OT? Analogien (Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie)

Kristian Rink mail at zimmer428.net
Mi Mai 13 08:19:43 UTC 2020


Am 13.05.20 um 10:00 schrieb Theo Schmidt:
> 
> Ähnliche Analogien lassen sich für andere Gebiete aufstellen, z.B. 
> Verkehr, Energie. Leider ist meine Erfahrung, dass die Anhänger der aus 
> meiner Sicht besseren Alternativen dies meistens nur für ihr Gebiet so 
> sehen, und nicht auch für die anderen. So sind z.B. gleichzeitige 
> Linux-Bio-Solar-Fahrrad-Menschen relativ dünn gesät.
> 

Genau das.

Und das ist aber auch teilweise berechtigt. Ich erlebe das im Umfeld 
immer mal wieder mit Aktivisten, die sich vorrangig mit 
"Nicht-IT-Themen" beschäftigen und oft extrem locker die Tools von 
Google und Co. nutzen. Die Wahrnehmung dort ist immer diesselbe: 
Unlösbare große Herausforderungen, kritische Probleme, viel zu wenig 
Leute, die dafür aktiv werden und Zeit erübrigen können/wollen. IT 
bleibt dann "bloßes Werkzeug", das es eben braucht, um kommunizieren und 
arbeiten zu können - und damit ein Werkzeug, bei dem man das nutzt, das 
den wenigsten (Zeit-, Betriebs-, Einarbeitungs-, ...) Aufwand verursacht 
und auch für potentiell Mitstreitende die Einstiegshürde möglichst 
niedrig setzt. Das ist dann gern das billige Android-Tablet oder der 
gebrauchte Acer-Laptop mit der kleinsten denkbaren Windows-Version und 
allem, was dort eben vorinstalliert ist. Dort wird niemand alternative 
Apps oder Programme, geschweigedenn ein neues Betriebssystem installieren.

Dazu kommt beispielsweise, dass subjektiv in meinem Umfeld die 
Bio/Öko-Fraktion entweder gänzlich IT-feindlich aufgestellt ist 
("Spielzeug, das nur Ressourcen verbrennt und niemand braucht") oder 
Apple nutzt ("weil das nachhaltiger ist, die Geräte nicht verramscht 
werden, länger genutzt werden können und Qualität wie auch bei 
Bio-Lebensmitteln nun mal ihren Preis hat").

Die eine Herausforderung ist, Prioritäten zwischen Aktivisten 
verschiedener Spezialgebiete auszugleichen. Das ist eine Baustelle für 
sich. Die andere aber (immer und immer wieder, hier wie andernorts) ist 
aus meiner Sicht die, Komfort, Zugänglichkeit, Nutzbarkeit, 
Verfügbarkeit, Geschwindigkeit von FLOSS-Lösungen eben nicht nur als dem 
Datenschutz und der Privatsphäre entgegengerichtetes lästiges Beiwerk zu 
betrachten, sondern als Kernanforderung, die über (Nicht-)Akzeptanz von 
Lösungen bei relevanten Zielgruppen entscheidet.

Viele Grüße,
Kristian


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