Re: Elektronische Kassenführung

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Mo Apr 18 04:09:35 UTC 2016


Hallo.

Am 17.04.2016 um 15:00 schrieb Michael Kesper:
> Hier haben anscheinend Lobbyverbände Herrn Schäuble weichgeklopft. So
> wie ich die Sache verfolgt habe, hätte es die von dir gegebene
> einsatzbereite sichere Lösung gegeben, man konnte sich jedoch nicht
> darauf einigen, diese eine Lösung vorzuschreiben.

Ich halte es grundsätzlich auch für nicht rechtens, eine konkrete Lösung
vorzuschreiben. Siehe z.B. die Windows-Pflicht für Steuererklärungen,
sowas ist schlimm.

Außerdem bin ich ohne das recherchiert zu haben ziemlich sicher, dass
sich auf der Smartcard eine propretäre Software befindet. Es wäre also
einem Verbot gleich gekommen, ausschließlich freie Buchhaltungssoftware
zu nutzen. Aber das ist jetzt ja nicht anders.


> Die Frage wäre, ob du INSIKA einsetzen darfst. Eventuell muss ja nur die
> eingesetzte Lösung zertifiziert sein und nicht das Gesamtsystem.

So klingt es in den von Dennis verlinkten Texten. Leider ist das dann
auch eine proprietäre Komponente, zumindest eine die vollständig vom
Rest abgekapselt ist.


> Soweit ich in der Presse gelesen habe bedeutet diese Entscheidung, dass
> der Manipulation weiter Tür und Tor geöffnet bleibt.

Kannst du das irgendwie mit Beispielen unterlegen? Was wäre der
Angriffsvektor auf die Systeme nach neuer Verordnung?

Ich finde grade, dass die aktuelle Entwicklung weit über das Ziel hinaus
schießt. Wenn ich nur noch zertifizierte (= besonders teure) Kassen
einsetzen kann, baut man eine vergleichsweise hohe Grundlast auf dem
Einzelhändler auf. Man verlangt hohe Investitionen in die
Geschäftsausstattung, die jeder einzelne Händler tragen muss. Gemessen
am Umsatz eines kleinen Einzelhändlers ist das vermutlich deutlich mehr
Aufwand als das was große Aktiengesellschaften machen müssen um ihre
Buchhaltung zu führen. Und wenn bei den großen mal 5% Umsatz vertuscht
werden (was ja weiterhin technisch möglich bleibt), sollte das den Staat
doch deutlich mehr stören als wenn das beim Einzelhändler technisch
möglich wäre. Ein einzelner Mensch mit krimineller Energie im
Großkonzern macht einen deutlich größeren Schaden als wenn unter den
vielen Kleingewerben mal einer ist. Und ersterer haftet evtl. noch
nichtmal persönlich!

Der Staat baut systematisch Vertrauen zum Fußvolk ab und ich halte das
für keine gute Entwicklung.

Gruß,
Bernd


-------------- nächster Teil --------------
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