Re: Befreiung der Haushalte , der Behörden, ... von Microsoft-Software
Kristian Rink
mail at zimmer428.net
Di Mai 12 08:17:26 UTC 2020
Hi Theo, *;
Am 12.05.20 um 09:34 schrieb Theo Schmidt:
>
> Das glaube ich gerne. Es liegt auch daran, dass sich niemand für den
> Speicherplatz verantwortlich fühlt, wenn er nicht irgendwie beschränkt
> wird. Und die schlichte Unwissenheit auf allen Stufen. Einer meiner
> Kollegen mit vielen Qualifikationen ist trotzdem nicht in der Lage, den
> Text eines Dokuments zur Bearbeitung platzsparend zu verschicken, weil
> voll von hochaufgelösten und eingebetteten Bildern. Er weiss weder wie
> die Bilder zu reduzieren, noch sie zu verlinken (oder wegzulassen), und
> verschickt somit riesige Emails. Ganz schlimm sind die Einstellungen
> einiger Mailsclients, sämtliche Anhänge mit Antworten zurückzuschicken.
>
Volle Zustimmung. Ich als linux-sozialisiertes Lästermaul habe auch
gerade heute erst meine "Lernkurve" und Erdung erfahren in erstmaliger
Notwendigkeit, im Outlook im Web im Office 365 eine Nachricht
beantworten zu müssen. Ich habe schlußendlich "nur" meine Antwort
geschickt, weil es mir nicht gelungen ist, vernünftig die zwei Zeilen,
die ich brauchte, zu zitieren.
Das Thema halte ich insofern schon für interessant, aber hier sehe ich
zwei Baustellen, die mit FLOSS nur am Rande zu tun haben, für die ich
aber keine Lösung kenne:
- Allgemein: Investition in nachhaltige, ressourcenschonende
IT-Infrastruktur als ganzheitliches Konzept. Das berührt Speicherplatz
und Bandbreite, das berührt aber auch Themen wie Platz-, Energie,
Zeitbedarf (Menschen, die Kraft in den Betrieb von Technik investieren
und dafür andere Dinge nicht tun können). Dort stelle ich mir manchmal
schon die Frage, wie "effizient" ein KMU mit eigenem Serverraum hier ist
im Vergleich zu Google oer Amazon, die das in extrem großem Stil und
extrem optimiert machen bis zu einem Punkt, an dem sie sogar so etwas
wie "green IT" systematisch steuern und beeinflussen können. Wenn ich
mir nur [1] anschaue und vergleiche, mit welchen Problemen meine
Organisation zu kämpfen hat, weiß ich, dass wir (und alle anderen, die
ich im Umfeld kenne) *meilenweit* entfernt davon sind, sich solche
Fragen auch nur stellen zu können.
- Konkreter: Optimierungsmöglichkeiten für kleinere Strukturen und
Behörden in diesem Dunstkreis. In DE sehe ich nach wie vor Fachkräfte-
und an vielen Stellen auch Budget-Mangel. Für die meisten
Organisationen, mit denen ich zu tun habe, sind Ansätze wie Amazon oder
Azure deswegen interessant, weil sie extrem gut in *beide* Richtungen
skalieren. Brauch ich viel Ressourcen oder hoch verfügbare Dienste,
bezahle ich viel. Brauch ich weniger Ressourcen, bezahle ich weniger.
Habe ich weniger Geld, muss ich über meinen Ressourcenbedarf nachdenken.
Mit self-hosted IT und Infrastrukturbetrieb in Eigenverantwortung, mit
eigenen Leuten und Prozessen skaliert das für gewöhnlich nur in eine
Richtung - nach oben; Rückbau von Infrastruktur und Personal bei weniger
Last ist deutlich komplexer, wenn überhaupt möglich. Das ist aus
wirtschaftlicher Sicht Mist (weil es Kosten ohne Nutzen verursacht),
aber es ist auch als Nachhaltigkeitsperspektive eklig (weil ich unter
Umständen Leute habe, die "da" sein müssen, aber nix Sinnvolles tun
können, oder weil ich Server und Storage habe, die "halbleer" laufen,
aber nicht reduziert werden können).
Diese Themen sind aus meiner Sicht hinreichend relevant und spannend,
aber absolut nichts, wofür die Lizenz von Software irgendwie maßgeblich
wäre. Deswegen weiß ich nicht so recht, ob das (a) hier überhaupt Thema
ist und (b) wie man das sinnvollerweise angehen kann. Und ich sehe auch
durchaus Konfliktpotential: Selfhosting aus Perspektive "digitaler
Autonomie" vs. eventuell Aspekte der Nachhaltigkeit / Ökologie?
VG,
Kristian
[1]https://www.google.com/about/datacenters/efficiency/
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