Re: Microsoft Windows und Office für die Schule kaufen Zwangsvoraussetzung

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Mo Dez 21 17:44:12 UTC 2015


Hallo.

Am 21.12.2015 um 13:45 schrieb Paul Hänsch:
> [1] Video: https://www.youtube.com/watch?v=eOZ8giiWYSc
> Außerdem: gtkwhiteboard (auch für WIndows), linux-whiteboard,
> Open-Sankoré, WiiWhieboard

Danke für den Link, das kannte ich so noch nicht.
Ist aber schon eine Bastellösung. Und so wie der das macht ist es
einigermaßen unbrauchbar, da der Schüler vor lauter Schatten nix sieht.
Es müsste also schon eher auf dem Tablet/Touchscreen-Laptop gemalt werden.

Übrigens: Wacom-Graiktabletts sind auch eher ohne eingebautes Display
(oder mit kleinem Display) und daher etwas für geübte Zeichner, Auf
einem Touchscreen zu malen ist was *ganz* anderes. Ich hab beides hier.


> 1. Filesharing
> FTP gibts seit 1971, Clients sind breit verfügbar.

Sind wir ehrlich, wenn du in ein Gespräch gehst mit der Maßgabe, dass
"cloud-sync" durch FTP ersetzbar wäre, hast du vermutlich nach dem
ersten Satz schon verloren. :)


> Ansonsten tuts auch Owncloud für ein Klassenraumweites Setup (Schulweit vielleicht besser
> nicht). Wie bei anderen Lehrmaterialien ist es auch hier hilfreich, wenn
> alle Schüler das gleiche Gerät benutzen. Geräte die im Klassenraum
> gelagert und nach dem Unterrich zurückgesetzt werden sind Privatgeräten
> vorzuziehen. Dass Schüler die Geräte zu Hause vergessen oder
> kaputtspielen können auch Microsoft und Samsung bei ihren Produkten
> nicht verhindern. Die Klasse anzuweisen sich Owncloud statt Sharepoint
> zu installieren ist keines der Probleme dabei.

Meiner Ansicht nach geht es dabei aber grade darum, mit dem gleichen
Gerät zu Hause und im Unterricht arbeiten zu können. Und Materialien
(Mitschriebe) sowohl zu Hause als auch im Unterricht verfügbar zu haben.

Owncloud ist wohl das geringste Übel seiner Klasse und wenn es
funktionieren soll, dann muss man es mit Sicherheit schulweit
installieren, sonst übersteigt der administrative Aufwand schnell mal
den Nutzen.


> Übrigens: einige No-Name Billigtablets[2] sind in der Lage von der
> SD-Karte zu booten - einfacher kann man Probleme mit verfriemelten
> Geräten ja wohl nicht mehr angehen, Samsung und Apple werden dieses
> Feature nicht liefern.
> [2] Das scheint eine Eigenschaft der Allwinner Chipreihe zu sein.
> Gesehen beim Odys Xelio, das mitlerweile veraltet ist. Tablets mit A20,
> A30 chips gibt es aber reichlich, Kosten meist <50€.

Ich hatte neulich das Vergnügen ein nicht mal ganz so günstiges
Mittelklasse-Tablet neben mein 2 Jahre altes Galaxy Note 10.1 zu legen.
Da war ich leicht irritiert, was die Leute heutzutage sich für
Auflösungen verkaufen lassen. Ich nehme an, dass in der Sektion unter
100 € erst recht nichts brauchbares herumliegt.
Du brauchst auch hier eine gewisse Qualität um die Akzeptanz zu
erreichen. Man soll es ja auch gern nutzen. Aber Hardware ist nochmal
was anderes, da wären wir ja mit einer freien Software-Lösung auf Basis
eines bösen Android schonmal wesentlich besser dran wie die Vorlage. :)


> 2. Integration von Lehrbüchern
> Hier liegt die Monokultur beim Verlag, nicht bei den
> Softwareherstellern. 

Das essenzielle in diesem Zusammenhang ist die Möglichkeit, Screenshots
und importierte PDF-Seiten zu nutzen. Viele Lehrbücher gibt es
mittlerweile für den Lehrer als Version mit digitaler PDF-Kopie. Und es
ist in vielen Fällen wirklich PDF, auch wenn der Verlag meint, man
bräuchte eine eigene Windows-Software um die anzuschauen. (Ja, die
Dateien waren unkenntlich benannt, ich musste mit einem wilden Script
mit "strings" drauf rum ackern um die Dateien sinnvoll zu benennen.)


> Willst du das mit freien Systemen machen gilt es, wie schon angesprochen
> die Verlagsmonopole aufzubrechen. Mehr Wikibooks, mehr Wikiversity im
> Unterricht, mehr freie Lehrmaterialien schaffen. Diese zu benutzen
> verbietet niemand. Ein Lehrer ist an einen Rahmenlehrplan gebunden, eine
> Verpflichtung das Buch zu verwenden, das die Schüler im Rucksack haben
> gibt es aber nach meinem Verständnis nicht.

Wenn ein Junglehrer noch nicht einmal alte Klassenarbeiten von älteren
Kollegen zur Einsicht erhält um sich einen Eindruck über
Länge/Schwerpunkte zu verschaffen, dann weißt du wie die Lehrer in
diesem Punkt drauf sind bzw. wie sie von den Verlagen erzogen wurden. :)


> Vorhandene Ressourcen nutzen, neue Ressourcen schaffen. Dazu gehört
> auch, sich nicht von den Verlagen erzählen zu lassen, sie seien die
> Einzigen die liefern können.

Theorie und Wirklichkeit klaffen hier ein bisschen auseinander. Aber es
gibt auch wirklich wenige Aufgaben bzw. Arbeitsblätter die ein Lehrer
gänzlich ohne ein einziges urheberrechtlich geschütztes Element
gestaltet, daher ist eine Veröffentlichung meistens nicht ohne weiteres
möglich.

Danke nochmal für die anfänglichen Hinweise auf die freien
Whiteboard-Lösungen, die kannte ich zum Teil noch nicht.
Die haben soweit ich das anhand von Screenshots und Videos alle einfach
das Problem, dass die Integration in das große Ganze nicht vorgesehen
ist. Der Lehrer ist doch eher ein Normalanwender und da sollte es schon
so sein, dass man vielleicht kurz auswählt was man macht (also ob und
für wen es freigegeben ist), dann muss der Rest aber automatisch gehen.
Da hilft es nicht, wenn eine Software prinzipiell den PDF- oder
SVG-Export beherrscht, es sollte schon von selbst eine Datei hinten raus
fallen die dann automatisch gesynced werden kann. Und zwar eine die der
Schüler dann mit dem selben wenigen Aufwand weiter bearbeiten kann. Denn
auch der gemeine Schüler ist kein Nerd.

Vielleicht fehlt auch nur eine gute Präsentation der Produkte. Wenn sich
jemand findet, der freie Produkte für den genannten Einsatzzweck nutzt
und der sich mit jemandem zusammen setzt, der gut darin ist sowas in
einen guten Text mit vielen Bildern und Beispielen umzusetzen, dann wäre
das wirklich ein Fortschritt.
Ich hatte Diskussionen wie diese schon mehrmals und immer wieder kommen
Einzelantworten mit dem Tenor "da kann man diese oder jene
(anachronistische) Anwendung benutzen." Nur leider ist es immer ein
"kann man" und kein "ich hab schonmal mit jemandem gesprochen der das
auch macht".

Gruß,
Bernd

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