OT? Analogien (Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie)

Theo Schmidt sus2006 at bluewin.ch
Mi Mai 13 08:00:57 UTC 2020


Am 13.05.2020 um 07:11 schrieb Kristian Rink:
...
> Ich kauf' mein Gemüse und auch meine Kartoffeln auch gern auf dem Dorf
> beim Bauer nebenan, weil ich den lieber unterstützen möchte als
> Agrar-Konzerne und industrielle Landwirtschaft. Und ich *weiß*, dass der
> kein Bio-Bauer ist, dass er mit Düngemittel und Pestiziden arbeiten
> muss, weil er sonst nicht ansatzweise so viel Ertrag haben könnte, um
> auch nur mit einer schwarzen Null aus dem Jahr zu gehen. Auch hier ist
> die Welt nicht schwarz/weiß, gibt es verschiedene Prioritäten, nach
> denen man optimieren kann...

Hier funktioniert es ähnlich wie bei der IT, nur geht es stärker um 
Leben und Tod. Zunächst einmal sind es zwei Ebenen, erstens Bio versus 
Gift/Kunstdünger und zweitens lokal vs. industriell. Das erste wäre 
vielleicht FOSS vs proprietäre SW, das zweite analog lokale, 
selbstverwaltete IT vs Clouds der grossen Anbieter.

Wir haben zwei kleine Landwirte als Nachbarn. Der Nicht-Bio hat so einen 
Hofladen mit nützlichen Produkten, aber er vergiftet und verarscht uns 
teilweise (z.B. seine "Hofglace" (= Eis vom Bauernhof) mit einer auf der 
Verpackung gross abgebildeten Kuh, enthält Palmöl statt Rahm, wie in 
einer 3pt Schrift drauf steht.

Der Bio hat weniger und teurere Produkte, dafür schützt er den Boden und 
die Biodiversität und vergiftet uns kaum.

So weit geht die Analogie auf. Aber wir haben noch etwas drittes: einen 
Betrieb der solidarischen Landwirtschaft, wo wir selber mitmachen und 
mit-zahlen. Dieser ist Bio (sogar Demeter), produziert aber einen 
ähnlichen Ertrag wie konventionell, was aber mit viel Handarbeit 
verbunden ist. Permakulturbetriebe produzieren sogar höhere Erträge als 
konventionelle, pro Fläche und pro Energiezufluss, aber mit mehr Arbeit.

Das ist analog einer kleinen Organisationseinheit, die sich entscheidet 
mit FOSS zu arbeiten statt mit einer fremdverwalteten proprietären 
Komfortlösung eines der grossen Anbieter. Das erste ist scheinbar 
mühsam, tatsächlich aber effizient, das zweite scheinbar einfacher, 
tatsächlich aber ineffizienter, weil die Kosten eher versteckt und 
extern anfallen.

Ähnliche Analogien lassen sich für andere Gebiete aufstellen, z.B. 
Verkehr, Energie. Leider ist meine Erfahrung, dass die Anhänger der aus 
meiner Sicht besseren Alternativen dies meistens nur für ihr Gebiet so 
sehen, und nicht auch für die anderen. So sind z.B. gleichzeitige 
Linux-Bio-Solar-Fahrrad-Menschen relativ dünn gesät.

LG, Theo


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