[OT] FOSS-Revolution: Die Konkurrenz schläft nicht

Henry Jensen hjensen at gmx.de
Do Nov 6 21:08:15 UTC 2008


Hallo,

On Wed, 5 Nov 2008 22:48:18 +0100
Hannes Hauswedell <hannes at fsfe.org> wrote:

> Ein wesentlicher Aspekt, wenn nicht sogar DER wesentliche Aspekt der 
> "Free-Software-Revolution" soll ja sein, dass Freie Software eingesetzt wird, 
> nicht weil sie in allen Punkten besser ist als proprietäre Software sondern 
> weil sie frei ist. 

> Dass sie trotzdem nicht eingesetzt liegt also nicht hauptsächlich 
> an der Software selbst, sondern an diversen ökonomischen und politischen 
> Rahmenbedingungen.

Nach meiner Beobachtung hat der Vorzug von unfreier Software gegenüber freier Software 
in den Firmen  ganz unterschiedliche Gründe.

1. Gewachsene Strukturen proprietärer Software. Diese sind so verankert, dass 
eine Ablösung durch freie Software einem kompletten Neuaufbau der Strukturen 
gleichkäme. 

2. Fehlende Unterstützung durch Drittanbieter. Bei Spezialanwendungen ist man 
leider oft nach wie vor auf proprietäre Software angewiesen. Aber auch der Versuch 
wenigstens den Unterbau (Betriebssystem, Datenbank) frei zu halten scheitert oft. 
So wird oft nur MS-SQL Server unterstützt, der Client läuft sowieso nur unter 
Windows. 

3. Fehlende Kenntnisse der IT-Abteilung. Freie Software erfordert Lernwillen
und eine gewisse Einarbeitungszeit. Zudem ist die Dokumentation leider nicht immer
optimal. Bevor sich also die Admins z. B. in das aufsetzen eines gut abgesicherten
Mailservers mit $FREEMTA einarbeiten wird halt die proprietäre Appliance geholt die mit
"drei Klicks" zu konfigurieren ist.

4. Fehlende Zukunftssicherheit. Oft höre ich das Argument, dass ein freies Softwareprojekt
plötzlich nicht mehr weiter entwickelt werden könnte. Tatsächlich gibt es ja mehr als genug 
Projekte die eingeschlafen und in der Versenkung verchwunden sind. Ich halte dann immer
dagegen, das dies auch bei proprietärer Software geschehen kann, weil die Herstellerfirma
bankrott ist oder die Software aus finanziellen Erwägungen nicht mehr weiter entwickelt.

5. Fehlender Support. Natürlich gibt es professionellen Support für freie Software. 
Aber dann ist das Hauptargument gegenüber der Geschäftsführung - der Kostenfaktor - weg.

Diese Liste ist sicher nicht vollständig. Aber was sind dann die Vorteile freier Software?
Dass sie frei ist ist leider kein Argument in der Businesswelt, denn Freiheit ist ja kein
Selbstzweck. Vielmehr muss man IMHO mit Argumenten kommen, die aus der Freiheit resultieren.

- Freie Software ist sicherer: Da der Quellcode offen liegt ist man sicher, dass die
Software genau das macht, was sie tun soll. "Spyware"-Funktionen sind ausgeschlossen.

- Die Qualitätssicherung freier Software schlägt jede firmeninterne QS. Nur bei freier 
Software kann jeder auf den Code sehen und sich von seiner Qualität überzeugen.

- Freie Software ist anpassungsfähig. Oft findet man Software, die zu 95% das macht
was man will. Die restlichen 5% kann man selbst implementieren. Bei proprietärer
Software muss man entweder weitersuchen oder irgendeine Frickellösung basteln, damit
die fehlende Funktionalität emuliert werden kann. Oft wird GNU/Linux ja als 
Frickelsystem bezeichnet, bei meinen Windows-Kollegen habe ich jedoch mehr 
abenteuerliches Gefrickel gesehen als mir lieb ist.

- Freie Software gibt Zukunftsicherheit durch dokumentierte Formate. Dadurch 
ist sicher gestellt, dass man auch noch in 20 Jahren die Daten lesen kann.

- Freie Software gibt Rechtssicherheit. Proprietäre Lizenzbedingungen sind oft 
undurchschaubar und ich habe bis jetzt noch keine Firma gesehen, bei der nicht
die Benutzung der einen oder anderen proprietären Software in einer rechtlichen 
Grauzone lag. Oft eben auch deswegen weil die Lizenz nicht ohne ein Rechtsgutachten
zu verstehen ist. Freie Software dagegen kann man in jeder Weise benutzen die einem 
beliebt, Punkt.


Gruß,

Henry



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