Intern oder öffentlich diskutieren?

Christian Imhorst christian.imhorst at fsfe.org
Mo Apr 1 13:22:46 UTC 2019


Hallo Bernhard,


Am 29.03.2019 11:42 schrieb Bernhard E. Reiter:
> Ein Punkt ist mir jedoch noch wichtig: Die FSFE ist **keine**
> Lobbyorganisation, da wir primär Aufklärung ("Volksbildung") betreiben.

Am 01.04.2019 11:13 schrieb Bernhard E. Reiter:
> Bei Verhandlungen wäre es oft unklug, wenn wir unsere Strategie und 
> Taktik
> vorher veröffentlichen würden. Auch im Nachhinein geht das häufig nicht
> vollständig , da es einige Leute gibt, die sich erstmal vertraulich 
> aufklären
> lassen wollen

Diese beiden Aussagen von dir widersprechen sich in meinen Augen. 
Entweder möchten wir über Freie Software aufklären und dafür kämpfen 
oder vertrauliche Gespräche als eine mögliche Lobby-Organisation führen. 
Beides geht meiner Meinung nach nicht. Ich finde, dass man diesen 
Widerspruch auch sehr gut an unserer aktualisierten Pressemitteilung 
sehen kann (die ich auch in der 2. Version noch schlecht finde):

Das freie Internet wird für die nächsten 20 Jahre in Europa kaputt 
gemacht. Freie und Open-Source-Plattformen wie z.B. Mastodon-Instanzen 
werden Probleme haben, sich gegen Uploadfilter zu wehr zu setzen. Der 
"freie" Meinungsaustausch wird nur noch innerhalb geschlossener Gruppen 
auf Internetplattformen stattfinden. Die europäische Kommission 
entwickelt schon jetzt erste staatliche Eingriffsmöglichkeiten bei 
Uploadfiltern, z.B. um uns vor Terrorismus zu schützen. Und alles was 
der Free Software Foundation Europe dazu einfällt ist: Hey, toll, 
immerhin bleiben Plattformen fürs Codesharing davon ausgenommen. Das sei 
ein Zeichen dafür, dass die EU die Entwicklung Freier Software in Europa 
gesund, solide und lebendig halten will.

Nein, das ist es nicht. Es wird in Zukunft noch schlechter um Freie 
Software in Europa bestellt sein. Die EU Copyright Directive macht es 
für die nächsten Jahrzehnte unmöglich, dass es eine ernsthafte 
FOSS-Alternative zu Facebook, YouTube und Co. auch nur geben könnte. Der 
nächste Schritt wird die vom Bundestag beschlossene Kriminalisierung von 
Nutzerinnen und Nutzern der Open Source Software Tor und VPN-Anbietern 
und damit von Freifunker*innen sein.

Am 01.04.2019 11:13 schrieb Bernhard E. Reiter:
>> und dass Freie Software immer die Freie Rede mitmeint.
> 
> Das ist leider nicht so, da Freie Software ja für jeden Zweck verwendet 
> werden
> darf. Wenn wir das verschwiegen, dann klärten wir nicht richtig auf. 
> >:)

Freie Rede darf auch für jeden Zweck verwendet werden. Genau das hat 
Stallman in die DNA des Konzepts von Freier Software geschrieben: "To 
understand the concept, you should think of "free" as in "free speech," 
not as in "free beer"."

Oder wie Roy Schestowitz sagt: "Free as in freedom means free speech, 
too."


Viele Grüße
Christian Imhorst


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