Re: Bessere Software-Unterstützung für kontroverse Diskussionen (9 Thesen und ein Appell)

Carsten Knoll carsten.knoll at posteo.de
Mo Dez 20 12:14:40 UTC 2021


On 20.12.21 08:06, Dr. Michael Stehmann wrote:
> Hallo,
> 
> nochmals ein paar kurze Anmerkungen:
> 
> Was unterscheidet "Verbesserungen" von Beiträgen durch andere oder der
> Zwang dazu durch "Flaggen" von Zensur?

Ich würde hier unterscheiden:

a) Verbesserungen durch andere .

Das könnte man so ähnlich handhaben wie Pull- bzw. Merge-Requests auf
git-hosting-Plattformen: Konkrete Verbesserungsvorschläge, die
übernommen werden können, aber nicht müssen.


b) Flaggen ist erstmal ein Indiz, dass ein:e User:in einen bestimmten
Inhalt für problematisch hält. Ab einer bestimmten Zahl von
Flagging-Meldungen könnte z.B. ein:e Moderator:in informiert werden, um
ggf. weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Dass Plattformbetreiber oder die von Ihnen autorisierten Moderator:innen
die Möglichkeit zur Zensur haben liegt in der Natur der Sache. Das ist
ja auf dieser Mailingliste (und auf allen anderen
Kommunikationsplattformen) auch so.

Wenn man nicht bösen Willen uder Inkompetenz unterstellen möchte ist das
auch kein Problem.

Problematisch wäre nur, wenn das Flaggen dazu missbraucht würde,  von
bestimmten Individuen unerwünschte (aber grundsätzlich zulässige)
Inhalte zu unterdrücken. Konstruiertes-Beispiel: Ein fanatischer
GNOME-Anhänger flaggt Beiträge, die sich positiv auf KDE beziehen.


An diesen Stellen kann ein ausformulierter Code-of-Conduct helfen: Wenn
ein Beitrag (nach Meinung der Moderation) dagegen verstößt, muss er weg,
wenn nicht, kann er bleiben. Wem er inhaltlich nicht passt, muss dann
halt inhaltlich darauf reagieren.

Außerdem kann man das Missbräuchliche Flaggen erschweren, indem man
einen konkreten Grund angeben muss und User:innen sanktionieren, die
(aus Inkompetenz oder Vorsatz) wiederholt missbräuchlich flaggen.


Fazit: Die Möglichkeit zu "Zensur" gibt es jetzt auch schon. Durch eine
Formalisierung ändert sich daran nichts.


> Kultur auch Diskurskultur setzt IMO eine entsprechende Bildung voraus.

Zustimmung. Die Spannende Frage ist, was diese *Voraussetzung* für die
Praxis bedeutet. Sollen nur Menschen mit einem entsprechend formalen
Bildungsabschluss sich an einem Diskurs beteiligen dürfen?

Aus meiner Sicht sollte ein guter Diskurs offen für alle Interessierten
sein, aber auch gleichzeitig abschätzbar sein, nach welchen Regeln er
abläuft. Auch hier kann ein Code-of-Conduct helfen.

Außerdem denke ich, dass Bildung kein Zustand sondern ein Prozess ist,
das heißt eine nachhaltige Diskurskultur muss auch dazu beitragen, die
Voraussetzung für eine konstruktive Teilnahme zu schaffen.

Konkret meine ich damit, dass Diskursteilnehmer:innen Feedback über ihr
Diskussionsverhalten bekommen, etwa indem klar wird warum ein Beitrag
von ihnen gelöscht wurde oder – wichtiger – warum er inhaltlich nicht
überzeugt (fehlende Quellen, Logikfehler, ...)

> [Schach, asynchron vs. synchron]

(Die Schachanalogie ist zwar interessant, aber dazu kann ich gerade
nichts konstruktives beitragen)


Gruß,
Carsten


-- 


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