Ist die Botschaft von Richard Stallman zu extrem?

Max Mehl max.mehl at fsfe.org
Mo Feb 29 17:16:40 UTC 2016


# Theo Schmidt [29.02.2016 @ 16:06]:
> RMS giftelt immer stärker gegen "Open Source"- aber auch "Linux"(ohne
> GNU)-Leute als Menschen, die im besten Fall nur zur Hälfte einsichtig
> sind, und im schlimmsten Fall Werkzeuge der Mächtigen sind, weil sie
> sich nur für's Geschäft oder die Technik interessieren.
> 
> Hat er Recht oder ist er paranoid? Was meint ihr? Bringt es irgend
> etwas, z.B. Stallman's letzte Rede in Webm oder Ogg Theora auf dem FSFE
> Server unterzubringen, wie er das gewünscht hatte, oder wäre dies nur
> eine kaum erkennbare symbolisch und ohnmächtige Geste? Eigentlich
> gehören solche Videos hierhin: https://media.libreplanet.org/ Es hat
> dort schon eine wesentlich kürzere Rede von RMS.

Ich habe da leider auch keine abschießende Antwort für mich gefunden,
weil das ein sehr scharfes zweischneidiges Schwert ist. Zum einen ist es
natürlich doof, proprietäre, zentralisierte, datenschutzarme Dienste zu
verwenden, um darüber Botschaften für Freie Software zu versenden. Zum
anderen dürfen wir meiner Meinung nach keine Inselgruppe sein, die für
"normale" Nutzer nicht sichtbar ist, weil sie auf ihren eigenen,
kleinen, unbekannten Diensten aktiv ist.

Wenn wir Menschen von Freier Software überzeugen wollen, müssen wir
(auch!) da hin, wo sie noch nichts von uns wissen, aber natürlich im
besten Fall auch gerne etwas von uns wissen würden. Die Münchner
FSFE-Gruppe geht beispielsweise oft auf ein großes Straßenfest, das nur
peripher etwas mit IT zu tun hat. Einige Österreicher gehen oft auf die
Veganmania, um dort neue Leute zu erreichen.

Analog dazu finde ich es nicht verwerflich, dass Leute auch Talks von
RMS & Co. auf Youtube hochladen. Das sind öffentliche Veranstaltungen
und wenn ein Nutzer seinen Account dazu verwendet, ein Video davon
hochzuladen, ist das im Prinzip nicht böse. Ganz im Gegenteil, wir
bringen damit diese Themen in die breitere Öffentlichkeit.

> Oder hat Google/Youtube einfach "gewonnen" und wir können zumindest
> diesbezüglich nichts tun?

Martialisch gesagt: Die Schlacht ja, den Krieg noch lange nicht. Youtube
hat um ein Vielfaches mehr Nutzer als jegliche andere Lösung, ähnlich
mit Twitter oder Facebook. Ich denke, wir müssen dort auch zweigleisig
fahren: Freie Alternativen nutzen (vor allem natürlich für private
Sachen), aber möglichst auf die populären Dienste spiegeln, damit mehr
Menschen damit erreicht werden. Die FSFE spiegelt in diesem Sinne seit
einiger Zeit alle ihre Twitter-Postings auf GnuSocial (fsfe at quitter.no).
So geht keine Information verloren und wir sprechen beide "Lager" an.
Eine bessere Lösung fällt mir leider auch nicht ein.

Viele Grüße
Max

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