Ethische Lizenz, war: NC-Lizenzen
Ilu
ilu at fsfe.org
Do Jul 22 17:55:49 UTC 2021
Hallo Liste,
um nochmal auf das alte Thema zurückzukommen - ich habe gerade ein ganz
aktuelles Beispiel gefunden, wo die Programmierer:innen sich zu einer
Lizenzeinschränkung gezwungen fühlten, meines Erachtens zu Recht: Eine
"Consensual Use Restriction" für ein Tool zur forensic analysis
(https://github.com/mvt-project/mvt).
Ohnehin auch unter anderen Gesichtspunkten ein interessantes Projekt.
Auch hier könnte man sagen, dass "non-consensual use" eigentlich kein
Fall für das Lizenzrecht, sondern ein Fall für das Strafrecht ist. Aber
das Problem ist: Unser Strafrecht reicht nicht bis ins Ausland, z.B
nicht in die USA - das Lizenzrecht aber sehr wohl. Insofern ist das
Lizenzrecht international ein schärferes Schwert als das Strafrecht.
Deshalb ist eine Einschränkung, die eine befürchtete kriminelle Nutzung
- durch Regierungen - ausschließt, sehr sinnvoll. Au meiner Sicht macht
das die Software nicht unfrei, sondern freier.
Viele Grüße
Ilu
Am 18.05.21 um 20:19 schrieb Roland Hummel:
> Halle Antje,
>
> On 5/18/21 4:30 PM, Antje Kazimiers wrote:
>> Mich erinnert diese Debatte an einen Artikel [1] (leider Paywall) aus
>> der Technology Review. Darin wird gesagt, dass die vier bekannten
>> Freiheiten von vielen Software-Aktivist:innen unter ethischen
>> Gesichtspunkten "für unzureichend" angesehen werden. Und dass der
>> Entwickler Justin Flory [2] eine neue Vision freier Software mit drei
>> zusätzlichen Forderungen formuliert hat.
>>
>> Diese Gedanken müssten sich doch auch irgendwo im Netz frei verlinkbar
>> finden lassen. Auf Anhieb sehe ich erst einmal nix leider..
>>
>> ...
>>
>> [1] https://www.heise.de/select/tr/2020/5/2007914261339602965
>> <https://www.heise.de/select/tr/2020/5/2007914261339602965>
>> [2] https://jwf.io/
>
> was spricht gegen ein Zitat? Ich bin mal so "frei":
>
> "Auch unter ethischen Gesichtspunkten halten viele Software-Aktivisten
> das ursprüngliche Konzept mittlerweile für unzureichend: „Wenn Exxon
> etwa freie Software nutzt, um mehr Öl aus dem Boden zu holen, oder das
> Verteidigungsministerium, um die Welt effizienter zu bombardieren,
> sagen die vier Freiheiten nichts dazu. In einer Welt, die von Software
> angetrieben wird, sind freier Zugang und Modifizierbarkeit nicht mehr
> genug“, sagt der Jurist und Unternehmensberater Luis Villa. Der
> Entwickler Justin Flory hat eine neue Vision freier Software mit drei
> weiteren Forderungen formuliert:
>
> - Die Möglichkeit, zu untersuchen, wie eine Software Entscheidungen
> trifft (etwa ob ein autonomes Auto eher an einen Baum oder in eine
> Gruppe Schulkinder fahren würde).
> - Die Möglichkeit, Verantwortungen zuschreiben zu können (zum Beispiel
> bei der Anstiftung zum Völkermord in Myanmar durch Facebook-Algorithmen).
> - Die Möglichkeit, gegen die Entscheidung einer Software Berufung
> einzulegen."
>
> (Gregor Honsel: "Einmal Utopia und zurück ", MIT Technology Review
> 5/2020, S. 76)
>
> Danke für den wirklich spannenden Hinweis!
>
> Gruß
> Roland
>
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>
>
>
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