Demokratische Mitbestimmungsverfahren

WD Zimmermann wd.zimmermann at posteo.de
Mo Nov 7 08:00:53 UTC 2016


Am 06.11.2016 um 20:31 schrieb Erik Albers:
> Hallo Wolfgang,
> 
> Am 04/11/16 um 17:58 schrieb Wolfgang Romey:
>>> Nicht "die" haben etwas entschieden, sondern es wird diskutiert, ob die
>>> Community der FSFE bestimmte, eigentlich selbstverständliche, Regeln
>>> explizit anerkennt.
>>>
>>
>> Wie soll das Anerkennen denn vor sich gehen? Wenn ich das richtig sehe,
>> gibt es kein verbindliches demokratisches Verfahren in der FSFE, mit dem
>> die Fellows ihre Zustimmung oder Ablehnung in einer Art Abstimmung,
>> deren Ergebnis verbindlich ist, kundtun können. Es ist zwar gut und
>> sollte selbstverständlich sein, daß die Fellows um ihre Einschätzung
>> gebeten werden, ein demokratisches Mitbestimmungsverfahren ersetzt das
>> aber nicht.
> 
> Das mit den demokratischen Mitbestimmungsverfahren ist manchmal leichter
> gesagt als getan. Mal abgesehen von der technischen Infrastruktur ist auch das
> System "demokratische Abstimmung" voller Tücken.

Sooo schwer ist es aber auch nicht: Wesentliche Erkennungsmerkmale
demokratischen Verhaltens: Transparenz und Partizipation. Bürstet man
die Diskussion um den CoC gegen diese beiden Prinzipien, müsste das
meiste eigentlich klar werden.
> 
> Sagen wir mal wir würden von Scratch anfangen und würden also erstmal eine
> demokratische Abstimmung darüber haben wollen, ob wir überhaupt einen CoC
> haben wollen oder nicht. Erste Frage ist dann: wen fragen wir?
> Alle Fellows? Klingt vernünftig aber ein sehr großer Teil der Fellows nimmt
> überhaupt nicht an unseren Mailinglisten teil. Ist es dann fair, wenn diese
> über einen CoC der sich auch auf unsere Mailinglisten bezieht abstimmen?

Aber natürlich. Fellow ist Fellow, auch wenn er sich bedeckt hält.
Nun könnte man, philosophisch gesehen, über die Frage nachdenken,
welchen Grad an Wahrheit Mehrheiten verkörpern. Hier würde das zu weit
führen.


> Also besser alle Mailinglisten-Abonennten? Darunter befinden sich aber viele
> die nicht Fellow der FSFE sind. Ist es dann fair, dass diese über
> Charakteristiken der Infrastruktur der FSFE entscheiden?

Natürlich nicht.

> Dann vielleicht alle Fellows und alle Mailinglistenbezieher? Mal abgesehen von
> einer nicht zu unterschätzenden Aufgabe an die technische Infrastruktur ist
> die zweite Gruppe um einiges größer als die Zahl der Fellows. Womit diese den
> Wahlausgang schließlich dominieren. Es ergibt sich also wieder das gleiche
> Problem der Unverbundenheit der Wähler.
> 
> Und jetzt noch die Meta-Frage: Wer entscheidet denn eigentlich nun zwischen
> diesen Optionen, also darüber, wer an der Wahl teilnehmen darf? Kann diese
> Meta-Frage überhaupt demokratisch bestimmt werden?

Ist bereits entschieden, insoweit in Angelegenheiten der Fellows
natürlich die Fellows entscheiden.

Vielleicht liegt das Problem ja auch direkt daneben.
Wir haben zahlende Fellows und wir haben die Gruppe der Mitglieder der
FSFE (die hoffentlich auch zahlen ;-)).
Es könnte lohnenswert sein, diese beiden Stellschrauben sich genauer
anzusehen.

Den weiteren Teil der E-Mail lasse ich mal bis auf folgende Bemerkung
unkommentiert. Der bisherige Entwicklungsgang der CoC ist komplett an
mir vorbei gelaufen: Mag meine eigene Schuld sein.
Aber: Welches Organ, welche Mailingliste hätte ich abonniert haben
müssen, um frühzeitig (Stichwort Transparenz) informiert gewesen zu sein?

Gespannt auf die weitere Diskussion.


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