[OT] FOSS-Revolution: Die Konkurrenz schläft nicht

Matthias Kirschner mk at fsfe.org
Mo Nov 10 10:57:55 UTC 2008


Hallo Hennry,

* Henry Jensen <hjensen at gmx.de> [2008-11-06 22:08:15 +0100]:

> 4. Fehlende Zukunftssicherheit. Oft höre ich das Argument, dass ein freies Softwareprojekt
> plötzlich nicht mehr weiter entwickelt werden könnte. Tatsächlich gibt es ja mehr als genug 
> Projekte die eingeschlafen und in der Versenkung verchwunden sind. Ich halte dann immer
> dagegen, das dies auch bei proprietärer Software geschehen kann, weil die Herstellerfirma
> bankrott ist oder die Software aus finanziellen Erwägungen nicht mehr weiter entwickelt.

Außerdem kannst du Freie Software -- wenn dein Dienstleister bankrott
geht oder unverschämt wird -- auch von jemand anderem (oder evtl.
selbst) weiter pflegen und modifizieren lassen. Bei einer unfreien
Lösung bleibt dir meist nur die Migration.

> 5. Fehlender Support. Natürlich gibt es professionellen Support für freie Software. 
> Aber dann ist das Hauptargument gegenüber der Geschäftsführung - der Kostenfaktor - weg.

Bei dem Kostenfaktor sollte eigentlich immer mittel bis langfristig
argumentiert werden. Und der ist mit professionellem Support da. Les
mal Reiter 2004 (siehe unten).

> Diese Liste ist sicher nicht vollständig. Aber was sind dann die Vorteile freier Software?

Ich finde zu dem Thema auch den Artikel von Wheeler 2005 dazu gut. Er
trägt mehrere Arguemnte zusammen.

Außerdem: Wenn man ein Verfechter von Mindeskapazitäten / Kernkompetenz
(Thema bei Verwaltungsmodernisierung) ist, wie z.B.:

    "Bei allen Überlegungen in Richtung Auslagerung ist jedoch stets zu
    bedenken, daß die strategische Steuerungsfähigkeit auch dadurch
    sichergestellt bleiben muß, daß /Know how und Mindestkapazitäten/
    für die laufende Steuerung des Leistungsprozesses wie auch für den
    Fall des Selbsteintritts bei Ausfall Externer vorhanden sind.
    Konkret bedeutet dies, daß möglichst nie die gesamte
    Leistungskapazität durch Auslagerung abgebaut werden sollte, sondern
    stets ein bestimmter Eigenleistungsanteil (z.B.  20-25 v.H.)
    erhalten bleibt." [Hervorhebung im Orginal] (Reichard 1998:152)

dann geht das mit Freier Software auch einfacher. Bei
unternehmenskritischen Aufgaben können XY meiner Mitarbeiter mit an der
Software arbeiten -- beim Ausfall des Anbieter können diese die
Basisfunktion aufrecht erhalten.

Und bei Auslagerungsentscheidungen kann man bei Freier Software -- da
sie meist modularer ist -- meiner Meinung nach auch die Prozesskette
besser analysieren und qualifiziertere Make-or-Buy-Entscheidungen
treffen.

Referenzen:

- Reiter, Bernhard E.: Wandel der IT: Mehr als 20 Jahre Freie Software,
  Praxis der Wirtschaftsinformatik HMD 238, 83–91, Eds: Sauerburger, H.,
  August 2004
  http://intevation.net/~bernhard/publications/200408-hmd/200408-wandel_der_it_20j_fs.html

- Reichard, Christoph: Institutionelle Wahlmöglichkeiten bei der
  öffentlichen Aufgabenwahrnehmung, Organisationswandel öffentlicher
  Aufgabenwahrnehmung, Nomos, 121–153, Eds: Budäus, Dietrich, 1998

- Wheeler, David A.: Why Open Source Software / Free Software (OSS/FS,
  FLOSS, or FOSS)? Look at the Numbers!, November 2005,
  http://www.dwheeler.com/oss_fs_why.html

Viele Grüße
Matthias

-- 
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