Schutz von Geschäftsmodellen (war: Re: Quiz: Wer sagt was - Wahlprüfsteine zu Freier Software)

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Do Mär 22 14:54:31 UTC 2012


Hallo Matthias.

Am 22.03.2012 14:57, schrieb Matthias Kirschner:
> Aber es sind nicht gerade geringe Aufwendungen, die in z.B. in
> Kohleabbau, oder Agrarwirtschaft fließen. 

Genau diese beiden Wirtschaftszweige sind mir beim Schreiben auch im
Kopf gewesen. Ich halte das dennoch für die Ausnahme. Eine finanziell
beachtliche Ausnahme natürlich für die sich jeweils beliebig
glaubwürdige und unglaubwürdige Argumente finden lassen.


> Die Anforderung an Software, dass diese für jeden Zweck verwendet,
> verstanden, verbreitet und verbessert werden darf könnte aber auch eine
> sehr liberale Regulierung sein, die langfristig sehr wenig Eingriff in
> den Markt erforderlich macht. 

Es würde bei entsprechender Verfügbarkeit von freier Software aber
ebenfalls kein Verbot brauchen.

Wie du selbst schreibst: Das sind Anforderungen. Diese Anforderungen
sollten schlicht und einfach bei jeder Software-Beschaffung vom Kunden
angesetzt werden.

Ich wiederhole mich: Wenn die öffentlichen IT-Ausgaben für Software
konsequent in die Schaffung und Verbesserung freier Software fließen
würden, dann hätten wir recht schnell ein Ökosystem von Unmengen freier
Software, so dass unfreie Software in vielen Bereichen einfach nicht
mehr nötig wäre. Wenn zusätzlich in Schulen konsequent Produktschulung
vermieden würde, dann hätten wir auch die Anwender die die Gängelung
nicht gewohnt sind und ihre Rechte als Wert anerkennen.


> Nochmal kurz hierzu: Wir haben staatliche Regulierung in vielen
> Bereichen. Ganz ohne Regulierung wird es meiner Ansicht nach auch nie
> gehen. Es geht darum besser zu Regulieren (Better Regulation). Selbst
> das Urheberrecht reguliert ja den Markt, weil es Monopole gewährt.

Hier ist es wichtig, den Unterschied zwischen Urheberrecht und Patent
hervorzuheben. Ein spezielles Produkt, das ein Autor geschaffen hat,
darf dieser Autor so veröffentlichen und verbreiten wie er möchte. Das
ist mein Verständnis von Freiheit. Möchte der Autor nicht, dass sein
Werk von anderen verändert und weiterverbreitet wird, dann ist das zu
respektieren.

Das Urheberrecht sehe ich eigentlich nicht als Instrument zur Schaffung
von Monopolen sondern es ermöglicht lediglich die wunschgemäße
Verwertung immaterieller Güter (die technisch ohne nennenswerten Aufwand
vervielfältigt werden könnten). Ohne Urheberrecht gäbe es ja auch keine GPL.


Bei der Durchsetzung von Patenten wird dagegen konsequent verhindert
dass jemand etwas gleichartiges und damit gleichwertiges produziert,
selbst wenn er das vollständig mit eigenen Mitteln macht.

Das finde ich im Gegensatz zum Urheberrecht sehr bedenklich, denn hier
wird in der Tat alle Konkurrenz künstlich erschwert oder verhindert.
Wenn jemand etwas macht was jemand Fremdes in kürzester Zeit nachbauen
kann, war es vielleicht gar nicht so schützenswert... :)

Gruß, Bernd

-- 
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern,
als ein Atom.  -  Albert Einstein

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