Freier Software Abend in Duesseldorf am 28.08.2019 - Bericht

Dr. Michael Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Fr Sep 6 08:24:41 UTC 2019


Hallo,

der Freie-Software-Abend in Düsseldorf im August war wieder ein
themenorientierter Gesprächsabend.

Das Thema lautete: "Freie Software zur (arbeitgeberischen) Bevormundung?"

Freie Software darf ihrer Definition nach bekanntlich zu jedem Zweck
eingesetzt werden. Auf der FrOSCon erhielt der Chronist ein Prospekt,
welches für opsi ("open pc sever integration") ein "open source client
management system" warb. Erster Punkt der Beschreibung der Vorzüge
dieses System war: "Automatische Softwareverteilung ohne Eingriffsoption
des Users". Als er Bedenken äußerte, erklärten ihm die Ingenieurinnen
seiner Familie. das sei richtig so; ich wolle nicht, dass der Nutzer in
die Softwareverteilung eingreifen könne. Dass dies der Sicherheit und
Integrität der arbeitgeberischen IT-Systeme dienen soll und wohl auch
dient, war mir einsichtig. Dennoch blieb ein Unbehagen.

Wir setzen uns für einen gleichrangigen und selbstbestimmten Zugang
aller Menschen zur digitalen Gesellschaft ein. Soll dieses
emanzipatorische Anliegen Freier Software für in sozialer Abhängigkeit
Arbeitende nicht gelten? Oder nur in deren Privatleben? Sind
IT-Sicherheit und die eigenverantwortliche Gestaltung des eigenen
EDV-Arbeitsplatzes unüberbrückbare Gegensätze? Wir setzen uns für "Freie
Software für Betrieb und Verwaltung" ein. Bedeutet dies auch den Einsatz
für die Selbst- und Mitbestimmung der Arbeitenden? Müssen wir insoweit
bestimmte Zugeständnisse an die Arbeitgeber machen?

Freiheit und/oder Sicherheit ist auch bei Freier Software ein großes
Thema. Es ging an diesem Abend um Freiheit in Verhältnissen sozialer
Abhängigkeit und betrieblicher Eingliederung.

Nach der Vorstellungsrunde und einer kurzen Einführung ins Thema wurde
zunächst anekdotisch berichtet, dass selbst IT-Unternehmen und deren
fachkundige Mitarbeiter beispielsweise bei der "Cloud"-Nutzung zu
Zwecken der Kollaboration wenig Skrupel haben. Es ergab sich, dass den
Belangen der IT-Sicherheit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.Erst
recht wird oft nicht die Bedeutung Freier Software und mündiger
Mitarbeiter für die IT-Sicherheit zutreffend gewürdigt. Die Teilnehmer
konnten aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Hierdurch kam des
"eigentliche" Thema wohl etwas zu kurz, was von Teilnehmern dann
bedauert wurde.

Wichtig war jedoch das Thema Freie Software und Arbeitswelt auch aus der
Arbeitnehmerperspektive in den Blick zu nehmen. Die Erarbeitung von
Lösungen wird allerdings die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und
Arbeitnehmervertretern erfordern, zu der es jedoch bislang nicht (noch)
nicht gekommen ist. Aber das genannte Beispiel kann vielleicht ein
"hook" sein, um mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Nach dem Treffen sind wir wieder in eine Gaststätte gegangen. Auch die
dortigen Gespräche mehr fachlicher Natur waren sehr interessant.

_Weitere Termine_

Ob im September der reguläre Freie Software Abend in Düsseldorf
stattfinden wird ist noch ungewiss, da nach bisherigem Stand der Dinge
der Koordinator an diesem Abend nicht in Düsseldorf sein kann.

Mit freundlichem Gruß
Michael






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