Förderation und Offene Infrastruktur (Re: FSFE-Matrix-Server)

Kristian Rink mail at zimmer428.net
Mi Okt 9 19:14:41 UTC 2019


Hallo *;


Am Mittwoch, den 09.10.2019, 18:47 +0200 schrieb Ilu:
> 
> Das wollen die wenigsten, daran scheitert (im privaten Bereich) jede
> Lösung. Warum hat eigentlich früher das Telefon zu öffentlichen
> Daseinsvorsorge gehört, aber EDV-Basisdienste 
> heute nicht?
>

Seh ich genau so. Und das ist etwa in der ganzen Messenger-Diskussion
meine klare Erwartungshaltung: Es ist (aus meiner sehr persönlichen
Wahrnehmung) nicht sonderlich zielführende Zeitverschwendung, als
technischer Experte Nutzern mit deutlich weniger Kenntnissen die
Werkzeuge schlechtzureden, mit denen diese arbeiten können und die für
sie funktionieren. Wir sollten daran arbeiten, (politische, technische,
wirtschaftliche) Lobby zu etablieren, um für diese Nutzer Lösungen zu
erbringen, die nicht nur aus unserer, sondern auch aus *deren* Sicht
besser sind als das, was sie jetzt haben. Das ist auch meine klare
Erwartungshaltung etwa im Hinblick auf die politische Lobby-Arbeit von
Organisationen wie der FSFE.


> > Beispiele: "Verläßlich formatierte" Mails mit fettem Text, farbigem
> > Text, an den richtigen Stellen eingebundenen Bildern ... und die
> > *sicher* bei dem Empfänger so aussehen, wie der Absender das
> > wollte.
> 
> Ich bin heilfroh, daß ich das abschalten kann. Was ich sehe,
> entscheide ich.
> 

Jein. Ich möchte das selbst entscheiden können. Aber an einen Standard,
der "freie Client-Wahl" propagiert, habe ich die Erwartungshaltung, daß
das ohne Informationsverlust funktioniert. Wenn Absender Farbe und
Hervorhebung verwendet, um Information zu transportieren, und Empfänger
das ausblendet und damit Information verlieren kann, ist das Mist. Bei
Mail liegt hier mAn vieles in der Art und Weise begründet, wie diese
Technologie umgesetzt ist - als mehr oder weniger kruder "Aufsatz" auf
etwas, was im Kern für den Transport von Klartext vorgesehen ist und
bei dem Klartext immer der kleinste gemeinsame Nenner bleiben wird.
Warum nicht einen "Rework" dieser Infrastruktur, der so etwas wie
Markdown (und *nur* das) als Transport-Format für Text vorschreibt? Das
wäre besser als merkwürdige Multiparts oder etwa Text-Mailer, die bei
HTML-Mails einige Tags (Tabellen) "irgendwie" rendern und andere
(Farben, Schriften, ...) schlicht wegwerfen.


> 
> > Contact Discovery. Ich möchte leicht und "eingebaut" im Dienst
> > Kontakte,
> > die ich schon anderswo kenne, erreichen können.
> 
> Bitte nicht. Ich möchte immer noch selbst entscheiden, mit wem ich
> wie kommuniziere. Mein 70+ Umfeld sieht das genauso. Ich habe
> Matrix/Riot  und für alle anderen Email. Telefon nur Familie und wo
> unbedingt nötig. Wer damit nicht klarkommt - Pech.

Funktioniert in meinem Umfeld definitiv und sehr deutlich sehr anders.




> Mit genau dieser Taktik versuchen interessierte Kreise, föderierte
> und selbst-gehostete Systeme zu beerdigen. Verantwortlich ist der
> Verletzer, niemand sonst. Der Hoster muß bei der Verfolgung
> kooperieren. Punkt. 

Machen wir's doch konkret: Wie kann ich beispielsweise die Rechte, die
mir die DSGVO einräumt (Auskunft, Löschen, Ändern, ...) im Fediverse
durchsetzen? Bei einem Privatunternehmen gehe ich dem dortigen
Datenschutzbeauftragten auf den Nerv, notfalls zusammen mit der
Aufsichtsbehörde. Wie handhabe ich das bei einem Netz von losen
Instanzen, zwischen denen Daten hin und her kopiert werden und für die
im "besten" Fall nur ein, zwei Freiwillige in ihrer Freizeit
administrativ "verantwortlich" zeichnen? 

Mir geht es nicht darum, selbst-gehostete Systeme zu beerdigen. Aber
mir geht es durchaus darum, auch an solche Systeme Erwartungshaltungen
zu haben. Dazu gehören technische Ansätze (ich möchte nicht wieder und
wieder meine Infrastruktur härten müssen, weil ich unter DDoS-Feuer von
irgendwelchen amateurhaft betriebenen ungepatchten CMS gelange), und
dazu gehören auch rechtliche Aspekte. Der Umstand, daß diese momentan
politisch für diskutable Ansätze instrumentalisiert werden, ändert nix
an der Validität einiger dieser Punkte. Wenn die Konsequenz ist, daß
Selbst-Hosting mindestens eine Struktur wie einen Verein erfordert,
wäre das für mich sehr in Ordnung. 



> > Wir selbst suchen seit Jahren einen weiteren Systems Engineer,
> > ... Der Markt ist derzeit faktisch leer. 
> 
> Das sagen alle, komischerweise kenne ich Arbeitslose.
> 

Empfehlungen (Raum Dresden, Berlin, München) willkommen.

Viele Grüße,
Kristian



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