Re: Prototype Fund ist in die Ausschreibungsrunde 8 gestartet - bis 31. März bewerben

Roland Hummel roland.hummel at student.hu-berlin.de
Fr Feb 14 13:11:13 UTC 2020


Hallo Matthias,

On 2/14/20 1:13 PM, Matthias Kirschner wrote:
>> Da der Prototype Fund vermutlich nicht die *Einführung* von
>> "innovativen Software-Ideen" fördert: Ich bräuchte unbedingt einen
>> Fonds, der die Umsetzung/Einführung von FLOSS fördert. Kennt da jemand
>> etwas?
> 
> Ja, das siehst Du richtig, das fällt nicht in den Bereich der Förderung. 

Danke für Deine Antwort und Klarstellung.

> Wird schwer werden, da eine externe Förderung zu bekommen. Meinst Du,
> dass das Projekt erfolgreich sein kann, wenn der HU das selbst keine
> 50.000€ Wert ist? Bekommst Du dann trotzdem den nötigen Rückhalt der für
> so eine Einführung notwendig ist?

Zur ersten Frage: Die Frage scheint mir etwas an der Realität der
Finanzierung von IT-Personal im Bildungsbereich vorbeizugehen. Was sich
momentan an der HU abzeichnet ist die Umsetzung des "Diktats der
schwarzen Null": Dezentrale IT-Abteilungen werden finanziell
ausgehungert bzw. gar nicht erst neu besetzt, wenn die amtsinhabenden
Personen gehen (an der HU Berlin sind das die Stellen um die sog. "DVB":
die Datenverarbeitunsgbeauftragten).
Übernehmen soll die anfallenden Aufgaben der zentrale Computer- und
Medienservice (CMS) - was zunächst sinnvoll klingt, bekommt einen
eigenartigen Beigeschmackt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass dem CMS
in den letzten Jahren dutzende Stellen gestrichen wurden. Kurzum: Jedes
noch so noble FLOSS-Projekt scheitert hier an nunmehr jahrelang
überlasteten IT-Personalstrukturen, weswegen der CMS bereits aus
Selbstschutz gar nicht anders kann als zu sagen: "Wir unterstützen genau
ein Betriebssystem offiziell und das ist Windows."

Was die zweite Frage betrifft: Ja, bekomme ich. Ich habe ca. 35
offizielle stud. Gremien (vorrangig Fachschaften, aber auch das
Studierendenparlament sowie die stud. Vollversammlung) in mehrmonatiger
Arbeit davon überzeugt, dass wir freiheitsbewahrende digitale
Arbeitsumgebungen brauchen (zumindest als Standard-Wahlalternative), bin
dann mit den "Unterschriften" zum Präsidium (Vizepräsident für
Forschung) und zum CMS-Direktor und es wurde ein Kooperationsprojekt für
eine einjährige Pilotphase beschlossen. Die Finanzierungsfrage blieb
dabei offen und es wurde zunächst gewünscht, dass soetwas die
Studierendenschaft finanziert (über die Sozialbeiträge des
Semesterbeitrags).
Obwohl das einige Hunderttausend sind (600k, wenn ich mich richtig
erinnere), werden diese größtenteils für das eigene Sozialangebot der
Studierendenschaft benötigt (was ich für völlig nachvollziehbar halte,
weil dieses Sozialangebot meiner Erfahrung nach das einzige ist, was an
der HU effektiv denen hilft, die ohne diese Hilfe überhaupt keine Chance
hätten, zu studieren).
Jedenfalls habe ich den Direktor vom CMS auf meiner Seite und wir sind
zusammen alle HU-Institutionen angegangen, die dafür in Frage kämen
(Fundraisingstelle der HU, digitale Forschungsprojekte an der HU), aber
da ist nichts zu holen. Derzeit suchen wir nach
Finanzierungsmöglichkeiten durch externe Stiftungen.

Soll heißen: Es bringt nichts, ein Software-Entwicklungsprojekt nach dem
anderen zu fördern, wenn es kein Geld für Personal gibt, diese als
Alternative auch einzuführen. Eine IT-Stelle im öffentlichen
Bildungsbereich geht schon mit genügend Idealismus einher, vergleicht
man die Verdienstmöglichkeiten in der freien Wirtschaft. Da packt sich
verständlicherweise niemand noch zusätzliche Projekte auf den Tisch,
zumal solche, die immensem Konformitätsdruck unterliegen. Es braucht
also Finanzierungstöpfe für die konkrete Einführung/Umsetzung von
FLOSS-Projekten, gerade weil diese auf absehbare Zeit eben kein Standard
sein müssen, sondern es Ein- und Umgewöhnungsphasen, also
Parallelstrukturen braucht, die entsprechend bezahlt werden müssen.

Wäre es bspw. nicht möglich, hier bei den größeren "Fischen" der
publicmoneypubliccode-Kampagne mit FSFE-Unterstützung anzufragen, ob man
diese für eine (Teil-)Finanzierung gewinnen könnte?
Ich wollte Privatwirtschaft persönlich immer aus öffentlichen
Bildungsprojekten heraushalten, aber wenn der Linux-Computerpool dann
eben "RedHat-Linux-Pool" heißen muss, weil es sich anders nicht
finanzieren lässt, soll das eben so sein.

Gruß
Roland
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