Supportverträge machen OpenSource teuer

Thomas Leske leskets at ssv-oeschelbronn.de
Do Jan 5 20:44:39 UTC 2012


Am 05.01.2012 20:38, schrieb Daniel G:
> Bilder, Filme, Musik, Baupläne kann man sehr wohl
>
> 0. für jeden Zweck zu benutzen
> 1. funktionsweise verstehen und verändern
> 2. Kopien weiterverbreiten
> 3. verbessern und die Verbesserungen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu
> stellen
>
> ... wenn es unter einer entsprechenden freien Lizenz ist.
>
> Bei Musik, beispielsweise könnte man die verschiedenen Spuren haben aus
> denen sich ein Stück zusammensetzt, oder die Noten als "Quelltext"
> betrachten (die man aber - anders als bei Software - auch leicht
> raushören kann)

Die amerikanische Künstlerin Nina Paley ist ein gebranntes Kind, was die 
Urheberrechte angeht. Sie landete im Prinzip bei genau diesen 
Forderungen für freie Kultur:
  http://blog.ninapaley.com/2011/07/04/rantifesto/
(Fehlender "Quellcode" ist bei Kunstwerken keine so großes Hindernis,
  so dass ihr CC-BY-SA ausreicht.)

Nina Paley ist der Ansicht, dass alle Kultur auf bereits vorhandener 
aufbauen muss, damit sie überhaupt verstanden wird:
  http://blog.ninapaley.com/2010/12/13/kult-der-originalitat/

> Und zum Thema Lebensunterhalt für Künstler: Um die Urheber in ihrem
> Lebensunterhalt zu unterstützen, würden kürzere Copyright-Zeiten auch
> reichen. 90 Jahre sind da leicht übertrieben. Außerdem ist fraglich
> inwiefern kleine Künstler von Copyright-Riesen wie der GEMA profitieren.

Nina Paley hat bei der Erstellung ihres Trickfilms den Fehler begangen, 
dass sie von Schlagern der 20er-Jahre inspiriert wurde, und dazu 
passende Animationen geschaffen hat. Die Urheberrechte des Komponisten 
waren aber durch eine nachträgliche Schutzfristverlängerung immer noch 
gültig. Darum musste sie für die einzelnen Lieder die derzeitigen 
Verwerter ausfindig machen und sie teuer lizensieren:
  http://www.sitasingstheblues.com/license.html

Sie hätte die Filmrechte anschließend verkaufen können (und ihr Film 
hatte trotz ungeklärter Rechte schon einen Preis gewonnen). Sie 
entschied sich aber, den Film unter CC-BY-SA zu stellen, und hat mit dem 
Verkauf von DVDs und Merchandise-Artikel inzwischen mehr Geld verdient, 
als das Höchstgebot für den Rechteverkauf.

Eine teure Werbekampagne kann sie sich durch die unentgeldliche 
Verbreitung sparen:
  http://ninapaley.com/mimiandeunice/2010/07/27/do-the-math/




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