Re: Microsoft Windows und Office für die Schule kaufen Zwangsvoraussetzung

Bernd Wurst bernd at bwurst.org
Mi Dez 16 15:54:57 UTC 2015


Hallo.

Am 16.12.2015 um 12:27 schrieb T. Schilde - Firetech Consulting:
> habe bisher mit "dickem Hals" mitgelesen und finde das unglaublich! Für
> mich stellt sich schon die Frage, kann die Schule die Eltern UND den
> Schüler überhaupt zwingen (rein juristisch gesehen) die
> Lizenzvereinbarung mit Microsoft zu unterzeichnen (mit der man ja
> bekanntlich alle Rechte an seinen Daten an Microsoft abgibt)??? Ich
> halte das für mehr als fragwürdig und würde mich (als vater) sehr wohl
> weigern dies zu tun!!

Mir geht es im Prinzip genau so, aber ich kenne die "Abgründe" auf der
anderen Seite auch etwas. Daher fällt es mir vielleicht etwas leichter,
den Standpunkt der Schule zu verstehen.

Wir müssen lernen, dass hier etwas auf "unser Fachgebiet" überschwappt,
was es vorher recht ähnlich auch schon gegeben hat. Du kannst als
Schüler auch nicht sagen, ich möchte grundsätzlich keine Bücher von
Schulbuchverlag XY nutzen. Wenn der Lehrer sagt, dass dieses Buch
genutzt wird, dann wird das genutzt. Das ist seit Jahrzehnten so und ich
fand es von Beginn an ziemlich unsinnig, dass für öffentlich erstellte
Bildungspläne mit öffentlichem Geld privat erstellte Schulbücher gekauft
werden. Mit welcher Begründung gibt es in Deutschland Schulbuchverlage,
die de facto wirklich nichts anderes machen als Bücher zu erstellen, die
nachher mit öffentlichem Geld gekauft werden. Das ist eine Form der
Privatisierung, die einfach keinen Sinn ergibt. Aber das ist so weil es
schon immer so war.

Diese Vorgehensweise wird jetzt 1:1 auf die EDV-Landschaft der Schulen
übertragen. Alle brauchen das gleiche, also legt ein Gremium aus Lehrern
fest, welche Geräte und welche Software benutzt wird. Aus Sicht der
Lehrenden ist das genau das selbe wie bei den Büchern.

Eigentlich sollte das von Grund auf umgekrempelt werden. Schulbücher
könnten auch mit öffentlichen Geldern an Universitäten und über bezahlte
Zusatzstunden von Lehrern erstellt und als Open Educational Ressources
veröffentlicht werden, das wäre logisch, konsequent und würde gleich zu
freien Lehrmitteln führen. (Dass Professoren ihre Forschungsergebnisse
momentan privatwirtschaftlich zu Geld machen dürfen ist daran
angegliedert genauso kritikwürdig.)

Aber gegen die Verlagslobby anzutreten ist vielleicht nicht ganz so
erfolgversprechend. :) Also muss es darum gehen, aufzuzeigen warum das
bei Laptops und Software eben doch nicht genau das gleiche ist.
Beispiel: Die wenigsten nutzen ihre Schulbücher außerhalb des
Unterrichts. Und auch wenn die Schulbücher zentral beschafft werden, so
gibt es im Laufe des Schülerlebens doch immer wieder Bücher von
verschiedenen Verlagen, es tritt kein Gewöhnungseffekt ein, den man
langfristig als Abhängigkeit bezeichnen könnte. Genau das passiert aber
bei Software in der hier vorgestellten Monokultur.

Gruß,
Bernd

-------------- nächster Teil --------------
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