Finanzierung für Freie Software (war: fsfe-de Nachrichtensammlung, Band 10, Eintrag 5)

Henry Jensen hjensen at gmx.de
Do Mär 12 20:45:28 UTC 2009


Hallo,

On Thu, 12 Mar 2009 11:29:10 +0100
Bernhard Reiter <reiter at fsfeurope.org> wrote:

> Ich persönlich wünsche mir, wenn mehr Privatpersonen auch für Freie Software 
> (also die die Dienstleistung, z.B. die Erstellung oder Zusammenstellung) 
> zahlen würden. 

Ich halte das für relativ utopisch. Die einzige Finanzierungsquelle, 
die freie Software in näherer Zukuft haben wird, sind Firmen.

Privatanwender sind oft noch nicht mal bereit, etwas für proprietäre
Software zu zahlen und nutzen daher Schwarzkopien. Warum sollten sie etwas
für freie Software zahlen?

Auch mit dem Servicegedanken lässt sich im Privatkundenbereich kein Geld 
verdienen, Ich habe mal versucht so etwas als PC-Service aufzuziehen, nach 
dem Motto: Biete Komplettumstellung Ihres PCs auf freie Software an und gebe eine
Einführung (für einen lächerlichen Preis) Ergebnis: Niemand interessierte sich 
dafür, und ich durfte mich bei meinen Kunden mit den üblichen Windows-Problemen 
beschäftigen. Es kam auch mehrmals vor, dass eine Neu-Instllation notwendig wurde.
Einige reichten mir bei der Frage nach dem Datenträger eine offensichtlich 
selbsgebrannte illegale Kopie. Auf meine Weigerung hin, so etwas zu installieren,
schickte mich ein Kunde weg, ein anderer beauftragte mich eine legale Kopie zu
besorgen - auch als ich anbot, die gleiche Funktonalität mit freier Software
herstellen zu können.

Als Entwickler freier Software ist es mir zweimal passiert, dass mir
Privatpersonen Geld anboten. Ich war zwar angenehm überrascht, aber
das Geld war weder meine Motivtion, noch war ich darauf angewiesen.

Den Webspace für meine Projekte finanziere ich mit Google-Ads. Da bleibt 
sogar etwas über, damit finanziere ich eine weitere Domain und Webspace
für eine Künstlerin, die freie Musik macht. (Es muss ja nicht immer freie 
Software sein:)) 

Beruflich bin ich in der glücklichen Situation meinen Job als Admin 
durch meine Kentnisse mit GNU/Linux bekommen zu haben. Zum Glück 
arbeite ich nicht als Softwarentwckler, denn da müsste ich nun wohl
auch proprietäre Software entwickeln, wie mein Kollege. Dieser überlegt
nun, von Java auf .NET umzusteigen (weil er WPF so toll findet - also 
nix mit Mono), aber das nur nebenbei.   

Als Privatperson sehe ich keine Möglichkeit, freie Software über ein paar 
Almosen hinaus zu finanzieren - und das wird wohl den meisten so gehen.

Ich finde aber, dass Zeit eine viel wertvollere Gabe ist. Viele kleinere 
bis mittelgroße Projekte leiden nicht unbedingt an Geldmangel, aber sie 
haben zu wenig freiwillige Mitarbeiter. Diese Projekte würden sich sicherlich
viel mehr über jemanden freuen der sagt "ich arbeite 10 Stunden im Monat
am Projekt mit" als über jemanden, der sagt "ich spende monatlich 10 Euro
für das Projekt".  

Gruß,

Henry



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