FSFE ruft RMS zum Ruecktritt auf...

Geza Giedke geza at giedke.de
Sa Mär 27 12:03:14 UTC 2021


Hallo Christian,

On 3/27/21 12:45 AM, Christian Imhorst wrote:
> Am 26.03.21 um 21:34 schrieb Geza Giedke:
>> aber es ist gut moeglich, dass die FSFE eben nicht mehr
>> die Organisation ist, deren "fellow" ich vor vielen Jahren mal wurde.
> 
> Das hoffe ich doch, denn das nennt sich Fortschritt.
> 
>> Insbesondere hat RMS gar nichts "getan", ihm werden Worte und Meinungen
>> vorgeworfen - niemand muss die Meinung teilen, man kann sie gern
>> sachlich (und, warum nicht, kraeftig und intensiv) kritisieren
> 
> Jede und jeder kann seine Meinung haben. Das Recht auf freie
> Meinungsäußerung ist fundamental, aber warum darf die Meinungsäußerung
> keine Konsequenzen haben? Ich und andere dürfen sagen, was wir von einer
> intoleranten und ableistischen Meinung halten. Wir dürfen auch die
> Konsequenz daraus ziehen, mit keiner Organisation mehr zusammenarbeiten
> zu wollen, die dieses Verhalten billigt oder intolerante Meinungen
> toleriert.

gut dass wir zumindest bezueglich der Wichtigkeit der Meinungsfreiheit
einer Meinung sind; und Meinungen duerfen Konsequenzen haben, aber nicht
jede Konsequenz ist gerechtfertigt, denn sonst -wenn zum Beispiel zu den
zulaessigen Konsequenzen gehoert, das Opfer einer weltweiten
Hetzkampagne zu werden- dann ist es mit der Meinungsfreiheit doch nicht
weit her.
Die FSFE hat das Recht so zu handeln, wie sie es tut, und ich das Recht,
damit nicht einverstanden zu sein.
Mir faellt es aber schwer, das Statement der FSFE von der Kampagne gegen
RMS zu trennen, die nach meiner Einschaetzung den Bereich der
akzeptablen Meinungsaeusserung in Richtung des Mobbings verlaesst. (Das
FSFE-Statement selbst macht sich zwar keine klar benannten Vorwuerfe zu
eigen, faellt aber zeitlich genau mit der Kampagne zusammen, die durch
Angriffe in Vice und und im Github-OSI/Mozilla/SUSE/TOR-Brief dominiert
wird und wird von Gegnern wie Unterstuetzern von RMS (hier, in den Foren
der FSF auf Heise und Golem und in der Presse) als Parteinahme in der
fuer diese Kampagne interpretiert. Es steht auch kein Wort drin, dass
man sich evt von besonders boesartigen Angriffen auf den langjaehrigen
Verbuendeten distanziert.)

>> bei allen Vorwuerfen geht es um Meinungen
>> und Aussagen, keine Taten. 
> 
> Worte sind auch Taten. Worte können Menschen verletzen und sie können
> gesellschaftliche Randgruppen weiter ausgrenzen.
> 
>> Wer sagt denn, welche Gefuehle berechtigt ist? 
> 
> Seltsamerweise versuchst du das gerade, indem du hier klar zu machen
> versuchst, dass bloße Meinungen und Aussagen niemanden zu verletzen
> brauchen. Da liegst du aber falsch.

sorry, das sind zwei verschiedene Dinge: (1) ich habe mich dagegen
ausgesprochen, dass zum Massstab gemacht wird, ob sich jemand
"diskriminiert fuehlt", meiner Meinung nach sollten Regeln objektiver
sein als das. (Ich versuche nicht zu entscheiden, welche Gefuehle
"berechtigt sind" (jeder hat aus meiner Sicht das Recht zu fuehlen wie
er will), sondern frage, wie aus dem Kontext der zitierten Frage
hoffentlich hervorging, welche und wessen Gefuehle zu Recht eine Grenze
fuer die Redefreiheit der anderen darstellen.

(2) Natuerlich koennen Worte verletzen und deswegen sind Beleidigungen
und ueble Nachrede uU auch strafbar.
Die Frage ist, wo man die Grenze zieht und ich denke, da sind wir eben
stark unterschiedliche Ansicht. Ich halte eine vielstimmige und freie
Debatte fuer essentiell fuer unsere Gesellschaft und wuerde daher in
schriftlicher und oeffentlicher Rede die Grenze des Zulaessigen weit
ziehen, da niemand gezwungen ist, sie zu lesen oder zuzuhoeren.
Und man kann auch sagen "let's agree to disagree here" und dann geht
jeder seiner Wege. Wir werden hoffentlich nie in allem alle einer
Meinung sein.

Gruesse
 Geza

PS: Vielleicht sind in diesem Thread die Meinungen jetzt auch
ausreichend ausgetauscht. Damit der Fokus zur Freien Software
zurueckkehren kann, werde ich versuchen, die Diskussion nicht zu
perpetuieren (und falls ich's nicht lassen kann ggf per PM antworten).


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