FSFE Newsletter – Oktober 2014

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Mon Oct 6 17:39:27 CEST 2014


 = FSFE Newsletter – Oktober 2014 =

[ Online lesen: https://fsfe.org/news/nl/nl-201410.de.html ]

 == Italienisches Gericht unterstützt die getrennte Auslieferung von Software und Hardware ==

Wenn man sich einen Laptop kauft, kann sich das Bezahlen für eine
Microsoft Windows Lizenz als schwierig zu vermeiden herausstellen. Der
Grund ist: Viele Laptops (und Computer) werden mit schon mit dem Windows
Betriebssystem ausgeliefert und verkauft. Diese „Windows Steuer“ hat die
Hardwarepreise für die Nutzer von Freier Software, die Microsofts
Betriebssystem nicht nutzen wollen, künstlich erhöht. Wir als die Nutzer
Freier Software wollen aber statt dessen die Entwicklung von Freier
Software fördern.

Seit 2008 pflegen wir eine Wiki-Seite mit Ratschlägen für Verbraucher,
die die Förderung von Entwicklung nicht-freier Software umgehen
wollen[1]. Seit über zehn Jahren sprechen wir mit Politikern und
Verbraucherschutzorganisationen über dieses Thema. Es ist jedoch nur ein
langsamer Fortschritt zu verzeichnen und es wird noch Jahre dauern,
diese Situation in Europa zu verändern. Für solche langfristigen Ziele
ist es wichtig, auch kleine Zwischenziele zu erreichen. Letzten Monat
hatten wir so einen Sieg errungen.

Das oberste italienische Gericht für Zivil- und Strafsachen, der
Kassationshof, hat beschlossen[2], dass ein Laptopkäufer dazu berechtigt
ist, die Gebühren für eine Microsoft Windows Lizenz, die er zwangsweise
beim Kauf des Computers zahlen musste, erstattet zu bekommen. Die
Richter kritisierten die gängige Praxis, PCs nur zusammen mit einem
nicht-freien Betriebssystem zu verkaufen scharf als „kommerzielle Masche
des Zwangskaufs“. Der Gerichtshof, sah in dieser Vorgehensweise eine
monopolistische Tendenz. Er betonte ebenfalls, dass diese Vorgehensweise
für den Endkunden bedeutet, dass ihm weitere nicht-freie Programme aus
Kompatibilitätsgründen aufgezwungen werden, ob er diese nun will oder
nicht.

Die italienischen Behörden müssen nun diesen Beschluss in einen echten
Sieg für Verbraucher umwandeln indem sie sicherstellen, dass
Computerkäufer entscheiden können, ob oder welches Betriebssystem ihr
Gerät haben soll. Aufbauend darauf hoffen wir, andere Länder in Europa
dazu zu bringen, diesem Beispiel zu folgen und eine Europaweite Lösung
für das Problem zu finden.

 == Die öffentliche Verwaltung in Europa nutzt Freie Software ==

In den Medien – und auch bei uns – gibt es manchmal die Tendenz dazu
sich auf die schlechten Nachrichten über Freie Software in der
öffentlichen Verwaltung zu beschränken. In dieser Ausgabe wollen wir uns
auf die guten Beispiele des letzten Monats konzentrieren. Es gibt gute
Nachrichten Freie Büroanwendungen betreffend: Das österreichische
Bundesrechenzentrum lobt die vielen Anwendungsmöglichkeiten von Apache
OpenOffice[3]. Sie schätzen es sehr dass „diese Lösung an die
Anforderungen des Rechenzentrums angepasst werden kann, in die
Anwendungen der RZ-Spezialisten integriert werden kann, und es ebenso
erlaubt, dass Dokumente automatisch und halbautomatisch erstellt und
weitergeleitet werden können. OpenOffice ist seit 2008 die standard
Büroanwendung des Rechenzentrums. Sie ist auf 12.000 PCs der
Organisation installiert.” Darüber hinaus wechseln die Verwaltungen der
italienischen Städte Todi und Terni zu LibreOffice[4]. Sie folgen dem
Beispiel der Provinz Perugia die LibreOffice auf all ihren 1.200
Arbeitsplätzen nutzt, sowie der örtlichen Gesundheitsbehörde von
Perugia, die die Office Suite auf 600 PCs nutzt.

Die öffentliche Verwaltung in Frankreich verwendet eine Freie
Bürosoftware an 500.000 Desktopcomputern[5]. Obwohl sie sagen, dass der
Wechsel zu Freier Software schwer war, waren sie in der Lage, die
Probleme in den Griff zu bekommen. Der Erfolg des Projekts fußt
hauptsächlich auf zwei Verträgen, die die Ministerien mit Informations-
und Kommunikationstechnologieanbietern abgeschlossen hatten. Die
Verträge bedingen die Unterstützung für 260 Freie Software Anwendungen
und das Support-Team stellt sicher dass Fehlerbehebungen, die für die
Ministerien gemacht werden, auch wieder anderen Freie Software Projekten
zur Verfügung gestellt werden.

Die Grünen in Sachsen drängen die Regierung des Freistaats, eine
Machbarkeitsstudie über die Migration hin zu Freier Software
durchzuführen[6]. Die politische Gruppe, seit 2011 selbst Nutzer von
Freier Software, sagt dass „die niedrigen IT-Kosten und die Vorteile im
Bezug auf Sicherheit die öffentliche Verwaltung dazu anregen sollten,
Freie Software zu nutzen“. Sie argumentieren, dass die Abhängigkeit von
proprietärer Software „großen Unternehmen Zugang zu und Einfluss über
die offiziellen internen Arbeitsweisen, sowie sensible Informationen und
Daten der Bürger des Freistaats geben.“

 == Etwas gänzlich anderes ==

- Auch ohne die oben erwähnte Windows Steuer muss der Nutzer immer noch
  selbst herausfinden ob der Computer, den man kaufen will auch mit
  Freier Software funktioniert. Um den Informationsfluss zu verbessern,
  welche Hardware nun kompatibel ist, und welche nicht, arbeiten die FSF
  und Debian jetzt zusammen und erweitern die Hardware Datenbank
  h-node[7]. Diese hilft Nutzern, Informationen über Computer, die mit
  Freien Betriebssystemen funktionieren auszutauschen.

- Momentan ist eine Diskussion über gute Metaphern zu Freier Software
  auf unserer englischsprachigen öffentlichen Mailingliste am Laufen.
  Hugo Roy hat das Thema[8] mit einigen Beispielen angestoßen.
  Alessandro Rubini hatte einige kritische Anmerkungen[9]. Er
  argumentiert, dass die genannten Metaphern den kostenlosen Austausch
  von Freier Software schildern sollen. Dazu sollte man aber im Feld der
  Informationen, also Wissen, das man ohne Kosten weitergeben kann,
  bleiben. In einem jüngeren Beitrag berichtet Guido Arnold von seinen
  guten Erfahrungen mit der Kochrezept-Analogie[10] bei Kindern.

- Im diesjährigen Software Freedom Day waren einige lokale FSFE Gruppen
  beteiligt: Edgar Hoffmann organisierte einen Infostand vor dem
  Offenburger Rathaus und eine Mini-Gemeinschafts-Konferenz mit
  Vorträgen und unserem Freie Software Quiz am Abend[11]. Dominik Hopf,
  unser Koordinator für den Raum Hamburg, hielt einen Vortrag bei der
  SFD-Veranstaltung in Kiel über F-Droid[12] während Torsten Grote
  Interessenten beim SFD Berlin F-Droid näher brachte. Mit dabei waren
  Nermin Canik aus Istanbul und Ihr Autor um mit den Menschen über die
  Freiheit von Software zu sprechen. Darüber hinaus hielt Michael
  Stehmann einen Vortrag über Freie Software und Privatsphäre beim SFD-
  Event in Köln[13].

- Vom 13 bis 15 Oktober wird die FSFE einen Stand beim Linuxcon in
  Düsseldorf haben. Weil bereits schon vor der Veranstaltung viele Freie
  Software Aktivisten vor Ort sein werden, lädt die Fellowship-Gruppe
  Düsseldorf am 10 Oktober ab 11 Uhr zum Brunch ins Bistro
  "Schwesterherz"[14], Bilker Allee 66, 40219 Düsseldorf ein. Das wird
  eine ereignisreiche Zeit für unsere lokale Gruppe werden. Nachdem sie
  schon bei der Cryptoparty des Landesbeauftragten für Datenschutz und
  Informationsfreiheit[15] teilgenommen haben und einen Stand beim Zackk
  Straßenfest[16] organisierten.

- Guido Arnold fasste den Workshop der FSFE in Essen, in welchem die
  besten Vorgehensweisen für die Vertretung unserer Interessen auf
  lokaler Ebene[17] besprochen wurden zusammen.

- Der Freie Software Entwickler Matthew Garret ist „davon überzeugt,
  dass Software, die die Nutzer nicht respektiert oder ihnen mehr
  Möglichkeiten Wahlfreiheiten lässt, absoluter Schwachsinn ist.“. In
  seinem Blog[18] schreibt er dass Software von Grund auf so geschrieben
  werden muss, dass die Freiheiten, die sie erlauben auch unmittelbare
  und real nutzbare Vorteile für die Nutzer hat. Seiner Ansicht nach ist
  alles, was das nicht tut, ein Fehlschlag.

- Vom FSFE Planet[19], der Sammlung von Blogeinträgen zur FSFE:

    - Guido Arnold berichtet von den Teckids Workshops bei der FrOSCon9.
      Mehr als 60 Kinder zwischen neun und 13 Jahren nahmen an drei
      verschiedenen Workshops über Roboter, Python Spiele und
      Blender[20] teil.

    - Max Mehl erklärt wie man Openstreetmap als die Standardsuche in
      den Thunderbird Kontakten einstellt[21] und wie man über CalDAV
      auf einen Geburtstagskalender auf der ownCloud[22] zugreift.

    - Henri Bergius berichtet vom Status der NoFlo
      Entwicklungsumgebung[23], einer Benutzerschnittstelle für Flow-
      Basierte Programmierung.

    - Es gibt etliche Schritte, die man unternehmen kann, um Microsoft
      Office Dateien zu umgehen. In wenigen Fällen muss man sich mit
      ihnen auseinander setzen. Kevin Keijzer dokumentiert, wie man als
      Freie Software Nutzer das beste aus Microsoft Office macht was man
      kann[24].

    - Unser derzeitiger Praktikant Michele Marrali schrieb einen
      Blogbeitrag über wie Patente, Copyright und Handelsmarken genutzt
      werden können, um Freiheit in Hardwareprojekten zu bewerben.[25].


 == Werde Aktiv: Geben Sie uns eine Rückmeldung zum User Data Manifesto ==

Version 2 des User Data Manifesto[26] wurde herausgegeben. Das Ziel des
Manifestos ist es die fundamentalen Rechte der Nutzer und ihrer Daten im
Internet Zeitalter: Den Zugang zu Daten (und Metadaten) zu
kontrollieren, zu wissen, wann und wo die Daten gespeichert werden und
eine Plattform selbst zu wählen. Einige Projekte arbeiten bereits darauf
zu, das Manifesto zu unterstützen und ihren Nutzern diese Rechte zu
gewähren. Im Moment ist die Version 2 als Entwurf in einem Wiki
veröffentlicht, das öffentliche Kommentare erlaubt[27].

Wir bitten alle Unterstützer von Freier Software, uns eine Rückmeldung
zum Manifesto zu geben um es noch weiter zu verbessern und damit die
FSFE entscheiden kann, ob sie das Manifesto unterstützen wird. Bitte
geben Sie uns eine Rückmeldung, diskutieren Sie mit auf unseren
Diskussionslisten[28], und bitten Sie andere Freie Software
Organisationen ebenfalls eine Meinung abzugeben und ob sie das Manifesto
auch in dieser Form unterstützen würden.

Mein Dank geht an alle freiwilligen Helfer[29], Fellows[30] und Spender
der FSFE,[31] die unsere Arbeit ermöglichen,
Matthias Kirschner – FSFE

-- 
Free Software Foundation Europe <https://fsfe.org>
FSFE News <https://fsfe.org/news/news.en.rss>
Upcoming FSFE Events <https://fsfe.org/events/events.en.rss>
Fellowship Blog Aggregation <https://planet.fsfe.org/en/rss20.xml>
Free Software Discussions <https://fsfe.org/contact/community.en.html>

  1. https://wiki.fsfe.org/WindowsTaxRefund
  2. https://fsfe.org/news/2014/news-20140912-01.de.html
  3. https://joinup.ec.europa.eu/node/103311
  4. https://joinup.ec.europa.eu/node/104084
  5. https://joinup.ec.europa.eu/node/103567
  6. https://joinup.ec.europa.eu/node/103307
  7. https://www.fsf.org/news/fsf-and-debian-join-forces-to-help-free-software-users-find-the-hardware-they-need
  8. http://mail.fsfeurope.org/pipermail/discussion/2014-September/010265.html
  9. http://mail.fsfeurope.org/pipermail/discussion/2014-September/010295.html
 10. http://mail.fsfeurope.org/pipermail/discussion/2014-October/010296.html
 11. https://blogs.fsfe.org/fast_edi/?p=476
 12. http://blog.dmaphy.de/2014/09/software-liberty-is-like-security-in-it.html
 13. https://blogs.fsfe.org/stehmann/?p=1258
 14. http://www.bistro-schwesterherz.de/
 15. https://blogs.fsfe.org/stehmann/?p=1227
 16. https://blogs.fsfe.org/stehmann/?p=1247
 17. https://blogs.fsfe.org/guido/2014/09/how-to-advocate-for-free-software-in-local-politics/
 18. http://mjg59.dreamwidth.org/32686.html
 19. http://planet.fsfe.org
 20. https://blogs.fsfe.org/guido/2014/09/teckids-workshops-at-froscon9-robots-python-games-and-blender/
 21. http://blog.mehl.mx/2014/setting-openstreetmap-as-default-in-thunderbird-contacts/
 22. http://blog.mehl.mx/2014/birthday-calendar-with-owncloud-via-caldav/
 23. http://bergie.iki.fi/blog/flowhub-kickstarter-delivery/
 24. https://blogs.fsfe.org/the_unconventional/2014/09/12/ooxml/
 25. http://blogs.fsfe.org/puster/2014/09/08/freedom-and-openness-in-hardware/
 26. https://userdatamanifesto.org/2.0/
 27. http://udm.branchable.com/index.en.html
 28. https://fsfe.org/contact/community.de.html
 29. https://fsfe.org/contribute/contribute.de.html
 30. http://fellowship.fsfe.org/join
 31. https://fsfe.org/donate/thankgnus.de.html


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