FSFE Newsletter - Dezember 2010

Free Software Foundation Europe press at fsfeurope.org
Sat Dec 4 16:38:30 CET 2010


= FSFE-Newsletter – Dezember 2010 =

[permanente URL: http://www.fsfe.org/news/nl/nl-201012.de.html ]

Diese Ausgabe berichtet über neue Entwicklungen bei Richtlinien zu
Offenen Standards, ein paar grundlegende Informationen über
Softwarepatente, Neuigkeiten von der FSCONS zu verteiltem Rechnen und
wie Sie uns am Jahresende unterstützen können.

Diesen Monat hatten wir zum ersten Mal in der Geschichte der FSFE
gleichzeitig Ausstellungsstände auf drei Konferenzen: dem
[1]Brandenburger Linux-Infotag (BLIT) in Potsdam, der [2]Free Society
Conference and Nordic Summit (FSCONS) in Göteborg/Schweden und der
[3]T-DOSE Eindhoven/Niederlande. Unsere [4]PDFreaders-Kampagne ist
ziemlich erfolgreich: 31 öffentliche Verwaltungen haben bereits Werbung
für unfreie PDF-Betrachter von ihren Webseiten entfernt, acht von ihnen
haben Links zu pdfreaders.org hinzugefügt. Die Systemadministratoren der
FSFE haben die [5]Fellowship-Blog-Software aktualisiert und wir hielten
mehrere Präsentationen vor Politikern, Parteien und der Berlin Debating
Union. Im Rahmen eines [6]Fellowship-Interviews sprachen wir diesen
Monat mit Brian über freie Dokumentation, den Emacs-Org-Mode und sein
Verständnis von Software als ein Werkzeug. Zuletzt möchten wir Bjarni
Rúnar Einarsson gratulieren, einem isländischen
Freie-Software-Entwickler, der am Aufbau der Gemeinschaft gearbeitet hat
und mit dem [7]Nordic Free Software Award ausgezeichnet wurde.

== Offene Standards: Indien – Europa 1:0 ==

Diesen Monat veröffentlichte die indische Regierung [8]ihre Richtlinie
zu Offenen Standards, die einen großen Erfolg für die
Freie-Software-Bewegung darstellt. Die daraus hervorgehenden Vorteile
für Freie Software in Indien waren den dreijährigen Kampf mit den
proprietären Softwareunternehmen definitiv wert. Wenn Sie die Dokumente
der Regierung lesen, werden Sie [9]mehrere Punkte erkennen, die in
[10]unsere Definition Offener Standards aufgenommen wurden, insbesondere
die, über die wir bereits in der [11]Oktober-Ausgabe des Newsletters
berichteten: Das Patente auf Standards kostenlos zur Verfügung stehen
sollten. Diese Richtlinie wird die Innovation im indischen IT-Markt
fördern, sie wird zu geringeren Kosten für die öffentliche Verwaltung
führen und es Programmierern ermöglichen, innovativer zu sein.

Auch die Europäische Kommission nimmt eine Reform des europäischen
Standardisierungssystems in Angriff. Zur Zeit wird die Standardisierung
in Europa von einer kleinen Anzahl von Organisationen, hauptsächlich von
Großunternehmen, dominiert. Gleichzeitig geschehen viele Innovationen in
kleinen und mittleren Unternehmen. Obwohl zahlreich, haben sie nicht
wirklich eine Mitsprache bei der Standardisierung. Wenn sich die
Gelegenheit zur Teilnahme bietet, kämpfen sie oft mit einem Mangel an
Zeit, Geld oder Fachwissen. Während das indische Dokument [12]von
Revsion zu Revision besser wurde, wurde das [13]European
Interoperability Framework (EIF) nur schlechter.  Aber mit Ihrer
anhaltenden Unterstützung können wir der Europäischen Kommission und den
Mitgliedstaaten [14]weiterhin die Wichtigkeit Offener Standards
erklären, so dass wir die selben Vorteile bekommen wie in Indien. Diesen
Monat nahmen wir dazu an einer gemeinsamen [15]Veranstaltung der
Europäischen Kommission und des Europäischen Patentamts teil.

== Softwarepatente: Kein weiteres Monopol auf Software ==

Ein weiteres Thema, das wir auf dem Treffen mit der Europäischen
Kommission und [16]in einem Radiointerview hervorhoben, waren
Softwarepatente.

Zuallererst einmal ist ein Patent ein Monopol auf eine Idee, während das
Urheberrecht ein Monopol auf eine konkrete Implementierung ist.
Beethovens Zweite Symphonie ist vom Urheberrecht abgedeckt, ein Patent
hingegen würde zum Beispiel ein Monopol auf die Idee erteilen,
Streichinstrumente mit Blasinstrumenten zu kombinieren. Software fällt
unter das Urheberrecht.  Dies ist sinnvoll: Bei Software haben Sie
[17]geringe Forschungskosten, müssen aber viel Zeit für die
Implementierung der Ideen aufwenden, um sicherzustellen, dass sie keine
Sicherheitslücken hat und in Zukunft leicht zu warten und anzupassen
ist. Es ist keine große Herausforderung, auf die Idee zu kommen,
Streichinstrumente mit Blasinstrumenten zu kombinieren, die
Herausforderung besteht darin, sie so zu kombinieren, dass das Ergebnis
auch gut klingt.

Immer mehr Leute verstehen, dass [18]Softwarepatente für alle ein
Problem darstellen, egal ob für Groß- oder Kleinunternehmen, für
einzelne Softwareentwickler, für Benutzer, für unfreie oder für Freie
Software.

- Die Unternehmen müssen mehr Geld für ihre Rechtsabteilungen ausgeben
  um Patente anzumelden, Kreuzlizenzierungen von Patenten auszuhandeln
  und sich gegen Patentklagen zu verteidigen. Während Softwarepatente
  für eine Weile ein nettes Mittel für Großunternehmen sind, um sich
  Konkurrenz durch Neueinsteiger vom Leib zu halten, so müssen sie sich
  auch mit Unternehmen auseinandersetzen, die andere wegen
  Softwarepatenten verklagen, selber aber keinerlei eigene
  Softwareentwicklung betreiben. Gegen solche Unternehmen kann jedes
  Softwareunternehmen nur verlieren.
- Für Softwareentwickler bedeuten Patente eine rechtliche Unsicherheit:
  Sobald Sie anfangen zu programmieren, könnten Sie ein Gesetz
  verletzen. Sie werden nie in der Lage sein herauszufinden, ob Sie ein
  Patent verletzen. Selbst wenn Sie ein Softwarepatent lesen, kann es
  sein, dass es Ihnen nicht klar ist, ob es das abdeckt, was Sie gerade
  implementieren. Für die Registrierung eines Patents müssen wir Geld
  bezahlen. Anders beim Urheberrecht: Jeder von uns kann ein Programm
  schreiben, und sei es nur als Hobby, und dieses fällt anschließend
  ohne zusätzliche Kosten unter das Urheberrecht. Es ist sogar so, dass
  Softwarepatente uns enteignen können, da sie verhindern können, dass
  wir die Rechte ausüben, die wir durch das Urheberrecht bekommen, zum
  Beispiel das Programm an andere zu verteilen.
- Die Benutzer müssten für all diese Kosten bezahlen. Manche Leute
  schätzen, dass die Patentkosten bei Smartphones ungefähr 20% des vom
  Kunden bezahlten Preises ausmachen.

Wir werden uns weiterhin bemühen, dieses Problem loszuwerden. In den USA
arbeitet unsere Schwesterorganisation daran, [19]die öffentliche
Aufmerksamkeit auf den durch Softwarepatente verursachten Schaden zu
lenken und in Neuseeland hat die Regierung das Problem verstanden und
sich [20]im April dafür ausgesprochen, Computerprogramme in die Gruppe
der nicht patentierbaren Erfindungen aufzunehmen. In Europa hat der
Gesetzgeber entschieden, dass Software nicht patentierbar ist. Aber
Gesetze werden immer von Menschen interpretiert und in diesem Fall
existieren unterschiedliche Interpretationen des Gesetzes. So erteilt
das Europäische Patentamt (EPO) Softwarepatente, indem es sie zu
"computerimplementierten Erfindungen" erklärt. Wir werden weiterhin
gemeinsam mit unseren [21]Schwesterorganisationen, unserer
[22]assoziierten Organisation FFII und anderen daran arbeiten, die
Menschen über die Gefahren von Softwarepatenten zu informieren. Wir
werden den Gesetzgebern erklären, dass sie die Gesetze präzisieren
müssen, damit die Patentämter so handeln, wie es beabsichtigt war.

== Verteiltes Rechnen auf der FSCONS ==

Wir wissen, dass verteiltes Rechnen kein brandneues Thema ist. Es gibt
sogar einen 7:21 Minuten langen [23]Werbefilm aus dem Jahr 1959 darüber
und ein paar von jenen Ideen könnten immer noch in unserer heutige
Diskussion über „Cloud-Computing“ relevant sein.

Unser Beitrag dazu war die Veranstaltung einer Vortragsreihe auf der
diesjährigen FSCONS mit dem Namen [24]Divide and Reconquer (Teile und
erobere zurück), die das Problem des Trends hin zu zentralisierten
unfreien Internetdiensten und mögliche Lösungen dafür in den Fokus
stellte. Dank der [25]Arbeit von Sam und unserer Vortragenden liefen
alle fünf Vorträge gut und alle hatten ausführliche Diskussionen in den
anschließenden Fragerunden zur Folge.

Zum Beispiel sagte [26]Brian Gough, der diesen Monat im
Fellowship-Interview interviewt wurde, im Anschluss an die Demonstration
der [27]Peer-to-Peer-Suchmaschine Yacy durch Michael Christen zu mir,
dass er bis Ende nächsten Jahres nur noch verteilte Suchmaschinen für
seine Suchen im Web benutzen will. Klingt nach einem guten Vorsatz fürs
neue Jahr. Wie werden weiterhin an diesem Thema arbeiten und mehr Leute
dazu animieren, darüber nachzudenken, mit anderen zu diskutieren und an
Lösungen zu arbeiten.

== Werden Sie aktiv: Kaufen Sie Geschenke und spenden Sie – unsere
Unterstützungsprogramme ==

Zum Jahresende werden oft Geschenke gekauft und es wird Geld gespendet.
Es gibt Möglichkeiten, beides zu verbinden, zum Beispiel durch unsere
[28]Unterstützungsprogramme. Wenn also einige Ihrer Freunde bereits
Geschenke über Libri oder Amazon einkaufen, bitte informieren Sie sie
über die Möglichkeit, uns zu unterstützen.

- Wenn Sie Bücher von [29]bookzilla.de kaufen, erhalten wir etwa 5% des
  Kaufpreises als Spende.
- Wenn Sie [30]unser Plugin installiert haben, wird etwa 5% des
  Kaufpreises Ihres Einkaufs bei Amazon an die FSFE gespendet.

Sie können in [31]Maëlles Blog-Eintrag nachlesen, wie viel über diese
Programme gespendet wurde. Wenn Sie Ihre Bücher und andere Geschenke
woanders kaufen, können Sie die FSFE natürlich durch eine [32]einmalige
Spende unterstützen oder auf regelmäßiger Basis, indem Sie ein
[33]FSFE-Fellow werden.

Viele Grüße,
Matthias Kirschner – FSFE

   1. http://www.blit.org/
   2. http://www.fscons.org/
   3. http://www.t-dose.org/
   4. http://www.fsfe.org/campaigns/pdfreaders/pdfreaders.html
   5. http://blogs.fsfe.org/blog/2010/11/26/blogs-upgraded-more-information-on-the-wiki/
   6. http://blogs.fsfe.org/fellowship-interviews/?p=156
   7. http://www.fsfe.org/news/2010/news-20101108-01.html
   8. http://egovstandards.gov.in/approved-standards/egscontent.2010-11-12.9124322046/at_download/file
   9. http://blogs.fsfe.org/gerloff/?p=420
  10. http://www.fsfe.org/projects/os/def.html
  11. http://www.fsfe.org/news/nl/nl-201010.html
  12. http://fosscomm.in/OpenStandards
  13. http://www.fsfe.org/projects/os/eifv2.html
  14. http://www.fsfe.org/projects/os/os.html
  15. http://blogs.fsfe.org/gerloff/?p=426
  16. http://blogs.fsfe.org/mk/?p=690
  17. http://www.progfree.org/Patents/industry-at-risk.html
  18. http://en.swpat.org/wiki/All_businesses_are_targets
  19. http://www.fsf.org/blogs/software-patents-after-bilski
  20. http://news.swpat.org/2010/03/new-zealand-govt-against-software-patents/
  21. http://www.fsfe.org/about/fsfnetwork.html
  22. http://www.ffii.org/
  23. http://www.archive.org/download/AllAboutPolymorphics/AllAboutPolymorphics.ogv
  24. http://www.fscons.org/divide/
  25. http://blogs.fsfe.org/samtuke/?p=71
  26. http://blogs.fsfe.org/fellowship-interviews/?p=156
  27. http://www.yacy.net/
  28. http://wiki.fsfe.org/SupportPrograms
  29. http://www.bookzilla.de/
  30. http://wiki.fsfe.org/SupportPrograms
  31. http://blogs.fsfe.org/maelle/?p=94
  32. http://donate/donate.html
  33. http://fellowship.fsfe.org/index.html

-- 
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