Geistiges Eigentum gibt es nicht

Luc Saffre luc.saffre at gmx.net
Di Jul 24 05:57:38 UTC 2018


On 23/07/18 22:33, Dr. Michael Stehmann wrote:
> Am 23.07.2018 um 17:30 schrieb Luc Saffre:
>
>>> Die Sache mit dem Copyleft sollte aber etwas erklärt werden; das war die
>>> Kurzfassung für Insider.
> Leider ist der diesbezügliche Text auf Deiner Seite nicht ganz
> problemerfassend. Daher noch ein paar Ausführungen:
>
> Bekanntlich gibt es Computerprogramme - vereinfachend gesagt - in zwei
> Formen: als Quellcode und als Binary.
>
> Bei einem beispielsweise lyrischen Text würden die Nutzung und
> Verbreitung - auch abgeleiteter Werke - durch eine Aufhebung des
> Urheberrechts nicht gehindert.
>
> Anders bei einem Computerprogramm, welches eben auch (nur) als Binary
> distribuiert werden kann. Ohne den dazugehörigen Quellcode kann ich es
> ohne ganz erheblichen Aufwand weder für eine andere Plattform
> kompilieren noch verändern, beispielsweise verbessern.
>
> Ich könnte es allenfalls kopieren und die Kopien verteilen, aber
> ansonsten nicht einmal das Programm studieren. Habe ich nur ein Binary,
> gehen mir also wichtige Möglichkeiten faktisch verloren.
>
> Selbst wenn ich den Quellcode veröffentliche, kann ich ohne Urheberrecht
> niemand daran hindern, von meinem Werk abgeleitete Software lediglich
> Binaries zu verbreiten.
>
> Insofern sind die tatsächlichen Gegebenheiten bei Computerprogrammen
> wesentlich anders, als bei anderen urheberrechtlich geschützten Werken.
>
> Also gibt es ohne Urheberrecht kein Copyleft, was die Situation der
> Nutzer arg verschlechtert.
>
> Gruß
> Michael
>
> P.S. Die Situation, dies erklären zu müssen, ist nicht neu. In der
> Anfangszeit mussten wir dies auch in Kreisen der Piraten.
>
Danke für die Ausführungen und sorry dass ich nicht selbst auf diesen
Aspekt gekommen war. Oje, jetzt erst wird mir der Umfang des Problems
bewusst. Stimmt, deshalb können viele nicht mit meiner Petition
einverstanden sein! Deshalb habe ich als Software-Entwickler letzten
Endes die BSD und nicht die GPL gewählt!

Ja, das ist der Punkt, wo ich aufhöre, mit Richard Stallmann
einverstanden zu sein : ich habe im Gegensatz zu ihm nicht das
Bedürfnis, andere daran zu hindern, mein Werk potentiell auch für Dinge
zu benutzten, die mir nicht passen. Das ist Sache der anderen Benutzer
und ggf die der Polizei.  Aber ich als Autor fühle mich nicht
verantwortlich für potentielle unmoralische Nutzung meiner Arbeit durch
andere. Mir ist es egal, wenn es /auch/ unfreie Software gibt. Mein
Problem ist, dass diese unmoralische Tätigkeit sogar noch vom Staat
unterstützt wird.

Und ich finde auch nicht, dass die Situation der Nutzer arg
verschlechtert wird, wenn sie nur eine kompilierte Variante eines
ursprünglich freien Werks bekommen. Das ist wie mit der Wurst : Kein
Endbenutzer einer Wurst will beim Konsumieren derselben wissen, wie die
gemacht worden ist. Wenn alle relevanten Details über das Produzieren
von Würsten bekannt wären, würden viele Leute Vegetarier. Bei Facebook
ist das wahrscheinlich nicht anders.

Ja, ohne Copyright gibt es kein Copyleft mehr. Viele Anwälte müssen dann
neue Tätigkeitsbereiche wählen. Aber keine Sorge, es wird immer genug
Arbeit geben.

Luc

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