Schutz von Geschäftsmodellen (war: Re: Quiz: Wer sagt was - Wahlprüfsteine zu Freier Software)

Matthias Kirschner mk at fsfe.org
Do Mär 22 15:23:20 UTC 2012


Hallo Bernd,

* Bernd Wurst <bernd at bwurst.org> [2012-03-22 15:54:31 +0100]:

> Ich wiederhole mich: Wenn die öffentlichen IT-Ausgaben für Software
> konsequent in die Schaffung und Verbesserung freier Software fließen
> würden, dann hätten wir recht schnell ein Ökosystem von Unmengen freier
> Software, so dass unfreie Software in vielen Bereichen einfach nicht
> mehr nötig wäre. Wenn zusätzlich in Schulen konsequent Produktschulung
> vermieden würde, dann hätten wir auch die Anwender die die Gängelung
> nicht gewohnt sind und ihre Rechte als Wert anerkennen.

Da stimme ich Dir zu.

> > Nochmal kurz hierzu: Wir haben staatliche Regulierung in vielen
> > Bereichen. Ganz ohne Regulierung wird es meiner Ansicht nach auch nie
> > gehen. Es geht darum besser zu Regulieren (Better Regulation). Selbst
> > das Urheberrecht reguliert ja den Markt, weil es Monopole gewährt.
> 
> Hier ist es wichtig, den Unterschied zwischen Urheberrecht und Patent
> hervorzuheben. Ein spezielles Produkt, das ein Autor geschaffen hat,
> darf dieser Autor so veröffentlichen und verbreiten wie er möchte. Das
> ist mein Verständnis von Freiheit. Möchte der Autor nicht, dass sein
> Werk von anderen verändert und weiterverbreitet wird, dann ist das zu
> respektieren.

Es wurde aber von manchen Gesellschaften nicht akzeptiert und ich
verstehe ich Gründe dafür. Z.B. aus Lawrence Lessig "Freie Kultur", als
die USA das Copyright der britischen Krone missachtet haben um eine
besser Bildung zu erreichen. 

Wenn jemand ein Information veröffentlichen würde, welche viele
Menschenleben retten kann, aber der Autor will nicht, dass es verbreitet
wird, dann würde ich das nicht respektieren und sein Werk trotzdem
verbreiten. 

Warum sollten wir als Gesellschaft etwas fördern, was uns auch auf lange
Frist schadet? 

> Das Urheberrecht sehe ich eigentlich nicht als Instrument zur Schaffung
> von Monopolen sondern es ermöglicht lediglich die wunschgemäße
> Verwertung immaterieller Güter (die technisch ohne nennenswerten Aufwand
> vervielfältigt werden könnten). Ohne Urheberrecht gäbe es ja auch keine GPL.

Ich habe mich hier wohl unklar ausgedrückt. Das Urheberrecht gewährt Dir
ein zeitlich begrenztes Monopol (die Dauer dieses Monopols halte ich
persönlich mittlerweile für zu lange). Diese Instrumente wurden
geschaffen, weil darin ein Nutzen für _die Gesellschaft_ gesehen wurde.
Klar bin ich für ein Urheberrecht, gerade weil dadurch die GNU GPL
funktioniert und weil ohne ein Urheberrecht Freie Software gegenüber
unfreier Software benachteiligt wäre. 

> Bei der Durchsetzung von Patenten wird dagegen konsequent verhindert
> dass jemand etwas gleichartiges und damit gleichwertiges produziert,
> selbst wenn er das vollständig mit eigenen Mitteln macht.
> 
> Das finde ich im Gegensatz zum Urheberrecht sehr bedenklich, denn hier
> wird in der Tat alle Konkurrenz künstlich erschwert oder verhindert.
> Wenn jemand etwas macht was jemand Fremdes in kürzester Zeit nachbauen
> kann, war es vielleicht gar nicht so schützenswert... :)

Da sind wir eh auf einer Linie :) Patente bei Software machen überhaupt
keinen Sinn. Jeder, der für Software-Patente ist, muss zeigen, warum das
positive Auswirkungen für die Gesellschaft hat, wenn man so stark
reguliert. Wir vergeben schon Monopole für Software durch das
Urheberrecht, viele Unternehmen halten die Funktion durch Verbreitung in
Binärform noch geheim, warum benötigen wir hier noch mehr Eingriff durch
Patente?

Viele Grüße
Matthias

-- 
Matthias Kirschner - FSFE - Deutschland- und Fellowshipkoordinator
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