Presseschau: Open Source! Der Kampf um freie Software

Ilu ilu at fsfe.org
Mo Jan 31 18:18:10 UTC 2022


Hallo Liste,

um noch einmal nachzuschärfen: Die Definition von FOSS kennt aus 
historischen Gründen nur Programmierer und Anwender, 99,99% der 
Bevölkerung gehören aber zu einer dritten Kategorie, den Konsumenten. 
Die vier Freiheiten in der derzeitigen Form sind für Konsumenten ohne 
jede Bedeutung. Für 99,99% der Bevölkerung ist es völlig irrelevant, ob 
sie mit Hilfe von proprietärer Software oder mit Hilfe von freier 
Software ausspioniert werden.

Wie sollen die Befürworter von FOSS unter diesen Umständen eine 
gesellschaftlich relevante Diskussion führen, wenn ihr Freiheitsbegriff 
für fast die gesamte Bevölkerung zu kurz greift?

Am 31.01.22 um 17:37 schrieb Christian Imhorst:
> Hi,
> 
> 31.01.2022 16:08:59 Ilu <ilu at fsfe.org>:
>> Project Governance kann sich von einem Tag auf den anderen ändern, wenn die dahinter stehende Entität ihre Geschäftspolitik ändert. Nur die Lizenz nagelt eine bestimmte Richtung fest, führt dann aber auch zu den angesprochenen Ausweichbewegungen seitens der Großkonzerne.
> 
> das sehe ich auch so. Project Governance bringt uns als Kriterium aus den genannten Gründen nicht weiter.
> 
>> Allerdings denke ich, dass die FOSS-Bewegung die ihr ursprünglich zugrundeliegende Idee, FOSS ermächtige die Menschen zum eigenverantwortlichen Umgang mit Technik, endlich aufgeben sollte, weil sie illusorisch ist: 99,99% der Menschen wollen keine Eigenverantwortung, sondern Konsum. Es ist natürlich ok, für die 0,01%-Nische zu entwickeln, aber man darf das große Ganze dabei nicht aus den Augen verlieren.
> 
> Ich stimme deiner Analyse zu, finde es deswegen aber gerade wichtig, dass wir als FOSS Community die Diskussion um FOSS in die Gesellschaft tragen und aufzeigen, warum das Beherrschen von Technik existenziell ist und Privatsphäre wichtig ist.
> 
>> "In contrast to both firm and community culture, what’s now needed is the connection of FOSS and the state." (aus https://agenceglobal.com/2022/01/26/laure-muselli-mathieu-oneil-fred-pailler-and-stefano-zacchiroli-the-open-source-world-is-more-and-more-closed/, keine Ahnung, ob hinter der Paywall dasselbe steht) - wenn der Staat die Projekt Governance übernimmt, bietet das Chancen aber auch wieder andere Gefahren, denn die Demokratie steht insgesamt auf wackeligen Füßen und ist auch nicht immun gegen die Macht des Geldes.
> 
> Der Text ist Original auf Französisch und die Übersetzung ist Deutsch oder Englisch vermute ich mal. In der deutschen Übersetzung steht:
> 
> "Obwohl auf beiden Seiten unterschiedliche Kulturen vorherrschen, geht es heute darum, die Open-Source-Bewegung und den Staat zusammenzubringen. Vor dem Hintergrund zunehmender Automatisierung und steigender Arbeitslosigkeit stellt sich auch die Frage, wie in Zukunft freiwillige Aktivitäten honoriert werden und in welchem Verhältnis der gemeinnützige, der staatliche und der private Sektor stehen sollen."
> 
> Es geht mEn dabei weniger um Project Governance, sondern eher darum, wie die Gesellschaft freiwillige Arbeit für z.B. FOSS zukünftig honorieren will, wenn wir uns immer mehr auf FOSS stützen und darauf aufbauen. Das wäre dann politisch zu entscheiden, z.B. mit einem bedingungslosen Grundeinkommen o.ä.
> 
> Viele Grüße
> Christian
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