Demokratische Mitbestimmungsverfahren

Erik Albers eal at fsfe.org
Mo Nov 7 14:28:24 UTC 2016


Am 07/11/16 um 09:00 schrieb WD Zimmermann:
>> Am 04/11/16 um 17:58 schrieb Wolfgang Romey:
>>>> Nicht "die" haben etwas entschieden, sondern es wird diskutiert, ob die
>>>> Community der FSFE bestimmte, eigentlich selbstverständliche, Regeln
>>>> explizit anerkennt.
>>>>
>>>
>>> Wie soll das Anerkennen denn vor sich gehen? Wenn ich das richtig sehe,
>>> gibt es kein verbindliches demokratisches Verfahren in der FSFE, mit dem
>>> die Fellows ihre Zustimmung oder Ablehnung in einer Art Abstimmung,
>>> deren Ergebnis verbindlich ist, kundtun können. Es ist zwar gut und
>>> sollte selbstverständlich sein, daß die Fellows um ihre Einschätzung
>>> gebeten werden, ein demokratisches Mitbestimmungsverfahren ersetzt das
>>> aber nicht.
>>
>> Das mit den demokratischen Mitbestimmungsverfahren ist manchmal leichter
>> gesagt als getan. Mal abgesehen von der technischen Infrastruktur ist auch das
>> System "demokratische Abstimmung" voller Tücken.
> 
> Sooo schwer ist es aber auch nicht: Wesentliche Erkennungsmerkmale
> demokratischen Verhaltens: Transparenz und Partizipation. 

SCNR, aber schaue ich mir zum Beispiel das System der BRD an, sehe ich beide
Aspekte nur äußerst geringfügig angewendet. Dennoch bezeichnen es die
allermeisten als eine Demokratie, wenn nicht gar als ein Vorbild.


> Bürstet man
> die Diskussion um den CoC gegen diese beiden Prinzipien, müsste das
> meiste eigentlich klar werden.

mir leider nicht, ich bitte daher um Erleuchtung.


>> Sagen wir mal wir würden von Scratch anfangen und würden also erstmal eine
>> demokratische Abstimmung darüber haben wollen, ob wir überhaupt einen CoC
>> haben wollen oder nicht. Erste Frage ist dann: wen fragen wir?
>> Alle Fellows? Klingt vernünftig aber ein sehr großer Teil der Fellows nimmt
>> überhaupt nicht an unseren Mailinglisten teil. Ist es dann fair, wenn diese
>> über einen CoC der sich auch auf unsere Mailinglisten bezieht abstimmen?
> 
> Aber natürlich. Fellow ist Fellow, auch wenn er sich bedeckt hält.
> Nun könnte man, philosophisch gesehen, über die Frage nachdenken,
> welchen Grad an Wahrheit Mehrheiten verkörpern. Hier würde das zu weit
> führen.

Nicht nur welchen Grad an "Wahrheit" sondern vor allem auch welche
Machtagglomeration darin steckt. Deshalb dürfen Mehrheitsentscheidungen
eigentlich nicht ohne Minderheitenrechte gefällt werden.


>> Dann vielleicht alle Fellows und alle Mailinglistenbezieher? Mal abgesehen von
>> einer nicht zu unterschätzenden Aufgabe an die technische Infrastruktur ist
>> die zweite Gruppe um einiges größer als die Zahl der Fellows. Womit diese den
>> Wahlausgang schließlich dominieren. Es ergibt sich also wieder das gleiche
>> Problem der Unverbundenheit der Wähler.
>>
>> Und jetzt noch die Meta-Frage: Wer entscheidet denn eigentlich nun zwischen
>> diesen Optionen, also darüber, wer an der Wahl teilnehmen darf? Kann diese
>> Meta-Frage überhaupt demokratisch bestimmt werden?
> 
> Ist bereits entschieden, insoweit in Angelegenheiten der Fellows
> natürlich die Fellows entscheiden.

Ich denke hier sind wir an einem wichtigen Erkenntnispunkt. Warum sollte die
Mailingliste Angelegenheit der Fellows? Es ist doch eine öffentliche Liste,
niemand muss Fellow sein um teilzunehmen und eventuell tummeln sich hier viel
mehr nicht-Fellows als Fellows?

Da fällt mir als Argument, warum es eine Angelegenheit der Fellows sein sollte
eigentlich nur ein, weil es eben eine Infrastruktur der FSFE ist, die von der
FSFE zur Verfügung gestellt wird. Insbesondere damit sich Fellows
untereinander austauschen können. Von diesen wünscht sich eine Mehrheit
teilnehmende Individuen vor unnötiger Schikanierung zu schützen.


> Vielleicht liegt das Problem ja auch direkt daneben.
> Wir haben zahlende Fellows und wir haben die Gruppe der Mitglieder der
> FSFE (die hoffentlich auch zahlen ;-)).
> Es könnte lohnenswert sein, diese beiden Stellschrauben sich genauer
> anzusehen.

Das musst du mir etwas näher erklären, was du damit meinst.


> Den weiteren Teil der E-Mail lasse ich mal bis auf folgende Bemerkung
> unkommentiert. Der bisherige Entwicklungsgang der CoC ist komplett an
> mir vorbei gelaufen: Mag meine eigene Schuld sein.
> Aber: Welches Organ, welche Mailingliste hätte ich abonniert haben
> müssen, um frühzeitig (Stichwort Transparenz) informiert gewesen zu sein?

Du müsstest entweder ein gewählter Koordinator eines beliebigen Teams sein
(Web, lokale Gruppen, Länderteam, Sysadmins etc ...) dann wärst du auf
coordinators at fsfe oder per Wahl als Mitglied des erweiterten Teams aufgenommen
werden, dann wärst du auf team at fsfe.
Diesen beiden "Organe" werden de facto als die beiden Kammern zur Abstimmung
über richtungsweisende Entscheidungen innerhalb der FSFE gefragt. Zusammen
sind das über 100 Personen.


Beste Grüße,
   Erik

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