Weizenbaum: Wir gegen die Gier

Bernhard Reiter reiter at fsfeurope.org
Do Mär 13 18:51:56 UTC 2008


On Thursday 13 March 2008 16:29, Robert Schuster wrote:
> Hat einer von uns mal gefragt, wie gut Asus die
> Beseitigung von Elektronikschrott handhabt oder was ihre Arbeiter
> verdienen und ob die eine Gewerkschaft haben (dürfen) usw?

Ja, aber was hat das mit angefragten Vernetzung
und der Verständigung auf ganz grundsätzlichen Aussagen zu tun?

> Ich will 
> damit nicht andeuten, dass bei Asus Missstände herrschen (ich weiß es
> nicht) nur dass wir (= die freie Softwaregemeinde) uns solche Fragen
> womöglich gar nicht stellen oder dahingehend nachforschen.

Doch schon: http://computerecology.org/ (vorsicht werbeverseucht)

Aber um Deine Argumentation aufzuspiessen:
Es klingt nach der Forderung: Seid anständige Menschen!
Das ist so allgemein, wie es unnütz ist. 
Natürlich versucht jeder ein anständiger Mensch zu sein. 
Die meisten kritischen Informationen und Alternativen stehen zur Verfügung, 
da bedarf es keiner Vernetzung sondern der persönlichen Tat 
diese zu lesen und ein wenig danach zu leben.

> Eine Sache die ich sehr schade finde ist, dass zB. bei der biocompany
> ein bekanntes proprietäres Betriebssystem auf der Kasse läuft. 

Mach Sie doch darauf aufmerksam.

> Und jetzt noch ein paar fiktive und spekulative Szenarien, die versuchen
> die Angelegenheit noch ein bischen klarer zu machen:
>
> Angenommen Monsanto, Pioneer und die verbliebenen zwei drei
> Saatgutmonopolisten stellen ein Softwaresystem unter der GNU GPL nebst
> öffentlichem und freiem Softwareprojekt (zB. seeddelivery.sf.net)
> bereit, dass es Landwirten ermöglicht Saatgut online und/oder via
> Webservices zu bestellen. Würde sich die freie Softwaregemeinde über die
> Kontribution offiziell freuen, wie es zB. bei der FSF war, als Sun die
> Quellen für "all things Java" freigegeben hat?

Ja, freuen sollten wir uns, aber auch die bekannte Kritik erwähnen.

Wir würden uns deshalb freuen weil:
a) Wir und die Landwirte die Software besser kontrollieren könnten
b) Die Software keinen Vorteil von Monsanto mehr darstellt, entsprechend
   es leichter wird Alternativen aufzubauen
c) Monsanto es sonst mit einer anderen proprietären Software gemacht hätte,
   wo es a) und b) nicht gibt.

Ob jemand dafür programmiert ,ist noch was anderes. Das würde ich vielleicht,
wenn ich einem freundlichem Agrarökonomen damit helfen könnte, nicht Monsanto.

> In die gleiche Kerbe schlüge, wenn zB. Vattenfall, RWE o.ä. plötzlich
> anfinge bei freier Software von sich reden zu machen.

Fände ich gut. Die Unternehmen sind auch so groß, dass sie vermutlich jetzt 
schon Freie Software einsetzen. 
Auch das Militär setzt sie übrigens ein, selbst das der USA.

> Umgekehrt würden wir die Krise kriegen, wenn Microsoft über den grünen
> Klee gelobt wird, indem ausschliesslich erwähnt wird, dass deren
> Mitarbeiter gut bezahlt und sich das Unternehmen vorbildlich darum
> kümmert, dass hochqualifizierte weibliche Fachkräfte angestellt werden
> (das tut es tatsächlich!).

Ah, hier ist es das "ausschliesslich". :)

> Worauf ich hinaus will ist: Wenn jede Gruppe in dem Moment wo sie
> offiziell etwas Positives über eine bestimmte Firma/Vereinigung/sonstwas
> veröffentlichen will, mal kurz gucken könnte, ob es da nicht eine andere
> NGO gibt, die ein gewaltiges Problem mit denselben Leuten hat, und dann
> entsprechend darauf hinweisen würde, könnte das Helfen zu verhindern,
> dass Firmen mit einseitig gutem Engagement, Fehltritte in einem anderem
> Bereich medial vertuschen.

Es besteht die Gefahr, dass solche Veröffentlichungen nicht mehr gelesen 
werden, wenn jede mögliche bekannte Kritik erwähnt wird. 
Nach NGOs zu schauen ist auch ein Problem, denn ja gibt es auch unseriöse und 
Unternehmenszusammenschlüsse. Das Erwähnen einer unberechtigten Kritik halte 
ich auch für moralisch verwerflich. Sprich: Wenn ich eine Aussage treffe, 
muss ich dies im besten Wissen und Gewissen tun. So sind wir wieder bei der 
allgemeinen Aussage.  :/

Gruß,
Bernhard

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