Dokumentenstandard im Öffentlichen Dienst

Robert Kehl rk23 at fsfe.org
Do Jan 24 20:44:56 UTC 2013


Am 21.01.2013 14:53, schrieb Ich du:
> ich wollte mal nachfragen ob es mitlerweile schon eine Reglung gibt
> welches Dateiformat im öffentlichen Dienst verwendet werden werden soll.

So gut wie, ja. Bei der CIO des Bundes findest Du, was Du suchst:

http://www.cio.bund.de/DE/Architekturen-und-Standards/Offene-Dokumentenformate/offene_dokumentformate_node.html

Unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 war das Ergebnis eines 
Workshops des BMI, "dass zukünftig der Austausch von elektronischen 
Dokumenten vollständig auf der Basis von offenen 
Dokumentenaustauschformaten erfolgen soll." Eine "Projektgruppe 'Offene 
Dokumentenformate' des IMKA beschäftigte sich mit der Realisierbarkeit 
einer Unterstützung für das Format 'ODF' durch die Bundesverwaltung. Die 
Untersuchungen zeigten, dass es sowohl technisch als auch wirtschaftlich 
möglich ist, bis zum 01.01.2010 das Format 'ODF' in der gesamten 
Bundesverwaltung einzusetzen."

http://www.cio.bund.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Architekturen-und-Standards/initiativpapier_de_download.pdf?__blob=publicationFile

"Der IT-Rat fasste daraufhin am 28. November 2008 einen entsprechenden 
Beschluss zu 'ODF'. Dieser sieht darüber hinaus auch die Betrachtung 
weiterer Formate, wie z.B. 'OOXML' vor."

http://www.cio.bund.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Architekturen-und-Standards/it_ratsbeschluss_zu_odf_download.pdf?__blob=publicationFile

Nicht, dass ich wüsste, dass die Betrachtung von OOXML bis dato statt 
gefunden oder Ergebnisse gezeitigt hätte...

Manche (eine Menge der Mächtigkeit größer oder gleich eins) 
Bundesbehörden (ich kenne davon eine) erließen daraufhin, dass im 
interdisziplinären Austausch ODF das zu verwendende Dateiformat sein 
solle. Die Häuser, die bis dahin ODF nicht lesen konnten, mussten 
entweder OOO (damals gab es noch kein LO) (parallel) einführen oder 
ODF-Konverter implementieren. Das taten auf Druck des BMI auch alle(?).

Mittlerweile ist die "Standardisierungskampagne" der Bundesregierung 
soweit fortgeschritten, dass die Sub-Standards à la Word, Excel & Co. 
für Standards gehalten werden und quasi nichts mehr via ODF ausgetauscht 
wird, sei es intern oder extern. In wie gesagt der einen Behörde, deren 
Geschichte mir zugetragen wurde.

Ein Problem von MS-Office-Produkten ist, dass mittlerweile dessen 
Dateiformate nicht mehr proprietär sein sollen, sondern als OOXML in 
einem dicken, mehrere tausend Seiten starken Dokument vorliegen, die 
noch nicht einmal Microsoft selber implementiert. Ein ganz nettes 
Interview, das beschreibt, warum OOXML B*llshit ist, findet sich hier:

 
http://www.heise.de/open/artikel/IBM-Manager-OOXML-ist-eine-Sackgasse-221456.html

Ich denke, in diesen Eingeweiden findet sich auch die originale OOXML:

   http://msdn.microsoft.com/en-us/office/bb265236.aspx

Es müsste dies hier sein:

   http://www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-376.htm

> Weil bei uns wird gerade alles von Outlook 2003 nach Outlook 2010
> umgestellt und "natürlich" wird docx verwendet.

"Das Dokument muss ja in der Behörde XYZ noch weiter bearbeitet werden", 
heisst es zu oft. Als ob das mit ODF nicht ginge, bzw. Dokumente, die 
mit Word 2007 erstellt wurden, in Word 2010 genauso aussähen...

> Leider gibt es zumindestens bei uns Niemanden der sich darüber aufregt,
> weil Firmen ja reflexartig Office kaufen.

Schlimmer ist es noch in der öffentlichen Verwaltung - da gibt es ein 
"Kaufhaus", in dem sich bedient werden kann - Ausschreibungen adé. Wir 
brauchen 20000 Office-Lizenzen: 3...2...1...meins. Hab' ich ja 
schließlich von meinen Steuergeldern bezahlt.

Mit fröhlichem Gruß

Robert Kehl



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