[FSFE PR][DE] Bozen, bitte verschwende Dein Geld nicht

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Fr Jul 2 10:47:43 CEST 2010


= Bozen, bitte verschwende Dein Geld nicht =

== FSFE unterstützt den offenen Brief der LUGBZ an die Provinz Bozen ==

[Permanenter Verweis: http://www.fsfe.org/news/2010/news-20100702-01.de.html ]

Sehr geehrter Herr Minister Bizzo,

am 25. Mai 2010 entschied die Landesverwaltung von Bozen, in den
nächsten drei Jahren 2,2 Millionen Euro für die Erneuerung von
Software-Lizenzen von Microsoft Irland und den Erwerb zusätzlicher
Lizenzen aufzuwenden.  Diese Entscheidung wurde ohne öffentliche
Ausschreibung getroffen. Damit wurde anderen Anbietern keine Möglichkeit
gegeben, eigene Angebote zu erstellen.

Wir bitte Sie, diese Entscheidung nochmals zu überdenken, da sie Ihre
IT-Strategie weit über die drei Jahre hinaus beeinflussen wird, die die
Lizenzen gültig sind.

Die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kroes Neelie
Kroes, sagte zu diesem Thema am 13. Juni 2010 in Brüssel folgendes [1]:

  "Viele Behörden haben sich unbeabsichtigt über Jahrzehnte hinweg in
  eine Abhängigkeit von proprietärer Software begeben. Ab einem gewissen
  Punkt bringt die ursprüngliche Entscheidung so viele Konsequenzen mit
  sich, dass alternative Möglichkeiten systematisch ausgeschlossen
  werden, unabhängig davon, welche Vorteile sie mit sich bringen würden.
  Das ist eine Verschwendung öffentlicher Gelder, die sich die wenigsten
  Verwaltungen noch leisten können."

Mit Ihrer Entscheidung, Microsoft Sharepoint und Microsoft Office
Communication Server-Software zu erwerben, ohne Alternativen in Form
Freier Software in Erwägung zu ziehen, erhöhen Sie die Abhängigkeit
ihrer Organisation von Microsoft. Indem Sie mit ihrer IT-Abteilung
weiter diese Einbahnstraße beschreiten, gefährden Sie neben den Daten
Ihrer eigenen Organisation auch die der Bürger der Provinz Bozen.

Des Weiteren riskieren Sie eine Klage wegen eines unrechtmäßigen
Beschaffungsprozesses. Das langwierige Verfahren gegen die Schweizer
Bundesverwaltung [2], das sich bis heute hinzieht, ist ein gutes
Beispiel für mögliche rechtliche Konsequenzen, die sich daraus ergeben
können.

Die Entscheidungen, die Sie heute treffen, haben großen Einfluss auf die
kommenden Jahre. Im Laufe der Jahre wird es immer teurer werden, die
Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter zu durchbrechen. Sie
riskieren dabei, dass immer mehr Ihrer wertvollen Dateien sich in
digitalen Sondermüll verwandeln.

Anstatt gutes Geld schlecht zu investieren, bitten wir Sie darum, von
Ihrem Vertrag mit Microsoft zurückzutreten und eine Ausschreibung
durchzuführen, die allen Anbietern offen steht. Wir möchten Ihnen
nahelegen, bei einer zukünftigen Lösung für ihre Organisation auch die
strategische Freiheit, die Freie Software, Offene Standards und offene
Dateiformate bieten, einzubeziehen, statt ihre Abhängigkeit von einem
bestimmten Anbieter noch zu verstärken.

Des Weiteren laden wir Sie ein zu bedenken, welche Möglichkeiten eine
solche Vorgehensweise für lokale Anbieter in der Provinz Bozen bieten
könnte. Ihre Provinz hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich als
ein Zentrum Freier Software profiliert.

Im Interesse der Bürger von Bozen bitten wir Sie, die Angebote zu einem
Gespräch wahrzunehmen, die Ihnen von Experten für Freie Software der
GNU/Linux User Group Bolzano (LUGBZ) und nun auch von der Free Software
Foundation Europe gemacht werden. Wir beraten Sie gerne zu strategischen
Möglichkeiten bei der Softwarebeschaffung und erläutern Ihnen die
Vorteile, die Freie Software und Offene Standards bieten können.

Mit freundlichen Grüßen
Karsten Gerloff

Präsident,
Free Software Foundation Europe
http://fsfe.org

  1. http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH/10/300&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
  2. http://www.eweekeurope.co.uk/news/news-solutions-applications/red-hat-sues-switzerland-over-microsoft-monopoly-963

== Über die Free Software Foundation Europe ==

  Die Free Software Foundation Europe (FSFE) ist eine gemeinnützige,
  regierungsunabhängige Organisation, die in vielen Ländern Europas
  aktiv und in vielen globalen Aktionen involviert ist. Der Zugang zu
  Software entscheidet über die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft.
  Um Chancengleichheit im Informationszeitalter und die Freiheit des
  Wettbewerbs sicherzustellen, widmet sich die Free Software Foundation
  Europe (FSFE) der Förderung Freier Software, welche dadurch definiert
  wird, dass sie von jedem Menschen uneingeschränkt benutzt, untersucht,
  verändert und weitergegeben werden kann.  Dies ins öffentliche
  Bewusstsein zu rücken und der Freien Software politische und
  rechtliche Sicherheit zu verschaffen, sind die wichtigsten Ziele der
  FSFE, die 2001 gegründet wurde.

  Weitere Informationen über die Arbeit der FSFE finden Sie auf
  http://fsfe.org/