Welche Vorteile bietet Freie Software im Bildungsbereich?

WD Zimmermann wd.zimmermann at posteo.de
Do Aug 31 08:23:50 UTC 2017


Am 31.08.2017 um 00:51 schrieb dg:
>> - Es gibt einige Nutzer Freier Software, die keinerlei Interesse daran 
>> haben, aktiv dazu beizutragen, daß Freie Software mehr verwendet wird.
> 
> Es gibt eben Advocaten und Hedonisten :) - Welche die andere Überzeugen
> wollen, und welche die einfach nur ihr Ding machen wollen...

Fände es schön, wenn es eine Eigenschaft von Advocaten sein würde,
andere überzeugen zu wollen. Auch Hedonisten, die auf mehr aus sind als
eigenen Lustgewinn wären schön.

Ansonsten: Guter Punkt.

Frage: Haben wir im FSFE ausreichend Personen, die aktiv aus der Rolle,
nur "ihr Ding zu machen" heraus kommen?
So könnte Wolfgangs Statement ja auch verstanden werden.


> 2-3 Dinge, die sicher nicht neu sind, aber gut:
> 
> 1. Der nicht-Vendor-Lockin sollte für alle Behörden und Einrichtungen
> ein Argument für Freie Software sein, und das Potential das frei wird,
> wenn die Lizenzkosten für proprietäre Software nicht einfach eingespart
> werden, sondern investiert in Schulungen, Support und benötigte
> Funktionen der freien Software!

Guter Punkt.
Aber wer erklärt das den für die Anschaffung Verantwortlichen
Verwaltungsbeamten und - noch wichtiger - den zuständigen Haushalt- und
Bildungspolitikern?

> 
> 2. Zunächst werden Programme von ihrem Nutzen bewertet. Da sind leider
> manchmal Freie Software Produkte noch hinter den teuren Konkurrenten
> (jetzt mal abgesehen von Pfadabhängigkeiten und dem Nicht-Kennen von
> guten Alternativen). Das könnte man aber denke ich als potential sehen
> und bspw. Schülern beibringen wie man das ändert.

Da Bildung seit 2006 ausschließlich Ländersache ist und die eigentlich
zuständige KMK seitdem die Hände mehr oder weniger in den Schoß legt,
müsste man überlegen, wie das in den Bildungsbereich kommen soll.


> Ich denke da an GCompris, das nur teilweise übersetzt ist, und wo manche
> Lernspiele hakelig sind, oder nicht gut erklärt. Da kann man schon ohne
> zu Programmieren ansetzen und die Sprachausgabe lokalisieren (zB Deutsch
> einsprechen) und Programm-Texte erweitern, übersetzen oder verbessern.
> Das hat sicher einen Aha-Effekt wenn man seine Stimme dann im Programm
> wieder findet, und dabei lernt man die Arbeitsweise von Freie Software
> Projekten kennen, und Dinge wie Tonarbeiten.

Gcompris wird - wenn es verwendet wird - meist nur im Grundschulbereich
eingesetzt.
Die Bedeutung von aktivem und gestaltendem Umgang mit IT hat dort - wenn
überhaupt - eher nur und wenn überhaupt eine Zukunft vor sich - um es
mal so zu formulieren.

> 
> 3. Die freie (kostenlose) Verfügbarkeit hochwertiger Software ist im
> Bildungsbereich sicher auch wichtig, da die Mittel immer knapp sind um
> Lizenzen zu kaufen, und Familien das Geld auch nicht immer leicht locker
> machen können. Sich die Funktionsweise der Programme zu erarbeiten und
> die Dokumentation zu ergänzen und einfache HowTos zu schreiben wäre hier
> sicher auch ein toller Ansatzpunkt.
> 
> Aber das Einarbeiten von Doku, Übersetzung etc. braucht manchmal auch
> schon ganz schön viel Know-How wie ein (das konkrete) Software Projekt
> funktioniert, das überfordert nicht nur Lehrer :/

Und da Lehrerinnen und Lehrer auch was von Aufwand und Erfolg verstehen,
sehe ich ohne begleitende Unterstützung und vor allem den politischen
Willen dazu eher schwarz.

>> - Vielleicht ist die Frage aber auch falsch gestellt gewesen und es gibt über 
>> die (sehr wichtigen) vier Freiheiten hinaus keinen spezifischen pädagogischen 
>> Vorteil Freier Software. Das Problem dabei ist, daß in der schulischen Praxis 
>> die vier Freiheiten kaum wahrnehmbar sind. Das Kopieren von proprietärer 
>> Software wird häufig unter der Hand gelöst und höchstens im Fach Informatik ist 
>> die Verfügbarkeit des Quellcodes von gewisser Bedeutung.

Und, um den Punkt noch weiter zu treiben: Es gibt auch wenig an
Beiträgen, die den spezifischen (pädagogischen und didaktischen)
Mehrwert Freier Software im Bildungsbereich deutlich machen würden.

-- 
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