FSFE-Newsletter – Oktober 2010

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Mon Oct 4 12:26:36 CEST 2010


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= FSFE-Newsletter – Oktober 2010 =

[Permanent URL: http://www.fsfe.org/news/nl/nl-201010.de.html]

In dieser Ausgabe diskutieren wir den irreführenden Begriff „faire,
vernünftige und nicht diskriminierende Bedingungen“ (englisch FRAND), wir
legen dar, was wir gegen zentralisierte Computer-Systeme und das Internet
Governance Forum (IGF) unternehmen, und wir berichten Ihnen den aktuellen
Stand unserer laufenden Kampagne zur Beendigung von Werbung für unfreie
Software durch öffentliche Einrichtungen.

Die FSFE feierte den Software Freedom Day durch eine Vielfalt von
regionalen Veranstaltungen und Aktivitäten. Wir organisierten Vorträge und
Ausstellungsstände in Berlin, Bonn, Hamburg, Köln, Offenburg
(Deutschland), Zürich (Schweiz) und Den Haag (Niederlande). [25]Mit
unseren Aktivitäten haben wir neue Zuhörer erreicht und ihnen erklärt,
warum Freie Software genauso wichtig werden wird, wie die Pressefreiheit
und die Versammlungsfreiheit.

== Warum FRAND Freie Software ausschließt ==

[26]Wir haben europäische Freie-Software-Unternehmen aufgefordert, an
einer Umfrage über die Haltung von Unternehmen zur Annehmbarkeit von
Patenten in Industriestandards teilzunehmen. Ein wichtiges Thema der
Umfrage war, ob Patente, die Standards abdecken, kostenlos lizenziert
werden sollten (wie vom W3C empfohlen), oder ob sie stattdessen unter
sogenannten „fairen, vernünftigen und nicht diskriminierenden Bedingungen
(englisch FRAND) lizenziert werden sollten.

FRAND ist eine unzutreffende Bezeichnung, da die Bedingungen oft unfair,
unvernünftig und in hohem Maße diskriminierend sind, besonders für Freie
Software. In Wirklichkeit ist FRAND nur für den kleinen Kreis der
mächtigsten Software-Unternehmen fair und vernünftig.

Auf den ersten Blick mag eine Lizenzgebühr von 0.000001 Cent pro Kopie zur
Implementierung eines Standards fair erscheinen, aber eine solche Gebühr
würde es unmöglich machen, ein Programm als Freie Software zu vertreiben.
Freie Software stellt sicher, dass Sie das Recht besitzen, Kopien an
andere weiterzugeben. Daher können Freie-Software-Unternehmen nicht
wissen, wie viele Personen die von ihnen verkaufte Software letztendlich
benutzen werden. Es ist unmöglich, die gesamten Lizenzgebühren zu
ermitteln, die sie den Patenthaltern zu zahlen hätten;
Freie-Software-Unternehmen würden nicht in der Lage sein, mit ihrer
proprietären Konkurrenz in Wettbewerb zu treten und Freie Software als
Ganzes würde untergraben.

Wir forderten Freie-Software-Unternehmen auf, an dieser Umfrage
teilzunehmen, um ihren Ansichten Gehör zu verschaffen und um
sicherzustellen, dass die Interessen von Freier Software in den
Ergebnissen der Studie repräsentiert sind. Leider haben die
stillschweigenden Annahmen der Studie einseitig Großunternehmen bevorzugt,
die eigene „für Standardisierung zuständige Angestellte“ besitzen, die
detaillierte Informationen bereitstellen sollten. Wir haben Rückmeldungen
erhalten, nach denen es für kleine und mittlere Unternehmen äußerst
schwierig und manchmal unmöglich war, den Fragebogen auszufüllen. Wir
werden im kommenden Verfahren diese Tatsache herausheben, genauso wie
unsere generelle Kritik, so wie wir es bereits [27]in der Vergangenheit
getan haben.

== „Wolkiges“ Internet Governance Forum ==

Das Internet Governance Forum (IGF) ist eine globale Diskussionsplattform
der Vereinten Nationen, die als Resultat des Weltgipfels zur
Informationsgesellschaft (WSIS) geschaffen wurde. Wir verfolgen beständig
die Tätigkeit des IGF, um sicherzustellen, dass die Diskussionen der
Richtlinien nicht in einer Gefährdung der digitalen Freiheit im
Allgemeinen und der Freien Software im Speziellen resultieren. Karsten
nahm an dem Forum in Vilnius in Litauen teil und hielt dort seinen Vortrag
[28]„Daten in der Cloud: Welche Rolle spielen Offene Standards?“.

Er lenkte die Aufmerksamkeit auf mögliche Lösungen für die Gefahren des
Cloud-Computing, darunter die Möglichkeit, dass Benutzer ihre eigenen,
leicht administrierbaren und ständig mit dem Internet verbundenen Server
betreiben, auf denen vorkonfigurierte Dienste für Web, E-Mail, Jabber und
Mikroblogging laufen. Weiterhin stelle er Yacy, GNU Social, Angel
Applications und andere Freie-Software-Programme vor, die dezentrale
Alternativen zu dominanten proprietären Diensten darstellen.

Gegenwärtig arbeiten wir an Wegen zur Förderung einer breiteren Nutzung
von Anwendungen, die auf verteilten Modellen beruhen, so dass die
Kontrolle über die Software ebenfalls auf die Benutzer verteilt wird.
Daraus resultierend haben wir [29]die verteilte Suchmaschine Yacy in
unsere Website integriert und testen nun die Ergebnisse. Michael Christen,
Hauptentwickler von YaCy, wird im Rahmen unserer Vortragsreihe ‚[30]Teile
und erobere zurück: die Wiedererlangung der Kontrolle über unsere
Kommunikation‘ auf der FSCONS-Konferenz einen Vortrag halten, der sich auf
Themen im Zusammenhang mit der Zentralisierung von wichtigen
Internetdiensten konzentriert.

== Werbung für unfreie Software durch öffentliche Einrichtungen ==

Täglich werben öffentliche Einrichtungen auf ihren Websites für unfreie
Software. Sie verlinken auf unfreie PDF-Reader-Software und geben dadurch
ihren Besuchern die Empfehlung, unfreie Software zu benutzen. [31]Unfreie
Software schadet unserer Gesellschaft und es ist insbesondere
unangemessen, wenn öffentliche Einrichtungen sie unterstützen. Einige
öffentlichen Einrichtungen gehen soweit, dass sie behaupten, ihre
PDF-Dateien könnten nur mit dem von ihnen empfohlenen proprietären
PDF-Reader betrachtet werden, was einfach nicht wahr ist. Es gibt
zahlreiche [32]auf Freier Software beruhende PDF-Reader, so dass die
Benutzer eindeutig die Wahl haben, welchen PDF-Reader sie benutzen wollen.

Um die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Verhalten zu richten, haben
wir eine neue PDF-Reader-Kampagne gestartet, und angefangen, Meldungen von
Einrichtungen mit diesem Fehlverhalten und Unterschriften für eine
Petition zur Beendigung dieser Praxis zu sammeln.

Reklame für kostenlose unfreie PDF-Reader ist immer noch Reklame für
unfreie Software, daher nehmen wir solche nicht in pdfreaders.org auf.
Öffentliche Websites sollten sie ebenfalls nicht aufführen, da die
Bevorzugung eines proprietären PDF-Readers gegenüber anderen eine unfaire
Bevorteilung darstellt und die Existenz von Software-Monopolen
unterstützt.

Seit dem 13. September haben uns Freiwillige aus der ganzen Welt bei
unserer Kampagne geholfen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben sie uns mehr
als 1369 Fälle von Werbung aus 39 Ländern übermittelt. 762 Personen, 20
Organisationen und 21 Unternehmen haben die „Petition für die Entfernung
von Werbung für proprietäre Software auf öffentlichen Websites“
unterzeichnet. Zu unserem Erstaunen wurde die Webseite der Kampagne
bereits in 10 Sprachen übersetzt, die der Petition in 11 und
pdfreaders.org in 18.

== Werden Sie aktiv ==

Diesen Monat bitten wir Sie, unsere PDF-Reader-Kampagne zu unterstützen:

- Finden und [33]teilen Sie uns Werbung für unfreie Software mit, die
  auf Webseiten von öffentlichen Einrichtungen steht.
- Unterzeichnen Sie unsere [34]Petition für die Entfernung von Werbung
  für proprietäre Software auf öffentlichen Websites.
- [35]Übersetzen Sie die Webseiten dieser Kampagne in Ihre Sprache.
- Finden Sie heraus, ob es in Ihrem Land [36]für öffentliche
  Einrichtungen illegal ist, unfaire Werbung für bestimmte Unternehmen
  zu machen und informieren Sie uns darüber.
- Finden Sie heraus, was es in Ihrem Land kosten würde, Online-Werbung
  auf Webseiten zu schalten, die mit den Websites jener öffentlichen
  Einrichtungen vergleichbar sind, auf denen die Werbung enthalten ist.
- Informieren Sie andere über diese Kampagne und was sie tun können, um
  mitzuhelfen.

Viele Grüße,
Matthias Kirschner - FSFE


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