FLOSS Rankingliste für (Hoch)Schulen/Unis

Benedikt Geißler benedikt.geissler at openmailbox.org
Mi Aug 12 13:19:11 UTC 2015


Hallo,

ich studiere Informatik an der TU Chemnitz und möchte, da ich das Thema
interessant finde, mal ein wenig über die Situation freier Software an 
der Uni
berichten.

Zunächst einmal wird freie Software eingesetzt (aber nicht 
ausschließlich). So
ist in den Universitätsrechenzentrums-PC-Pools (URZ) i. d. R. Scientific 
Linux
echt installiert sowie oft noch ein virtuelles Windows 7. Im
Fakultätsrechenzentrum (FRIZ) ist Opensuse und oft noch Windows 7 auf 
den PCs
installiert – wenn ich bemerke, dass da gerade W7 läuft, dann starte ich
natürlich den Rechner neu und wähle Opensuse aus, was im GRUB-Menü 
immerhin
auch die Standardauswahl ist ;-). Auf den Webseiten vom URZ und FRIZ 
kann man
sich das noch ein bisschen genauer ansehen, was da so alles läuft und
installiert ist [1], [2], [3].

Für jeden Studenten verfügbar ist Zugang zu einem SSH-Loginserver. Im 
Modul
„Algorithmen und Datenstrukturen“ war es sogar erfordert, dass die für 
die
Prüfungsvorleistungen (Hausaufgaben) in C/C++ geschriebenen Programme 
auf dem
Loginserver mit gcc/g++ kompiliert und ausgeführt werden können, 
anderenfalls
bekam man 0 Punkte. [4]

Interessanterweise sollen Bachelorarbeiten etc. an der Professur 
Rechnernetze
unter BSD-Lizenz gestellt werden (zumindest die Programme), „um sowohl 
die
wissenschaftliche Nutzung durch die Gruppe als auch eine Weiternutzung 
des
Codes durch Sie selbst nach Ablauf der Arbeit zu gewährleisten“ [5]. (Um 
das
wirklich zu gewährleisten, wäre doch eine Copyleftlizenz wesentlich 
besser
geeignet, aber immerhin eine freie Lizenz).

Professoren oder Dozenten, die bewusst freie Software einsetzen, sind 
mir zur
Zeit nicht bekannt, dafür aber einige wissenschaftliche Mitarbeiter, die 
sogar
auf den Chemnitzer Linuxtagen mal Vorträge gehalten haben und/oder sich 
an der
Organisation derer beteiligen.

In einem Labor der technischen Informatik ist auschließlich Windows 7
installiert und man muss da ggf. auch proprietäre Software benutzen. Für 
das
Hardwarepraktikum im vergangenen Sommersemester wurde aber als Neuerung 
das
freie GHDL anstatt einer unfreien VHDL-Simulationssoftware verwendet – 
man
musste sich also keine unfreie Software auf seinem eigenen Rechner
installieren. Allerdings wird für das Modul Rechnerorganisation 
wahrscheinlich
eine etliche Gigabyte große proprietäre VHDL-Synthesesoftware 
eingesetzt, die
man sich hoffentlich nicht installieren muss (es könnte aber sein…).

Bei der Vorlesung Physik, die ich als Nebenfach besucht habe, wurde 
eigentlich
nur Windows mit einem wohl proprietären Programm zur Auswertung und
Durchführung von Messungen sowie noch ein alter PC mit DOS (jedenfalls 
war es
ein altes rein tastatur- und „textgesteuertes“ Betriebssystem) ebenfalls 
für
Messungen benutzt und vorgeführt. Dies geschah aber nicht in jeder
Lehrveranstaltungsstunde, nur ab und zu – meistens war es nur mit Tafel 
und
Experimenten „von Hand“.

Ein grundsätzliches Problem stellen auch noch diese Rahmenverträge dar, 
bei
denen u. a. das Land Sachsen Geld an Microsoft bezahlt, damit die 
Studenten
„kostenlos“ diverse Microsoftprogramme bei Dreamspark herunterladen 
können –
ich persönlich boykottiere das und habe dort noch nichts 
heruntergeladen. Hat
da eigentlich schon mal jemand versucht, etwas dagegen zu unternehmen?

Ich hoffe, damit ein paar nützliche Informationen beigetragen zu haben.
Vielleicht könnte man ja so eine Wiki-Übersichtsseite mit solchen 
Stichpunkten
anlegen und ein Fragebogen mit konkreten Fragen wäre gewiss auch nicht
schlecht.

Mit freundlichen Grüßen,
Benedikt Geißler

[1] https://www.tu-chemnitz.de/urz/
[2] https://www.tu-chemnitz.de/urz/software/poolsoftware.php
[3] https://www.tu-chemnitz.de/informatik/friz/
[4] 
https://www.tu-chemnitz.de/informatik/DVS/lehre/Datenstrukturen/Hausaufgaben/Hausaufgaben2013/PVL%20-%20Allgemeine%20Hinweise.pdf
[5] 
https://vsr.informatik.tu-chemnitz.de/edu/studentprojects/guidelines#Rechte_an_entwickelten_Code

PS: In der Mensa ist übrigens an solchen „Geldautomaten“ offenbar ein
Linuxkern am werkeln:
https://gnusocial.de/attachments/8d780acf1480389a7f69e3e36ed9b2e1110e9a8108ac27897c556043ead19854.jpg




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