Microsoft Windows und Office für die Schule kaufen Zwangsvoraussetzung

Ferdinand Pöll fphome at live.de
Mi Dez 16 16:19:24 UTC 2015


Hallo, 

Am Mittwoch, 16. Dezember 2015, 16:54:57 schrieb Bernd Wurst:
> Hallo.
> 
> Am 16.12.2015 um 12:27 schrieb T. Schilde - Firetech Consulting:
> > habe bisher mit "dickem Hals" mitgelesen und finde das unglaublich! Für
> > mich stellt sich schon die Frage, kann die Schule die Eltern UND den
> > Schüler überhaupt zwingen (rein juristisch gesehen) die
> > Lizenzvereinbarung mit Microsoft zu unterzeichnen (mit der man ja
> > bekanntlich alle Rechte an seinen Daten an Microsoft abgibt)??? Ich
> > halte das für mehr als fragwürdig und würde mich (als vater) sehr wohl
> > weigern dies zu tun!!
> 
> Mir geht es im Prinzip genau so, aber ich kenne die "Abgründe" auf der
> anderen Seite auch etwas. Daher fällt es mir vielleicht etwas leichter,
> den Standpunkt der Schule zu verstehen.
> 
> Wir müssen lernen, dass hier etwas auf "unser Fachgebiet" überschwappt,
> was es vorher recht ähnlich auch schon gegeben hat. Du kannst als
> Schüler auch nicht sagen, ich möchte grundsätzlich keine Bücher von
> Schulbuchverlag XY nutzen. Wenn der Lehrer sagt, dass dieses Buch
> genutzt wird, dann wird das genutzt. Das ist seit Jahrzehnten so und ich
> fand es von Beginn an ziemlich unsinnig, dass für öffentlich erstellte
> Bildungspläne mit öffentlichem Geld privat erstellte Schulbücher gekauft
> werden. Mit welcher Begründung gibt es in Deutschland Schulbuchverlage,
> die de facto wirklich nichts anderes machen als Bücher zu erstellen, die
> nachher mit öffentlichem Geld gekauft werden. Das ist eine Form der
> Privatisierung, die einfach keinen Sinn ergibt. Aber das ist so weil es
> schon immer so war.

Bei Schulbüchern ist es auch so, dass die üblicherweise von der Schule schon vorrätig sind und von dort ausgeliehen werden und nicht von Schülern für sich selbst gekauft werden. Außerdem schließt man, indem man ein Schulbuch benutzt, auch nicht als Schüler selbst einen Vertrag mit dem Verlag; das hat die Schule schon getan. Bei Tablets/Notebooks/... werden diese im Normalfall nicht von der Schule geliehen, sondern vom Schüler gekauft. Außerdem schließt er im Fall OneDrive oder GoogleDrive einen Vertrag mit MS bzw. Google ab, indem er die Rechte an seinen Daten an MS/Google abgibt. Das ist denke ich der Hauptunterschied zwischen Schulbüchern und Schultablets. 
 
> Diese Vorgehensweise wird jetzt 1:1 auf die EDV-Landschaft der Schulen
> übertragen. Alle brauchen das gleiche, also legt ein Gremium aus Lehrern
> fest, welche Geräte und welche Software benutzt wird. Aus Sicht der
> Lehrenden ist das genau das selbe wie bei den Büchern.
> 
> Eigentlich sollte das von Grund auf umgekrempelt werden. Schulbücher
> könnten auch mit öffentlichen Geldern an Universitäten und über bezahlte
> Zusatzstunden von Lehrern erstellt und als Open Educational Ressources
> veröffentlicht werden, das wäre logisch, konsequent und würde gleich zu
> freien Lehrmitteln führen. (Dass Professoren ihre Forschungsergebnisse
> momentan privatwirtschaftlich zu Geld machen dürfen ist daran
> angegliedert genauso kritikwürdig.)

An dieser Stelle kann über OpenEducationalResources nachgedacht werden. 

> Aber gegen die Verlagslobby anzutreten ist vielleicht nicht ganz so
> erfolgversprechend. :) Also muss es darum gehen, aufzuzeigen warum das
> bei Laptops und Software eben doch nicht genau das gleiche ist.
> Beispiel: Die wenigsten nutzen ihre Schulbücher außerhalb des
> Unterrichts. Und auch wenn die Schulbücher zentral beschafft werden, so
> gibt es im Laufe des Schülerlebens doch immer wieder Bücher von
> verschiedenen Verlagen, es tritt kein Gewöhnungseffekt ein, den man
> langfristig als Abhängigkeit bezeichnen könnte. Genau das passiert aber
> bei Software in der hier vorgestellten Monokultur.

Dazu gibt es den Vergleich, dass ein Tabakwarenhersteller einmal an Schulen Zigaretten günstig oder umsonst für Schüler angeboten hat. Dieser Tabakwarenhersteller wurde dafür zu einer Strafe verurteilt. Warum wendet man diese Vorgehensweise nicht auch im Bereich EDV an, sondern möchte als deutscher Staat Microsoft DreamSpark als Verpflichtung für alle Schulen einführen?!

Gruß
Ferdinand
-------------- nächster Teil --------------
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