[FSFE PR][DE] Microsofts Botschaft: Es ist Zeit, in Freie Software zu investieren

Joachim Jakobs press at fsfeurope.org
Fr Jun 8 12:06:14 CEST 2007


Microsofts Nachricht: Es ist Zeit, in Freie Software zu investieren

Um Furcht, Unsicherheit und Zweifel in der Finanzwelt zu streuen
behauptete Microsoft in einem kürzlich veröffentlichten Fortune Artikel
[1], Freie Software würde Patente in massiver Weise verletzen.

Microsoft zufolge verletzt der Linux Kernel 42 Patente, die
Benutzeroberflächen von Freier Software 65, Openoffice.org 45, Freie
E-Mail Clients 15 und andere, nicht näher bezeichnete Freie Software 68
Patente.

Aufgrund dieser bisher nicht begründeten Anschuldigungen versucht
Microsoft nun, aus der Arbeit aller Unternehmen und Entwickler, die
ihren Lebensunterhalt mit Freier Software verdienen, Kapital zu schlagen.

"Microsoft hat ein Imperium aufgebaut, in dem es von jeder Transaktion
profitiert. Es kann Firmen nach Belieben unterstützen oder zerstören und
jeder einzelne Bewohner ihrer Welt muss in bestimmten Abständen
finanziell seine Gefolgschaft bekunden," erklärt Georg Greve, Präsident
der FSFE. "Jetzt, da sie Marktanteile an eine Freie Marktwirtschaft,
aufgebaut auf Freier Software verlieren, versuchen sie erneut, sich an der 
Arbeit anderer zu bereichern." 

"Dies ist ein gutes Beispiel für die Auswirkungen von Softwarepatenten.
Der Haupteffekt solcher Patente ist nicht Innovation, sondern
Monopolisierung und das Etablieren einer Erlaubnis, andere zu Verklagen
oder sie zumindest zu verleumden," kommentiert Shane Coughlan,
Koordinator der Rechtsabteilung der FSFE. "Leider hat Novell diesen 
lächerlichen Forderungen eine falsche Glaubwürdigkeit geliefert, indem sie 
mit Microsoft eine Vereinbarung geschlossen und Microsoft für das Versprechen 
bezahlen, Novells Kunden nicht zu verklagen."

Carlo Piana, Anwalt der FSFE fährt fort: "Ich kann gut verstehen, warum
Microsoft auf dem Novell Deal besteht, aber es ist kein verlässliches
Beispiel. Wenn man die aktuelle Geschichte von Vereinbarungen zwischen
den beiden Firmen untersucht, stellt man fest, dass Microsoft nicht
derjenige ist, der etwas verkauft. Vor zwei Jahren überzeugte Microsoft
Novell, für eine finanzielle Entschädigung, Kartellklagen gegen Microsoft, und 
damit ihre Unterstützung für die Europäische Kommission, zurückzuziehen [2].
Im neuesten Fall scheint das Geld in die gleiche Richtung geflossen zu
sein. Dem Patentverletzer fast eine Milliarde Dollar in zwei Jahren zu
bezahlen, ist ein recht seltsamer Weg, seinem Patentportfolio Rechnung zu
tragen. 

Ron Hovsepian, Novells CEO hat sogar einen Brief [3] veröffentlicht, in 
dem er Microsofts Anschuldigungen in Bezug auf Softwarepatente in Freier 
Software widerspricht. Aber da Microsoft gutes Geld für den Deal 
bezahlte, wollten sie anscheinend etwas von ihren Investitionen zurück, indem 
sie Verunsicherung im Markt streuen.

"Unternehmen, die aufgrund dieses Deals bei Novell unterschreiben 
verschwenden das Geld ihrer Aktionäre. Hinter den Anschuldigungen steckt 
keine Substanz, und es gibt keinen Grund, Microsoft etwas zu für ein 
System zu bezahlen, an dem Microsoft nicht beteiligt war," erklärt Georg 
Greve, Präsident der FSFE.

"Wenn man etwas aus diesem Verhalten lernen kann, dann ist es, dass 
Microsoft verzweifelt wird, und nicht weiß, was man Freier Software an 
Innovation entgegenhalten kann," fährt Greve fort. "Das ist ein guter 
Beweis für den wirtschaftlichen Erfolg von Freier Software. Sie ist extrem 
verlässlich, nicht nur technologisch, sondern auch rechtlich. Wenn sie 
also ein schlauer Finanzanalytiker sind, dann ist jetzt die Zeit 
gekommen, in Freie Software zu investieren."

Über die Free Software Foundation Europe:

      Die Free Software Foundation Europe (FSFE) ist eine gemeinnützige,
      regierungsunabhängige Organisation, die sich mit allen Aspekten der
      Freien Software in Europa beschäftigt. Der Zugang zu Software
      entscheidet, wer an der digitalen Gesellschaft teilnehmen kann.
      Freie Software wird dadurch definiert, dass sie von jedem Menschen
      uneingeschränkt benutzt, verändert und weitergegeben werden kann. Nur
      Software, die diese Kriterien erfüllt, ermöglicht Chancengleichheit im
      Informationszeitalter. Dies ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, die
      Entwicklung Freier Software aktiv zu unterstützen, und ihr dabei
      politische und rechtliche Sicherheit zu verschaffen, sind die
      wichtigsten Ziele der FSFE, die 2001 als Schwesterorganisation der
      nordamerikanischen FSF gegründet wurde.

      Weitere Informationen über die Arbeit der FSFE finden Sie auf
      http://www.germany.fsfeurope.org/

[1]
http://money.cnn.com/magazines/fortune/fortune_archive/2007/05/28/100033867/
[2] http://mail.fsfeurope.org/pipermail/press-release/2005q4/000118.html
[3] http://www.novell.com/linux/microsoft/community_open_letter.html