Abschlussarbeit zu "Freiheitliche[r] Software im Kontext einer Ethik der Digitalisierung"
Christian Nähle
christian.naehle at posteo.de
Di Jan 3 22:24:11 UTC 2023
Lieber Roland,
du hast eine interessante Arbeit geschrieben. Ggf. interessiert dich
unsere Kirchentagsresolution 2019 des DEKT:
Gottes Güter umsonst – Einfach frei
https://blog.do-foss.de/kolumne/resolution-des-kirchentags-gottes-gueter-umsonst-einfach-frei/
Beste Grüße aus Dortmund
Christian
Am 30.12.22 um 00:14 schrieb Roland Hummel:
> Liebe Listige,
>
> ich bin aus zeitlichen Gründen zwar noch nicht wieder aktiver Leser
> dieser Liste, möchte aber den Jahreswechsel nutzen, Euch bei Interesse
> auf meine Abschlussarbeit aufmerksam zu machen, die ich Mitte/Ende
> 2021 geschrieben und dann leider erst nach etlichen Monaten Wartezeit
> auf dem EDOC-Server der HU Berlin veröffentlichen konnte.
>
> Der vollständige Titel der Arbeit lautet "Christliche Freiheit im
> digitalen Raum? : Freiheitliche Software im Kontext einer Ethik der
> Digitalisierung". Sie ist unter https://doi.org/10.18452/24777
> abrufbar und steht unter CC-BY.
>
> Allgemeiner Hintergrund der Arbeit ist, dass ich Ev. Theologie
> studiere, zur Studienfinanzierung seit vielen Jahren im IT-Bereich
> arbeite, mich ursprünglich (im Snowden-Kontext [1]) eher aus
> Datenschutzperspektive kritisch mit dem digitalen Raum befasste und
> darüber irgendwann bei Freier Software gelandet bin (mit
> entsprechenden hochschulpolitischen Ambitionen [2]).
> Da ich über Freiheitskonzeptionen aus theologischer sowie
> IT-Perspektive schreiben wollte und die Evangelische Kirche in
> Deutschland 2021 eine Denkschrift mit dem Titel "Freiheit digital" [3]
> veröffentlicht hat, lag es schon vom Titel her nahe, an diese
> anzuknüpfen. Es stellte sich heraus, dass in dieser Denkschrift der
> Begriff "Freie Software" lediglich in einer Fußnote erwähnt und
> ansonsten der Begriff "Open Source" bevorzugt wird, was ich in Bezug
> auf den Titel ausreichend merkwürdig fand, mich mit den
> Freiheitskonzeptionen der Begriffe und ihren ethischen Implikationen
> zu befassen.
>
> Da ich es nicht knapper zusammengefasst bekomme als in der
> EDOC-Beschreibung, zitiere ich nachfolgend aus dieser, damit ihr
> anhand des "Namedroppings" ungefähr wisst, worum es geht:
>
> "Vor dem Hintergrund von Charles Taylors Auseinandersetzung mit dem
> negativen und positiven Freiheitsbegriff Isaiah Berlins sowie einer
> konstitutiven Schrift der Free Software-Bewegung einerseits (Richard
> Stallmans „Initial Announcement“) und einer der Open Source-Initiative
> andererseits (Eric Raymonds „The Cathedral and the Bazaar“) stellt
> [die Denkschrift] erstens die These auf, dass die Verwendung des
> Begriffes „Open Source“ einen Bedeutungshorizont negativer
> Freiheitskonzeption mit sich trägt, der vor dem Hintergrund der
> positiven Freiheitskonzeption, welche die EKD-Denkschrift zum
> Ausgangspunkt ihres ethischen Reflexionsangebots erklärt,
> problematisch sein könnte.
> Zweitens wird in der Arbeit diskutiert, inwiefern der Begriff „Free
> Software“ bzw. „Freie Software“ einer positiven Freiheitskonzeption
> entspricht und deswegen im Vergleich zum Begriff „Open Source“ zwar
> nicht vollumfänglich anschlussfähig, aber zumindest anschlussfähiger
> zum in der Einleitung der Denkschrift angeführten Freiheitsverständnis
> der „Freiheit eines Christenmenschen“ nach Martin Luther ist.
> Abschließend wird drittens auf Basis der dargestellten Indizien
> gefragt, inwiefern das Freiheitskonzept Freier Software hinsichtlich
> einer „Ethik der Digitalisierung“ innerhalb einer „Ethik des Sozialen“
> (Torsten Meireis) entsprechende Reflexionen bereichern könnte. Die
> Arbeit möchte dazu anregen, die Begriffswahl nicht nur, aber vor allem
> in theologischen Beiträgen mit Digitalisierungsbezügen zu
> reflektieren, da in vielen entsprechenden Beiträgen der Begriff „Open
> Source“ gewählt wird und diese so eine negative Freiheitskonzeption
> mittragend sein können – dies vor allem, wenn in ihnen der Begriff vom
> ursprünglichen Software-Kontext auf kirchlich-theologische
> Sachverhalte hin übertragen wird."
>
> Das Publikationsformat mit sichtbaren Korrekturen ist etwas
> unglücklich, ich wollte aber einerseits bestimmte Dummheiten, über die
> meine Gutachter wohl großzügig hinwegsahen und die mir erst später
> auffielen, nicht so stehen lassen, aber andererseits auch ersichtlich
> lassen, was ursprünglich genau bewertet wurde (mit einer 1,7 in beiden
> Gutachten, weswegen ich mich überhaupt traue, die Arbeit hier
> vorzustellen).
> Falls jemand Vorschläge hat, wie man das eleganter lösen könnte, bin
> ich über Rückmeldungen dankbar – natürlich auch über inhaltliche Kritik.
>
> Herzliche Grüße und (je nach Sozialisation) einen guten Jahreswechsel
> bzw. eine frohe Weihnachtszeit
> Roland
>
> [1] https://doi.org/10.18452/13663.2
> [2] https://hu.berlin/gnuHU
> [3] https://www.ekd.de/freiheit-digital-63984.htm
>
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