AppStores

Bernhard Reiter reiter at fsfeurope.org
Mi Apr 6 11:02:41 UTC 2011


Am Mittwoch, 6. April 2011 02:54:12 schrieb Volker Grabsch:
> Bernhard Reiter schrieb:

> Ich sprach von Anbieterfreundlichkeit, nicht von Nutzerfreundlichkeit.
> Und erstere ist auf jeden Fall _nicht_ gegeben. Das ist es nicht,
> was die Anbieter in den AppStore treibt.

Stimmt, da habe ich nicht aufgepasst. :( Entschuldige bitte!

> Aber gut, wechseln wir das Themen und reden von Nutzerfreundlichkeit
> im AppStore.
>
> > > Abgesehen vom "fehlenden" Bezahlsystem müssen sich die gängigen
> > > Distributionen mit ihren Paketmanagern in keiner Weise hinter dem
> > > AppStore verstecken!
> >
> > Gute, abgesicherte Software zu finden und reibungslos installiert zu
> > bekommen ist ein Ziel der Nutzer. Die meisten Paketmanager bekommen einen
> > Teil davon ganz gut hin, einen anderen Teil jedoch nicht.
>
> Inwiefern macht der AppStore hier einen besseren Job als beispielsweise
> Debian? Eine der Haupt-Kritiken am AppStore ist doch, dass dort ein Haufen
> Schrott herumliegt, der sein Geld nicht wert ist, was der Kunde aber erst
> im Nachhinein merken kann. Oder täusche ich mich in diesem Punkt?

Soweit ich das verstanden und gesehen habe, bringen die AppStore
schon Möglichkeiten mit bessere Dinge eher zu finden.

> Debian, zum Beispiel, verweigert die Aufnahme neuer Pakete, wenn sie
> keinen Mehrwert bieten. Das heißt, wenn es bestehende Pakete gibt, die
> die gleiche Funktionalität 100 mal besser implementiert haben, dann wird
> ein Paket nicht aufgenommen. Ich wüsste nicht, dass der AppStore derartige
> Qualitäts- Maßstäbe anlegt. (Stattdessen legt man dort andere, sehr
> merkwürdige Maßstäbe an.)

Ich glaube so einen Regel gibt es in manchen AppStore auch.
Ob die sinnvoll ist, bezweifele ich. Es soll ja auch um Wettbewerb gehen.
Oft kann der Hersteller oder AppStorer garnicht entscheiden, was dem Nutzer 
mehr bringt in Präsentation und Funktion.

> Und was reibungslose Installationen und Upgrades angeht, das ist doch
> eine der ganz großen Stärken von Debian ... sicher nicht 100%ig perfekt,
> aber dennoch bislang erste Wahl. Oder täusche ich mich auch in diesem
> Punkt?

Bei Sicherheitsupdates war Debian auch mal hinterher, gegenüber z.B. RHEL oder 
openSuse. Die Beschreibungen und Updatefunktionen sind für Nicht-Techniker 
schwer verständlich und oft auch unnötig verzweigt. Wenn ich was ganz 
Bestimmtes neu will, habe ich mit den alten Abhängigkeiten von Debian oft 
keine Chance direkt mit dem Paketmanager weiter zu kommen. Dann wird jedes 
Upgrade u.U. zur Operation.

Um das richtig einzuordnen: Ich finde Debian großartig und nutze es selbst.
Trotzdem gibt es da viel zu verbessern.

> > a) Das Finden der Pakete geht in einem Bewertungssystem besser
>
> Ein Bewertungssystem habe ich in Debian bisher nicht vermisst. Wenn
> es für eine bestimmte Aufgabe 5 Pakete gibt, dann probiere ich einfach
> alle 5 aus. Kostet ja nichts(!), und geht schnell. Das hat gegenüber
> einem Bewertungssystem sogar den Vorteil, dass ich das für _mich_ beste
> Paket finde, und nicht bloß das für den Mainstream beste Paket. Außerdem
> haben Debian-Pakete wiegesagt eine Mindestqualität, ich werde also auch
> nicht mit einem Haufen Schrott konfrontiert, durch den mich ein Bewertungs-
> system hindurch lotsen müsste.

Debian hat jede Menge Schrott Pakete - ist auch gut so.
Meine Zeit wäre übrigens teuerer, als gleich eine Empfehlung zu bekommen.
Meist reicht mir ein Mainsteam Paket. Und ja, ich bezahle auch für Debian, 
allerdings nur pauschal, ich kann mich da nicht bezahlt differenzierter 
äussern.

> > b) Die Erklärungen, was ein Paket macht
>
> Die Debian-Paketbeschreibungen sind doch ebenfalls in Ordnung. Ist
> der Anteil der auf Deutsch übersetzten Paketbeschreibungen im AppStore
> höher? Oder was meinst Du mit diesem Punkt?

Ich meine tatsächlich die Qualität der Paketbeschreibungen.
Nimm mal so was, wie "goplay", was echt ein Fortschritt ist und versuche ein 
spannendes Spiel für Dich zu finden. Ist nicht so einfach, wie es sein 
könnte. Siehe auch meine Antwort auf Robert, warum das viel Arbeit ist, das 
besser zu machen.

Gute Übersetzungen gehören natürlich dazu, aber da habe ich konket bei Debian 
nicht reingesehen. Wir geht es ja auch mehr um den Allgemeinen Punkt. 

> > c) Die Finanzierung diese Schritte.
>
> Das war ja bereits Konsens, das haben weder ich noch die Vorredner
> in Frage gestellt. Allerdings kann dieser Vorteil dem Nutzer an
> anderer Stelle wieder Nachteile in der Benutzbarkeit bescheren,
> siehe Punkt a). Dieser Vorteil kommt also zu einem Preis.

Stimmt.

> Da ist die bereits genannte Alternative "Flattr" tatsächlich einen
> Schritt voraus, denn dort zahlt man freiwillig. So kann man viel
> mehr ausprobieren, bevor man zahlt. Das bringt den Anbietern natürlich
> weniger Einnahmen, aber anbieterfreundlich ist ja auch der AppStore
> nicht, wiegesagt. Und freiwillige Zahlung im Nachhinein, das ist
> auf jeden Fall _nutzer_-freundlicher.

Sehe ich auch, das müsste noch viel mehr etabliert werden - die freiwilligen 
Bezahlungsmöglichkeiten. Einfach anfangen zu zahlen. 
(Macht mein Unternehmen auch.)

> Allerdings hat bisher noch niemand Flattr ordentlich in Synaptic
> integriert. _Das_ wär doch mal ein AppStore-Killer. :-)

Das wäre cool und auch jeden Fall ein Fortschritt.
Viele Kritiker von bezahlter Freie Software sagen, dass die Qualität sinken 
würde, wenn hier professionelle Arbeit geleistet würde. Es stimmt, dass hier 
eine Gefahr besteht. Die Verteilung des freiwillig gezahlten Geldes wäre auch 
nicht einfach. Es bringt aber was, gerade für die langweiligeren Arbeiten.
Und ein deutlicher Anteil Ehrenamtlicher tut auch jeder Initiative gut!

> (.. was ich wiegesagt nicht glaube, denn selbst wenn es ein
>  AppStore-Duplikat in Debian gäbe, wäre das lange nicht so
>  erfolgreich, weil in meinen Augen vorallem die Einschränkungen
>  der Platform (z.B. iPhone) einen sehr großen Anteil am kommerziellen
>  Erfolg des AppStores haben. Und diese Exklusivität, plus weite
>  Verbeitung es iPhone, treibt die Anbieter in den AppStore. Trotz
>  aller Widrigkeiten.)

Du hast recht, das wir mittelfristig Nutzer auf andere Wege bringen müssten.
Dafür sind die Vorteile der Appstores für die Nutzer und deren 
Zahlungsbereitschaft erstmal nüchtern zu betrachten.

Gruß,
Bernhard


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