Deutsche Corona-App als Freie Software durch Heise überprüft

Max Mehl max.mehl at fsfe.org
Fr Jun 5 15:08:56 UTC 2020


~ Florian Snow [2020-06-05 16:02 +0200]:
> soweit ich das verstanden habe, sind aber wichtige Teile gar nicht
> Bestandteil dieses Codes, sondern Teil des Betriebssystems, eventuell
> sogar der Google-Play-Services.  Eine Nutzung auf einer freien Version
> von Android ist also zumindest fraglich, sofern man das denn möchte.

Richtig, das ist das große Problem, das auch ich sehe.

Wesentliche Bestandteile der Logik (IDs, Bluetooth-Scanning,
Risikoberechnung) sind in der proprietären "Exposure Notification API",
der berühmten Schnittstelle, an der Google und Apple gearbeitet haben:

  https://github.com/corona-warn-app/cwa-documentation/issues/52

Diese wird in die Google Play Services eingebettet, damit kein Update
des Betriebssystems notwendig wird, sondern nur ein Update der Play
Services. Die Schnittstelle wie natürlich auch die gesamten Play
Services sind proprietär.

Sprich: Menschen, die keine Google-Dienste verwenden, können mit der
Freie-Software-App CoronaWarn leider nichts anfangen. Auch das Testen
der Software scheint wohl nicht ohne weiteres möglich zu sein, weil man
auf einer Whitelist stehen muss, damit man Zugriff auf die API hat.

Hier sind unsere Forderungen vom April [^1] daher nur teilweise erfüllt,
denn die App selbst ist zwar Freie Software, der Grundbau aber nicht.
Immerhin ist die Nutzung zumindest in Deutschland immer noch freiwillig.

Es müssen also alle für sich entscheiden, ob sie die proprietären Play
Services installieren möchten, um die Tracing App zu nutzen, die ja vor
allem gesamtgesellschaftlich Wirkung entfalten kann.

Viele Grüße
Max


[^1]: https://fsfe.org/news/2020/news-20200402-02.html

-- 
Max Mehl - Programme Manager - Free Software Foundation Europe
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