Weltverbesserungsansätze und freie Software (war Re: Ethische Lizenz, war: NC-Lizenzen)

Antje Kazimiers ntj at allesjetzt.net
So Okt 31 19:09:56 UTC 2021


Hallo Liste,

Ich wollte hier schon seit Längerem einen Gedanken ergänzen.

On 7/28/21 10:44 AM, Henning Thielemann wrote:
>
> Ich sehe in meinem Umfeld viele Initiativen (Wohnprojekte, Foodcoops,
> Makerspaces) auseinanderbrechen, wenn sie versuchen, neben ihrem
> jeweiligen Kernthema noch weitere Weltverbesserungsansätze zu
> etablieren, auf die sich eben nicht alle Gruppenmitglieder einigen
> können. Die Foodcoop war gegründet, um ökologische Landwirtschaft zu
> fördern, aber dann zerbricht sie an der Uneinigkeit darüber, ob man
> rechts gesinnte Mitglieder haben darf. Der Makerspace war gegründet,
> um Menschen den Zugang zu Werkzeugmaschinen zu ermöglichen, die sich
> die einzelnen Mitglieder nicht leisten können. Aber dann zerbricht er
> an der Spaltung in ein Corona- und ein Anticoronalager. Das
> Wohnprojekt war gegründet, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber
> dann scheitert es an unvereinbaren Haltungen zu Schule und Schulpflicht.
>
> Das war jetzt etwas vereinfacht und zugespitzt, aber im Grunde sehe
> ich die Tendenz, Weltverbesserungsprojekte mit zuvielen Ansprüchen zu
> überfrachten, über die die Gruppe keine Einigkeit mehr erzielen kann.
> Wenn man 10 politische Themen nimmt, die sich mit einem Dafür und
> Dagegen besetzen lassen, dann gibt es 2^10 = 1024 Variationen (im
> Sinne der Kombinatorik). Das bietet Potential für 1024 dogmatische
> Gruppen, die alle nicht miteinander arbeiten können.

Eine Möglichkeit, verschiedene politische Themenfelder mit dem Eintreten
für freier Software zu kombinieren, ist das Engagement in einer
politischen Partei. Die Parteien geben durch ihr Programm die politische
Richtung für ganz verschiedene Themenbereiche vor.

Wenn man eine Partei gefunden hat, die freie Software unterstützt und
voranbringen möchte, findet man in derselben Partei auch Menschen, die
sich für andere Themen interessieren und dann kann man auf sie zugehen
und für freie Software werben. Es steht ja in demselben Programm.

Wie gut das in der Praxis funktioniert steht auf einem anderen Blatt,
aber ich sehe hier das Problem nicht so stark, dass sich Leute
ausschließlich für ihr Kernthema interessieren.

Viele Grüße

Antje



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