FLOSS Rankingliste für (Hoch)Schulen/Unis

Benedikt Geißler benedikt.geissler at openmailbox.org
Mi Aug 12 18:21:32 UTC 2015


Hallo,

ich studiere Informatik an der TU Chemnitz und möchte, da ich das Thema 
interessant finde, mal ein wenig über die Situation freier Software an der Uni 
berichten.

Zunächst einmal wird freie Software eingesetzt (aber nicht ausschließlich). So 
ist in den Universitätsrechenzentrums-PC-Pools (URZ) i. d. R. Scientific Linux 
echt installiert sowie oft noch ein virtuelles Windows 7. Im 
Fakultätsrechenzentrum (FRIZ) ist Opensuse und oft noch Windows 7 auf den PCs 
installiert – wenn ich bemerke, dass da gerade W7 läuft, dann starte ich 
natürlich den Rechner neu und wähle Opensuse aus, was im GRUB-Menü immerhin 
auch die Standardauswahl ist ;-). Auf den Webseiten vom URZ und FRIZ kann man 
sich das noch ein bisschen genauer ansehen, was da so alles läuft und 
installiert ist [1], [2], [3].

Für jeden Studenten verfügbar ist Zugang zu einem SSH-Loginserver. Im Modul 
„Algorithmen und Datenstrukturen“ war es sogar erfordert, dass die für die 
Prüfungsvorleistungen (Hausaufgaben) in C/C++ geschriebenen Programme auf dem 
Loginserver mit gcc/g++ kompiliert und ausgeführt werden können, anderenfalls 
bekam man 0 Punkte. [4]

Interessanterweise sollen Bachelorarbeiten etc. an der Professur Rechnernetze 
unter BSD-Lizenz gestellt werden (zumindest die Programme), „um sowohl die 
wissenschaftliche Nutzung durch die Gruppe als auch eine Weiternutzung des 
Codes durch Sie selbst nach Ablauf der Arbeit zu gewährleisten“ [5]. (Um das 
wirklich zu gewährleisten, wäre doch eine Copyleftlizenz wesentlich besser 
geeignet, aber immerhin eine freie Lizenz).

Professoren oder Dozenten, die bewusst freie Software einsetzen, sind mir zur 
Zeit nicht bekannt, dafür aber einige wissenschaftliche Mitarbeiter, die sogar 
auf den Chemnitzer Linuxtagen mal Vorträge gehalten haben und/oder sich an der 
Organisation derer beteiligen.

In einem Labor der technischen Informatik ist auschließlich Windows 7 
installiert und man muss da ggf. auch proprietäre Software benutzen. Für das 
Hardwarepraktikum im vergangenen Sommersemester wurde aber als Neuerung das 
freie GHDL anstatt einer unfreien VHDL-Simulationssoftware verwendet – man 
musste sich also keine unfreie Software auf seinem eigenen Rechner 
installieren. Allerdings wird für das Modul Rechnerorganisation wahrscheinlich 
eine etliche Gigabyte große proprietäre VHDL-Synthesesoftware eingesetzt, die 
man sich hoffentlich nicht installieren muss (es könnte aber sein…).

Bei der Vorlesung Physik, die ich als Nebenfach besucht habe, wurde eigentlich 
nur Windows mit einem wohl proprietären Programm zur Auswertung und 
Durchführung von Messungen sowie noch ein alter PC mit DOS (jedenfalls war es 
ein altes rein tastatur- und „textgesteuertes“ Betriebssystem) ebenfalls für 
Messungen benutzt und vorgeführt. Dies geschah aber nicht in jeder 
Lehrveranstaltungsstunde, nur ab und zu – meistens war es nur mit Tafel und 
Experimenten „von Hand“.

Ein grundsätzliches Problem stellen auch noch diese Rahmenverträge dar, bei 
denen u. a. das Land Sachsen Geld an Microsoft bezahlt, damit die Studenten 
„kostenlos“ diverse Microsoftprogramme bei Dreamspark herunterladen können – 
ich persönlich boykottiere das und habe dort noch nichts heruntergeladen. Hat 
da eigentlich schon mal jemand versucht, etwas dagegen zu unternehmen?

Ich hoffe, damit ein paar nützliche Informationen beigetragen zu haben. 
Vielleicht könnte man ja so eine Wiki-Übersichtsseite mit solchen Stichpunkten 
anlegen und ein Fragebogen mit konkreten Fragen wäre gewiss auch nicht 
schlecht.

Mit freundlichen Grüßen,
Benedikt Geißler

[1] https://www.tu-chemnitz.de/urz/
[2] https://www.tu-chemnitz.de/urz/software/poolsoftware.php
[3] https://www.tu-chemnitz.de/informatik/friz/
[4] https://www.tu-chemnitz.de/informatik/DVS/lehre/Datenstrukturen/Hausaufgaben/Hausaufgaben2013/PVL%20-%20Allgemeine%20Hinweise.pdf
[5] https://vsr.informatik.tu-chemnitz.de/edu/studentprojects/guidelines#Rechte_an_entwickelten_Code

PS: In der Mensa ist übrigens an solchen „Geldautomaten“ offenbar ein 
Linuxkern am werkeln: 
https://gnusocial.de/attachments/8d780acf1480389a7f69e3e36ed9b2e1110e9a8108ac27897c556043ead19854.jpg



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