Weizenbaum: Wir gegen die Gier
Christian Maxen
christian at maxen.de
Do Mär 13 16:33:18 UTC 2008
Liebe Lesende.
[Ingmar]:
> > Dazu brauchen wir einen breiten, aufrichtigen und wohlwollende Dialog,
> > um viele Menschen zu vereinen, zusammenzubringen. Gleichzeit darf es
> > nicht im Haare spalten enden. Es muss bei ganz grundsätlichen Aussagen
> > bleiben. Eben wie das Recht aller Menschen auf Nahrung, Kleidung,
> > Wohnung, Bildung und medizinische Versorgung. Und durch das begonnene
> > digitale Zeitalter müsste man vielleicht noch hinzufügen: "und Zugang zu
> > einer freien digitalen Welt".
[Bernhard]:
> um es klar zu sagen: Das wird so nichts!
Es sind alle Voraussetzungen vorhanden, "es" wird, und tausende -wie Bernhard,
Du selbst schreibst- "arbeiten" daran, dass das was wird (in aller
Allgemeinheit).
[Bernhard]:
> wie ganz viele. Z.B. als Wissenschaftler, Unternehmer und in der FSFE
> engagierter Mensch nehme ich am Dialog in unserer Gesellschaft teil.
Es gibt und gab zu jeder Zeit Menschen und Gruppen von Menschen, die ihr
Paradies -im Einklang mit sich und der Natur, also den sie umgebenden Leben-
leben und der Erde nicht mehr entnehmen, als sie, die Menschen, brauchen und
sie, die Erde zukunftsfähig verkraftet.
Unsere Verhalten prägen die Verhältnisse, in jedem Moment (neu).
> Für die meisten übersetzt sich "ganz grundsätzlichen Aussagen"
> mit "Blah Blah". Klar, zu ganz grundsätzlichen Aussagen können wir alle Ja
> sagen, selbst in den Menschenrechten und im deutschen Grundgesetz steht
> schon viel Zustimmenswertes drin.
Ja, grundsätzliche Aussagen verkommen zu Lippenbekenntnissen und "Blah-Blah".
Aber "sie" wissen nicht was sie reden oder tun, sie sprechen mit gespaltener
Zunge. "Natürlich lassen wir keine Kinder verhungern." und doch geschieht es
mutwillig, böswillig und bewusst verdrängt, spätestens seit 1975 Günther
GRASS anlässlich einer Journalistenpreis-Verleihung und angesichts 500.000
Verhungernden sagte:"Haben wir wieder von alledem nichts gewusst."; das
dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte findet im Moment statt, wir leben
darin und betrachten uns selbst -die Menschheit- als
blutrünstig-mordend-gieriges Ungeheuer, selbst-erfüllt prophezeit.
Wie sich Leben selbst versteht (und fühlt), so verhälte es sich. Gleiches gilt
auch für Gruppen von Menschen und Gesellschaften. Mit dem Selbstverstand, dem
Selbstverständnis:"Wir lassen doch keine Kinder verhungern." ist es nicht
weit her. Selbsternannte Eliten und selbstgewählte Vorherrschende bestimmen
das Kapitel. Rachsucht und Vergeltung bringen keine Frieden.
> Und nun zur praktischen Umsetzung ...
> Nehmen wir nur einen Punkt raus: Das Recht auf medizinische Versorgung -
> was ist das eigentlich? Das Recht jede erdenkliche Behandlung zu bekommen?
> Das wäre unendlich teuer und führte gleich zur Frage: Wie ist das zu
> finanzieren? Und wie wird es entschieden wer was bekommt?
> Bekommen aufgeklärtere Menschen die bessere Behandlung? (Vermutlich schon.)
> Ist es in Ordnung Älteren manche Behandlung zu verweigern, weil sie eh bald
> sterben? (Sehr schwer, wird oder wurde aber gemacht.)
Berechtigt, aber sehr westlich-zivilisiert, technisch-differenzierende Fragen
die ich so nicht beantworten würde, weil sie voraussetzen, das Menschen über
das Leben anderer Menschen bestimmen (entscheiden), und "das gilt nicht" (wer
richtet ist selber schuld), denn -je- die Betroffenen haben -in der Regel-
über ihr eigenes Leben selbst bestimmen zu können.
Darüberhinaus setzen die Fragen "Geld" als Tauschmittel voraus, was es so, als
Tauschmittel (für die Frau, ihre Männer und deren Kinder) für das alltägliche
Handeln, nicht gibt.
Es gibt viele andere Mittel. Produzenten-Konsumenten-Kollaboration -etwa-
braucht keine Märkte. Leider erkennen Gewerkschaften und Entlassene den Wert
nicht, kapitalistisch-unrentable Fabriken und Produktionsmittel vor Ort zu
halten, um für sich selbst und das Umfeld zu produzieren.
Und zum Arzt? Nun, ich bin ja so einer, der sich schon vor dem Ableben von
Joseph Weizenbaum als Dissident bezeichnete, der seinen EineuroJob -mit dem
Aufzeigen der real-existierenden Umverteilungsverhältnisse- bestreikt und
hingeschmissen hat, und -eben- einer, der seit Hartz (Peter) wegen
Untragbarkeit der Praxisgebühr auf Gesundheitsversogung verzichtet.
(Zahn-)Ärzte sind genauso für Menschen ohne Geld da, alles andere ist ein
Missverständnis oder krankes Fehlverhalten von Leuten, von denen ich garnicht
behandelt werden will. Sonst gehe ich einfach zum Arzt, der mich auch ohne
Geld behandelt (ergänzend: auch ich "arbeite" nicht für Geld).
Leider verlassen je die Besten meiner Lieblings-(zahn-)ärzte und Friseure seit
Jahren -einer nach dem anderen- das Land.
> Ich verstehe aus Deiner Email allerdings nicht, was und wie es besser
> ginge.
Das ist leicht:
Gehen "Sie" in die nächste Schule, begeben sie sich sofort dorthin und bringen
sie sich mit Ihrer einmaligen, unbezahlbaren Lebenzeit und Leistung ein. "Das
Leben in die Schulen" zu holen ist Lippenbekenntnis von Generationen von
Bildungspolitiker.
Das (Selbst-)Befriedigen der Grundbedürfnisse ist über Schulen auf der ganzen
Erde umfassend möglich. Ihr Verhalten erzeugt die neuen(!) Verhältnisse. Ja
direkt bei den Kindern, die bekanntermaßen Zukunft sind, Zukunft allen sich
vererbend entwickelnden Lebens. 0. "Werdet wie die Kinder", 1. "Kinder an die
Macht", 2."Macht Kinder", 3."Macht Schule".
Alles Liebe
Christian
PS.: Mit Skolelinux macht Schule natürlich mehr Freude, doch Zettel und Stift
genügen, ja, selbst das Lesen und Schreiben sind für die umfassende irdische
Eigen- und Selbstorganisation über lokal-/regionale Anlaufstellen Schule
nicht notwendig. Der Umbau kann etwa 2017 abgeschlossen sein.
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