[Fellowship Zurich] Bund darf keine Freie-Software weitergeben

Urs Fässler ufas at fsfe.org
Di Nov 4 21:10:26 UTC 2014


On 04.11.2014 08:47, Marcus Moeller wrote:
> Sali zaemme,
>
> der Bund hat vor einiger Zeit im Rahmen von OpenJustitia ein Gutachten
> zur Verwendung von Freier Software in der Bundesverwaltung in Auftrag
> gegeben:
>
> https://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=54921
>
> Das Ergebnis des Gutachtens, das von zwei an der UZH tätigen
> Rechtswissenschaftlern verfasst wurde, ist ernüchternd:
>
> http://www.news.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/37015.pdf
>
>   Sie kommen zu dem Schluss, das die Freigabe von Eigenentwicklungen
> unter einer Freien Software Lizenz zu einer Marktverzerrung führen
> würde. Als direkte Konsequenz hat das Bundesgericht nun beschlossen,
die
> Weiterentwicklung von OpenJustitia zunächst nicht mehr öffentlich zur
> Verfügung zu stellen:
>
> http://www.bger.ch/press-news-11.5.2_33.1.8-t.pdf
>
> Unterstützen kann ich die These, dass eine Öffentliche Einrichtung
> keinen User-Support für eine selbstentwickelte Freie Software Lösung
> anbieten sollte, der über das eigene Handlungsfeld hinausgeht. Das
> betrifft natürlich nicht das behandeln von Fehlern in der Software
durch
> einen sogenannten Bugtracker. Dieser sollte nicht für allgemeine
> Supportanfragen genutzt werden. Ein Freier Zugang zum Bugtracker würde
> insgesamt zur Transparenz und Nachvollziehbarkeit beitragen.
>
> Interessant finde ich die Einschätzung, dass Copyleft nicht zutrifft,
> wenn eine Software nur 'intern'. genutzt würde:
>
> Zitat: "Die vertraglichen Auflagen (Copyleft) aus der Verwendung einer
> OSS-Basis-Software zwingen weder zur Freigabe von Fortentwicklungen,
> noch verhindern sie eine Einbindung anderer interner Stellen. Wenn
> jedoch eine Weiterentwicklung nicht nur intern genutzt, sondern der
> Nutzerkreis breiter gestaltet werden soll, verlangen die genannten
> Lizenzbestimmungen dagegen, das betreffende Programm ebenfalls den
> einschlägigen OSS-Bedingungen zu unterstellen."
>
> Der Gesamte Focus der Analyse liegt darauf, dass Software nicht
'Gratis'
> zur Verfügung gestellt werden dürfe, da dies zu einer Verzerrung des
> Marktes führen würde.

Wenn man Software als Produkt anschaut funktioniert der Markt sowieso
nicht. Nach den einfachen Modellen bestimmt Angebot und Nachfrage den
Preis. Da es es ich um ein immaterielles Gut ohne künstliche Begrenzung
geht, ist das Angebot unendlich, die Nachfrage jedoch endlich. Ergo ist
der zu erwartende Preis 0.

Sieht man Software jedoch als Service stelle ich die Argumentation in
Frage. Denn gerade so bieten sich ja Geschäftsfelder für lokale
Unternehmen; den angesprochenen Support, den die öffentlichen
Einrichtung nicht übernehmen, ist nur ein Beispiel.

> Die Veröffentlichung von Freier Software bietet nach meiner
Einschätzung
> neue Möglichkeiten für den Freien Markt, auf dieser Basis
> Dienstleistungen aufzubauen. Da die Software für jeden
gleichberechtigt
> zugänglich ist, kann nicht von einer Marktverzerrung gesprochen
werden.

+1
Es ist gerade das Gegenteil. Freie Software macht es allen
Marktteilnehmern möglich Erweiterungen zu implementieren. Bei
proprietärer Software kann dies meist nur der Originalhersteller machen.

> Ich würde euch bitten, das Gutachten durchzulesen und weitere
Argumente
> zu sammeln, so dass wir abschliessend eine Stellungnahme verfassen
können.

In diesem konkreten Fall kann wohl auch nicht von einer Verzerrung
gesprochen werden, denn der Ausschlag die Software selbst herzustellen
war ja, weil es kein genügendes Produkt gab. Daraus kann man wohl
schliessen, dass es keinen Markt für solche Produkte gibt.

Auch ist es ja nicht im Sinne Unternehmen zu verdrängen. Es gab keine
solche Software, weshalb eine geschrieben wurde. Dies ist eine Basis. So
lange wie die Software eingesetzt wird muss sie gewartet und erweitert
werden. Somit kann bei einer Veröffentlichung der Freie Markt spielen
und verschiedene Unternehmen können die Erweiterungen Offerieren.

Leider kein Argument, aber ich fordere das jegliche vom Staat, sprich
den Steuerzahlern bezahlte Software als Freie Software veröffentlicht
wird.

> Viele Grüsse
> Marcus

Leider bin ich ab solchen Einstellungen etwas sprachlos und weiss gar
nicht was man da argumentieren kann.

Grüsse
Urs

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