[Öffentliche Institutionen fördern gemeinsam bessere Unterstützung von OOXML in LibreOffice/OpenOffice.org]

RA Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Do Aug 18 08:16:53 UTC 2011


Bernhard Reiter schrieb:

> Am Mittwoch, 17. August 2011 schrieb Michael:
>> Als Projektmitglied von OpenOffice.org sehe ich derartige Initiativen
>> und auch die diesbezüglichen Features, die LibreOffice inzwischen
>> implementiert hat oder implementieren will, mit einem lachenden und
>> einem weinenden Auge.
> 
> Das kann ich gut verstehen!
> 
>> Einerseits weiß ich um die entsprechende Nachfrage aus Nutzerkreisen
>> auch das Microsoftformat lesen und schreiben zu können (am besten auch
>> gleich die ganzen Excel-Makros). Ich freue mich auch darüber, was man
>> mit Freier Software so alles machen kann ("Nix ist unmöglich").
>>
>> Anderseits halte ich OOXML für ein totgeborenes Format, ein Scheusal
>> unter den ISO-Normen, überflüssig und nur den Interessen eines
>> Unternehmens dienend, dem man nicht künstlich noch etwas Leben
>> einhauchen sollte,
> 
> Ich sehe ISO und DIN hier stark bestädigt, nach eigenen Standards hätten die 
> das OOXML so nicht zulassen dürfen.

Das ist einer der tragischen Aspekte bei diesem Vorgang. Bei aller
Kritik, die man an ISO und DIN anbringen kann, so sind ISO und DIN
dennoch gerade auch aus dem Aspekt der Freiheit (des Verbrauchers) zu
wichtig, als dass man deren Beschädigung gutheißen kann.

> 
>> um dem in Rede stehenden Unternehmen eine scheinbare 
>> Interoperabilität zum Geschenk zu machen (naja - zumindest ein anderes
>> Unternehmen hat sich für ein solches Unterfangen bekanntlich gut
>> bezahlen lassen, also nur teilweise ein Geschenk).
> 
> Du meinst das alte Novell?

Genau. Und auch wenn es dort in Abrede gestellt wird, scheint mir der
Einfluss, den Novell-Mitarbeiter auf die Entwicklung von LibreOffice
haben, ziemlich groß zu sein. Das sind alles nette Menschen und gute
Hacker, aber die Entwicklung scheint in eine Richtung zu gehen, die vom
Microsoft-Novell-Abkommen gewiesen worden ist. Neue Features betreffen
zu oft "MS-Kompatibilität". Dass das auch der Wunsch vieler Anwender
ist, ist zugestanden, aber ich sehe die Entwicklung dennoch mit einer
gewissen Sorge.
> 
>> Selbst das Unternehmen, dass dieses Scheusal in die Welt gesetzt, aber
>> bislang wohl nicht einmal selbst "richtig" implementiert hat, scheint an
>> diesem Format auf mittlere Sicht nicht mehr festhalten zu wollen. Diesen
>> Erkenntnisprozess kann man nur begrüßen und sollte man fördern ;-).
>>
>> Auch fürchte ich, dass derartige Bemühungen zum Eindruck führen könnten,
>> Freie Software sei nicht in der Lage, einen offenen Standard "richtig"
>> zu implementieren, was dem Ruf Freier Software schon sehr schaden kann.
> 
> Vermutlich ist OOXML auch genau so gestrickt, dass es nur sehr, sehr schwer 
> überhaupt von jemanden anders zu implementieren ist. Sprich, wer das 
> versucht, der spielt Microsoft in die Hände. Die richtige Lösung ist, dass 
> unerwünschte Formate halt nicht akzeptiert werden dürfen..

Genau das ist auch meine Befürchtung und die in Rede stehende Initiative
ist geeignet, den Anschein zu erwecken, als seien die Formate akzeptabel
und akzeptiert.
> 
>> Also scheint mir als Fazit der Satz zutreffend, dass dieses Unterfangen
>> zwar einen wichtigen Vorteil Freier Software, nämlich das Recht sie zu
>> verändern und zu erweitern, eindrucksvoll zeigt, aber allein deswegen
>> nicht unbedingt förderungswürdig erscheint.
> 
> Es kann auch gut gehen, wenn das anders läuft als bei dem ODF-Plugfest. Da 
> ging die Arbeit total in die richtige Richtung: Konkrete Probleme wurden 
> benannt an Lösungen gearbeitet, wie bei jeder sehr verbreiteten 
> Software-Lösungen. Nur die Presse macht daraus dann eine "Problematik".
> Wenn er hier umgekehrt läuft, dann ist es gut: Die Presse lobt die Freie 
> Software, die Einkäufer und IT-Laien sind beruhigt und nutzen Libre und Open 
> Office. Und ob OOXML ist egal, weil das nur ein Haken auf der langen 
> Anforderungsliste ist. Genauso macht Microsoft das doch gerade mit ODF, 
> behaupten es ginge irgendwo, der Einkäufer macht den Haken und zack.
> Natürlich geht es mit Microsoft absichtlich nicht richtig.
> 

Das beim ODF-Plugfest ist richtig mies gelaufen. Beste Ansätze und
Arbeit wurden selbst von einem Medienunternehmen, das allgemein als
Freier Software eher wohlwollend angesehen wird, einseitig und
verzerrend negativ dargestellt.

Hoffen wir, dass nun Deine optimistischen Erwartung erfüllt werden.

Gruß
Michael


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