Usability [war; Re: Hochschulprogramm zu proprietärer Software anstatt nachhaltigerer Freier Software]

Volker Grabsch v at njh.eu
Fr Feb 28 09:05:06 UTC 2014


theo.schmidt at wilhelmtux.ch schrieb:
> Ich glaube, das ist es nicht. Man *kann* einen Linux-Desktop so
> einrichten, dass er sich praktisch z.B. wie Windows XP verhält, oder
> besser.

Definitiv. Gerade bei Computer-Anfängern habe ich da sehr
gute Erfahrungen gemacht. Man nimmt sich irgendwas her,
egal ob Xfce, KDE oder Gnome, und konfiguriert den Desktop,
die Menüeinträge, etc. genau auf die Bedürfnisse des Nutzers.
Und installiert genau die Tools, die sie brauchen.

> Ich habe das mal gemacht für eine alte Frau, die noch nie einen PC
> benutzt hatte. Sie kam relativ schnell klar und war zufrieden, hat
> dann aber doch auf Windows gewechselt, weil ihr Enkel das so wollte,
> um bei ihr seine Spiele auf Windows zu verwenden.

Ich hatte mal einem Anfänger ein Linux mit ganz einfachem Xfce
aufgesetzt, kein Problem. Später auf Gnome umgestellt, kein
Problem. Er saß irgendwann bei Bekannten am Windows-Rechner
und musste da was machen - und meinte, das sei ja fast genauso
wie bei ihm.

Wenn man vorurteilsfreie, rein pragmatisch handelne Leute vor
sich hat, sind die Unterschiede zwischen den großen Linux-
Desktops und den Windows-Desktops wirklich vernachlässigbar.

Und die sind auch, objektiv gesehen, sehr ähnlich. Das merkt man
spätestens dann, wenn man sich Window Manager ansieht, die anderen
Konzepten folgen. Zum Beispiel Wmii, Xmonad, oder auch die auf
Smartphones bzw. Tablets laufenden Oberflächen.

> Leute kommen nicht mit Windows besser klar, weil es eine bessere
> Usability hat, sondern weil es so lange gleich bleibt und immer
> gleich vorkonfiguriert ist. So dachte ich jedenfalls bisher.

Dachte ich auch.

> Mit
> Windows 8 ist jetzt aber alles anders und ich verstehe nicht weshalb
> sich das die Leute antun, dieselben Leute, die reklamieren, wenn ein
> Linux-System sich nicht genau gleich verhält wie ihr altes Windows,

Genau diesen Effekt habe ich auch erlebt. Ich dachte wirklich,
Microsoft schießt sich ins eigene Knie mit Windows 8, aber
bislang bleiben Ihnen die User treu, indem sie entweder
bei XP bleiben oder die "Herausforderung annahmen" und sich
in Windows 8 einfuchsten.

Diesen Effekt gab es übrigens schon damals, als Microsoft
das Office-Paket komplett umgeräumt hatten. Dort gab es auch
ein relativ großes Zeitfenster, in dem ein Umstieg auf
OpenOffice viel weniger Änderungen mit sich brachte als
ein Umsteig auf das neuste MS Office. Ich kenne trotzdem
nur wenige, der deswegen auf OpenOffice umgestiegen sind.

Ich erkläre mir das so, dass Microsoft bzw. Windows einfach
eine sehr starke, bei den meisten Nutzern positiv konnotierte
Marke ist.

(Der andere Effekt, dass es nach wie vor etliche Software
gibt, die nur auf Windows läuft, war bei diesen Nutzern
jedenfalls nicht ausschlaggebend, da sie keine solche
Software einsetzten.)


Gruß
Volker

-- 
Volker Grabsch
---<<(())>>---



Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de