Kommerz-Standpunkt (was: Re: FOSS | FSF France)

Stefan Meretz stefan at meretz.de
Do Feb 18 17:47:28 UTC 2010


On 2010-02-15 14:12, Volker Grabsch wrote:
> In dem Zusammenhang ist mir ein schöner Satz im Gedächtnis geblieben,
> den ein MySQL-Entwickler auf einer Konferenz äußerte:
> 
>     Nothing in the GPL prevents you from making money.

Der stimmt allerdings nur formal. Sachlich verhindert die GPL sehr wohl 
money-making, weil sie die Knappheits-Voraussetzung, die ein Kommerzgut 
als Ware braucht, außer Kraft setzt. Proprietäre Software hat hier einen 
Vorteil -- wenn man es vom Kommerz-Standpunkt denkt. Freie Software muss 
erst mit einem knappen Gut kombiniert werden, um money-making zu 
installieren. Der vom Kommerz-Standpunkt häufig formulierte Gegensatz 
"Freie / Open Source Software" vs. "Kommerzielle Software" ist also 
nachvollziehbar, auch wenn er falsch ist.

Die Abwesenheit des money-making innerhalb der Freien Software im 
engeren Sinne hat eine zweite Folge: Sie dementiert sehr anschaulich die 
These vom Homo Oekonomicus. Damit sind die zwei zentralen Annahmen der 
traditionellen Ökonomie-Theorie nicht mehr gültig. Und daran ist die GPL 
nicht unschuldig -- was einigen nicht gefällt, die dann solche 
defensiven Sätze wie den oben zitierten äußern.

Ciao,
Stefan

-- 
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