[FSFE PR][DE] FSFE Newsletter August 2010
press at fsfeurope.org
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Mi Aug 4 10:41:17 CEST 2010
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FSFE Newsletter - August 2010
Im Fokus dieser Ausgabe steht Freie Software im öffentlichen Sektor: auf
nationaler Ebene innerhalb des Vereinigten Königreichs Großbritannien
und Nordirland, in der italienischen Region Bozen
und in der österreichischen Stadt Linz. Wir stellen eine neue Definition
und eine Merkhilfe für Offene Standards vor und laden Sie dazu ein, an
demnächst stattfindenden regionalen Veranstaltungen zu Freier Software
teilzunehmen.
Des Weiteren haben im Juli Maëlle Costa und Sam Tuke
ihre Praktika begonnen. Răzvan Sandu fertigte eine Niederschrift der
Rede von Richard Stallman auf der eLiberatica-Konferenz an, Maëlle
erstellte eine gegliederte Ausgabe für das Internet [1], und unser
aktiver Übersetzer Stelios Stavroulakis übersetzte sie ins Griechische.
Matthias Kirchner gab das erste einer neuen Serie von Radio-Interviews
[2] für den öffentlichen Radiosender "Dradio Wissen", die jeweils am 4.
Montag eines Monats gesendet werden.
Europa erlebt gerade, wie eine stetig wachsende Anzahl öffentlicher
Verwaltungen die Migration hin zu Freier Software erwägen. Die
öffentliche Verwaltung stellt in jedem EU-Land den größten Käufer von
Software dar und ist ein kritisch wichtiger Wachstumsbereich für Freie
Software. Eine stärkere Verwendung von Freier Software im öffentlichen
Sektor bedeutet, dass mehr Geld in die Entwicklung und in den Einsatz
von Freier Software investiert wird, was letztendlich eine gesteigerte
Qualität und Quantität von Freie-Software-Programmen bewirkt.
Im Juni hat die Regierung von Malta alle ihre Behörden angewiesen, in
Zukunft bei allen Käufen Freie Software zu bevorzugen [3]. In ihrer
Anweisung nahmen sie direkten Bezug auf die Definition Freier Software
der FSF.
== Geld sparen mit Freier Software im Vereinigten Königreich ==
Im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland hat das
Finanzministerium 60.000 Beschäftigte der Regierung gefragt, wie man
mehr Geld einsparen könne. Sie erhielten 60.000 Ideen zurück, die nach
einer Bearbeitung zu einer Liste von 31 Vorschlägen führten. Zwei dieser
Vorschläge beziehen sich auf Freie Software [4]. Sie beinhalten die
Kündigung des Vertrags der Regierung mit Microsoft über die Ausrüstung
von Regierungsbehörden, um ihre Produkte durch Freie Software, inklusive
GNU/Linux und OpenOffice, zu ersetzen. Unter den unterstützenden
Argumenten für den Wechsel waren geringere Kosten, verbesserte
Sicherheit und die Gelegenheit "ein diverseres Spektrum der IT-Industrie
als ein einziges Unternehmen" zu erzeugen.
== Öffentliche Ausschreibung: Bozen überdenkt Handel mit Microsoft ==
Im öffentlichen Sektor von Italien wurden diesen Monat ebenfalls
Fortschritte erzielt, als die Regionalregierung von Bozen der
Aufforderung der FSFE nachkam, einen früher in diesem Jahr geschmiedeten
Plan erneut zur Diskussion zu stellen, der eine Erneuerung und
Erweiterung ihrer Lizenzen von Microsoft vorsah. Am
25. Mai hatten italienische Politiker ihre Zustimmung erteilt, im Laufe
der nächsten drei Jahre 2,2 Millionen EUR für Verträge mit Microsoft
Irland auszugeben und die Anzahl der gekauften Lizenzen zu erhöhen.
Diese Entscheidung fiel ohne eine öffentliche Ausschreibung, was es
konkurrierenden Anbietern unmöglich machte, eigene Angebote zu erstellen.
Wir forderten die Regionalregierung auf, ihre Entscheidung zu überdenken
[5] und ein Dialogangebot anzunehmen, das ihnen von
Freie-Software-Experten der GNU/Linux User Group Bolzano (LUGBZ) gemacht
wurde. Die Regionalregierung hat jetzt das Angebot der LUGBZ angenommen
[6], und das erste Treffen ist für Anfang August geplant. Ebenfalls
anwesend werden Repräsentaten des TIS Free Software Center und der
Freien Universität Bozen sein.
== Linz - Region für Freie Software ==
In der österreichischen Stadt Linz ist Freie Software bereits die Regel,
und es wird gerade ein neues System ausgearbeitet, um ihr den Titel
"Freie-Software-Region" zu verleihen. Die Stadträte von Linz erkennen
die soziale Bedeutung Freier Software an und initiieren aus diesem Grund
gerade ein viel weitreichenderes Programm zur Benutzung und Förderung
von Freier Software.
Regierungsbeamte haben 7 Hauptmerkmale [7] festgelegt, die ein Gebiet
erfüllen muss, um den Titel Freie-Software-Region zu verdienen. Unter
ihnen: allgemeine Unterstützung Freier Software im öffentlichen Sektor,
regelmäßige Freie-Software-Veranstaltungen zusammen mit regionalen
Unternehmen und Benutzergruppen, Verwendung von Freier Software in
Universitäten, Schulen und anderen Ausbildungseinrichtungen, sowie
die Empfehlung, dass öffentliche Verwaltungen und Organisationen mit
Freie-Software-Organisationen zusammenarbeiten oder in ihnen Mitglied
werden sollten.
== Offene Standards auf der politischen Tagesordnung in Deutschland ==
Neben den Fortschritten von Freier Software im öffentlichen Sektor
stehen Offene Standards weiterhin auf der politischen Tagesordnung. Im
Juni forderte der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere Offene
Standards für alle öffentlichen IT-Systeme [8] und unterstützte damit
die seit langem bestehenden Forderungen der FSFE. Cornelia
Rogall-Grothe, beamtete Staatssekretärin des Ministers und Beauftragte
der Bundesregierung für Informationstechnik, erklärte seine
Position weiter in einem Interview [9]: "[die Regierung kann] nur mit
Offenen Standards weitestgehend Herstellerunabhängigkeit erreichen." Sie
erkannte auch an, dass "mit offenen IT-Standards ein Höchtsmaß an
Interoperabilität [erreichbar sei]."
== Jetzt auch auf Englisch: AEIOU-Merkhilfe zu Offenen Standards ==
Bei der Veröffentlichung unserer Presseerklärung übersetzte Kai
Eckert unsere deutsche AEIOU-Merkhilfe zu Offenen Standards [10] ins
Englische. Wir hoffen, dass es Ihnen dabei hilft, eine klare und
aussagekräftige Definition des Begriffs Offener Standard im Gedächtnis
zu behalten. Die Definition verlangt, dass sich Formate und Protokolle
an die folgenden Regeln halten:
- applicable (without restrictions): frei von rechtlichen
oder technischen Bestimmungen, die ihre Verwendung durch irgendjemand
oder in irgendeinem Geschäftsmodell beschränken,
- existing (implementations): verfügbar in mehreren vollständigen
Implementierungen durch konkurrierende Anbieter oder als eine
vollständige Implementierung, die allen Seiten gleichermaßen zur
Verfügung steht,
- independent (of a single vendor): verwaltet und weiterentwickelt
unabhängig von einem einzelnen Anbieter in einem Prozess, der einer
gleichberechtigten Teilnahme von Konkurrenten und dritten Personen
offensteht,
- open (specification): vollständig der Beurteilung und
Verwendung durch die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, auf einer Weise,
die allen Seiten gleichermaßen zur Verfügung steht,
- untainted (with dependencies to closed standards):
ohne jegliche Komponenten oder Erweiterungen, die von Formaten oder
Protokollen abhängig sind, die ihrerseits nicht die Definition eines
Offenen Standards erfüllen.
== Werden Sie aktiv: Helfen Sie bei regionalen Veranstaltungen ==
Diesen Monat hat der Präsident der FSFE Karsten Gerloff an regionalen
Veranstaltungen teilgenommen, darunter RMLL Bordeaux [11] (Frankreich)
und Freie-Software-Veranstaltungen in Vitoria, San Sebastian und Bilbao
im Baskenland (Spanien). Um solche Veranstaltungen zu organisieren
benötigen wir örtliche Freiwillige. Helfen Sie uns, Freie Software den
Menschen in ihrer Region bekannt zu machen:
- Wir haben einen Veranstaltungskalender [12], in den Sie
Freie-Software-Veranstaltungen eintragen können (Danke an Paul Boddie
für die Implementierung dieser großartigen Funktion!)
- Fügen Sie den iCal-Kalender zu Ihrem eigenen digitalen Kalender hinzu
und kontaktieren Sie uns, wenn Sie bei einer der Veranstaltungen helfen
können.
- Kontaktieren Sie fellowship at fsfeurope.org, wenn Sie eine Veranstaltung
organisieren und mehr Hilfe auf dem Austellungsstand oder einen Redner
der FSFE benötigen.
- Helfen Sie uns, unsere Dokumentation zur Organistation
von Ausstellungsständen [13] zu verbessern.
Viele Grüße,
Matthias Kirschner
[1]http://www.fsfe.org/freesoftware/transcripts/rms-2009-05-22-eliberatica.html
[2] http://blogs.fsfe.org/mk/?p=625
[3]http://ictpolicies.gov.mt/docs/GMICT_D_0097_Open_Source_Software_v1.0.pdf
[4] http://blogs.fsfe.org/mk/?p=614
[5] http://www.fsfe.org/news/2010/news-20100702-01.html
[6]http://www.osor.eu/news/it-bolzano-region-begins-discussion-on-open-source-strategy
[7] http://www.netzpolitik.org/2010/linz-will-open-commons-region-werden/
[8] http://mailman.fsfeurope.org/pipermail/press-release-de/2010q2/000158.
html
[9] http://www.fsfe.org/news/2010/news-20100705-01.de.html
[10] http://blogs.fsfe.org/mk/?p=618
[11] http://blogs.fsfe.org/gerloff/?p=376
[12] http://wiki.fsfe.org/FellowshipEvents
[13] http://wiki.fsfe.org/BoothCountdown
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