 07:22:52 UTC 2018


Hallo,

ich lasse einmal Deine Antwort als Tofu stehen, weil dies dem besseren
Verständnis dienen könnte..

1. Du vermengst unzulässigerweise zwei Probleme.

Keine Freie Lizenz schützt vor einer "unmoralischen" Nutzung der
Software. im Gegenteil: Es ist absoluter Konsens, dass jede - auch noch
so gut gemeinte - Einschränkung des "use for any purpose" eine Lizenz
proprietär macht.

"Copyleft" will lediglich verhindern, dass von Freier Software
abgeleitete Werke unter einer proprietären Lizenz verbreitet werden.
Nicht mehr und nicht weniger!

Man kann über den Nutzen und die "Nebenwirkungen" von Copyleft - auch
bezogen auf den Einzelfall - gut streiten, sollte diese Problematik aber
nicht mit der vorgenannten vermengen, zu der eben eine sehr eindeutige
und zwar ziemlich liberale Auffassung absolut vorherrschend ist.

Wer natürlich Copyleft ablehnt, hat unter diesen Aspekt auch keine
Probleme mit der Abschaffung des Urheberrechts.

2. Es fördert nicht unbedingt die Wahrheitsfindung, Anwälten pauschal
die Wahrnehmung eigener wirtschaftlicher Interessen zu unterstellen,
wenn sie eine Meinung äußern.

Gruß
Michael

P.S.: Bevor jemand einschreiten möchte: Nein, ich sehe die Äußerung, auf
die ich zuletzt Bezug genommen habe, nicht als eine "diskriminierende,
herabsetzende oder verletzende Sprache" an.

Am 24.07.2018 um 07:57 schrieb Luc Saffre:

> Danke für die Ausführungen und sorry dass ich nicht selbst auf diesen
> Aspekt gekommen war. Oje, jetzt erst wird mir der Umfang des Problems
> bewusst. Stimmt, deshalb können viele nicht mit meiner Petition
> einverstanden sein! Deshalb habe ich als Software-Entwickler letzten
> Endes die BSD und nicht die GPL gewählt!
> 
> Ja, das ist der Punkt, wo ich aufhöre, mit Richard Stallmann
> einverstanden zu sein : ich habe im Gegensatz zu ihm nicht das
> Bedürfnis, andere daran zu hindern, mein Werk potentiell auch für Dinge
> zu benutzten, die mir nicht passen. Das ist Sache der anderen Benutzer
> und ggf die der Polizei.  Aber ich als Autor fühle mich nicht
> verantwortlich für potentielle unmoralische Nutzung meiner Arbeit durch
> andere. Mir ist es egal, wenn es /auch/ unfreie Software gibt. Mein
> Problem ist, dass diese unmoralische Tätigkeit sogar noch vom Staat
> unterstützt wird.
> 
> Und ich finde auch nicht, dass die Situation der Nutzer arg
> verschlechtert wird, wenn sie nur eine kompilierte Variante eines
> ursprünglich freien Werks bekommen. Das ist wie mit der Wurst : Kein
> Endbenutzer einer Wurst will beim Konsumieren derselben wissen, wie die
> gemacht worden ist. Wenn alle relevanten Details über das Produzieren
> von Würsten bekannt wären, würden viele Leute Vegetarier. Bei Facebook
> ist das wahrscheinlich nicht anders.
> 
> Ja, ohne Copyright gibt es kein Copyleft mehr. Viele Anwälte müssen dann
> neue Tätigkeitsbereiche wählen. Aber keine Sorge, es wird immer genug
> Arbeit geben.
> 
> Luc
> 
> 

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