Wie von integrierenden proprietären IT-Anbietern wegkommen? (Re: Bundesbehörde will Microsoft Teams einsetzen)

Kristian Rink mail at zimmer428.net
Mi Mär 11 10:12:38 UTC 2020


Am Montag, den 09.03.2020, 16:35 +0100 schrieb Bernhard E. Reiter:
> 
> 
> Einige Freie Software Unternehmen [1] sind durchaus in der Lage
> gut integrierte Lösungen zu schaffen, aber die langfristige
> Finanzierung ist das Problem. Wer die höhere Souveränität möchte,
> muss langfristig in gute Produkte und Produktkomponenten investieren.
> 

Richtig. Die Frage ist aber, wer hier diese Investition tun muss, und
ob/wie das strategisch geplant werden kann. 

Akut etwa: Dank der aktuellen Situation mit COVID-19 schicken viele
Unternehmen im Umfeld Mitarbeiter ins Home-Office und/oder verbieten
Dienstreisen. Die wenigsten Unternehmen haben (a) Kapazitäten und (b)
Zeit, um sich sinnvoll und in Detail in Projekten zu verlieren, die
technische Souveränität bei entsprechenden Lösungen zulässt - in vielen
Fällen ist schlichte Priorität, überhaupt *irgendwie* handlungsfähig zu
sein.

Kurz und knapp: Microsoft Teams geht hier gerade durchs Dach, scheint
zum Quasi-Standard für verteilte Teamarbeit zu werden - und bringt
damit noch sehr viel mehr und sehr viel massivere Bindung an Microsoft.
Selbst proprietäre Alternativen (Slack, StarLeaf, ...) verschwinden
hier zusehends bzw. werden relativ gesehen "irrelevanter", weil die
Nutzerzahlen weniger schnell wachsen.

Im FLOSS-Umfeld sehe ich dort nichts Relevantes, was dem entgegensteht.
Eines der großen Probleme aus meiner Wahrnehmung: Es gibt eine Handvoll
Firmen, die teilweise extrem gute Lösungen auf FLOSS bzw. offenen
Standards anbieten, aber die agieren eher im klassischen Sinne eines
System-Hauses, das projektspezifisch mit Kunden Anforderungen
erarbeitet und umsetzt (was seitens des Kunden ein strategisches
Projekt, Planung, Budget, ... voraussetzt). Die haben als Gegenspieler
"off-the-shelf"-Produkte, die ohne diese Vorbereitung "einfach nur
funktionieren", und gleichermaßen im schlimmsten Fall Situationen und
Schlüssel-Nutzer, die den Fokus auf solche Produkte noch verstärken.


Es bräuchte, konkret jetzt etwa, eine "Go-To"-Alternative, die halbwegs
auf Flughöhe mit Teams ist, die man sich als Test-Version als Nutzer
mit Web-Account irgendwo "klicken" und mit der man erst einmal arbeiten
kann. :|

Viele Grüße,
Kristian






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